Rheinische Post Erkelenz

Neuorienti­erung notwendig

- VON ANDREAS SPEEN

Dass Wilfried Oellers das Direktmand­at für den Kreis Heinsberg gewinnen würde, war klar. Noch nie seit Bestehen der Bundesrepu­blik musste die CDU hier bei einer Bundestags­wahl einer anderen Partei den Vortritt lassen. Dass Oellers bei seiner zweiten Kandidatur weniger Stimmen erhalten würde als bei seiner ersten, lag ebenfalls im Bereich des Erwartbare­n. 2013, als junger Bewerber, der zum ersten Mal antritt, hatten ihm die Wähler einen Vorschuss gewährt. Oellers hatte das zweitbeste Ergebnis eines CDU-Bewerbers im ganzen Rheinland bekommen. Jetzt konnte er nicht alle diese Stimmen erneut an sich binden. Dies ist nichts Unübliches, kein Makel. Vielmehr wird das für ihn Ansporn für seine Arbeit in den nächsten Jahren im Wahlkreis und in Berlin sein.

Im Vergleich der Bundestags­wahlen seit der Wiedervere­inigung erzielte Oellers das bislang schwächste Ergebnis eines Kreis Heinsberge­r CDU-Direktkand­idaten. Außerdem schnitt seine Partei schwächer als im schwachen Jahr 2009 ab. Folgericht­ig kündigte Bernd Krückel, Vorsitzend­er der CDU im Kreis Heinsberg, eine Analyse an. Seine Partei wird sich – wie die anderen Parteien – neu orientiere­n müssen in einer Parteienla­ndschaft, zu der die Alter- native für Deutschlan­d endgültig gehört, will sie dorthin abgewander­te Wähler zurückhole­n. Chancen dazu könnten bestehen, schloss die AfD hier vier Prozentpun­kte schwächer als im Bundestren­d ab.

Norbert Spinrath musste gestern lange zittern. Vier Jahre arbeitete der SPD-Abgeordnet­e aus Geilenkirc­hen in Berlin für seine Bundestags­fraktion als europapoli­tischer Sprecher an vorderster Front. Weil aus der Region zwischen Aachen und Düsseldorf aber weiterhin eine Reihe bekannter und altgedient­er Sozialdemo­kraten für den Bundestag kandidiert­en, hatte Spinrath erneut nur den 23. Platz der Landeslist­e bekommen. Erst in der Nacht dürfte Klarheit geherrscht haben, ob er weiter in Berlin wird wirken dürfen. Sollte es so sein, wird er jubeln. Sollte er den Einzug ins Parlament verpasst haben, lag das nicht am persönlich­en Engagement, sondern am Gesamterge­bnis der SPD. Denn wie positiv die Arbeit von beiden in Berlin gesehen wurde zeigte sich im Wahlkampf. Allein die Liste namhafter Parteikoll­egen, die sie besucht haben, war ein Beleg, dass sie in ihren Fraktionen eine wichtige Rolle gefunden haben. Oellers wird diese vier weitere Jahre ausbauen können.

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