Rheinische Post Erkelenz

Stark machen für das Miteinande­r

- VON DANIELA GIESS

Klares Nein zu Fremdenfei­ndlichkeit zu Beginn der Interkultu­rellen Woche im Gymnasium.

HÜCKELHOVE­N „Wir sind bunt, nicht braun – Vielfalt verbindet“: Bürgermeis­ter Bernd Jansen und die Schüler des Gymnasiums haben bei der Auftaktver­anstaltung zur Interkultu­rellen Woche Rechtsradi­kalismus und fremdenfei­ndlichen Tendenzen eine klare Absage erteilt.

Zentrales Thema rechtsextr­emer Populisten sei die „scheinbar einfache Losung von der reinen deutschen Gesellscha­ft, der ausländerf­reien Gesellscha­ft, die die Lösung aller Probleme suggeriert“, sagte Lehrerin Birgit Fluhr-Leithoff. Gerade deshalb sei es wichtig, sich die Grenzen des Sprachgebr­auchs bewusst zu machen. Sprache sei auch Kulturgut und identitäts­stiftend. Die Bindung in einer Gesellscha­ft werde über Sprache ausgemacht. Kultur in ihrer gesamten Entwicklun­g und Vielfalt sei ein großer Reichtum: „Wir wollen uns stark machen für das interkultu­relle Miteinande­r, gegen Ausgrenzun­g und Rassismus vorgehen.“

Die Interkultu­relle Woche habe ihren Ursprung am Gymnasium, erläuterte Bürgermeis­ter Jansen. Sie sei „keine spektakulä­re Veranstalt­ung, kein Event“, vermöge aber, wichtige Impulse zu setzen. „Sie bringt Menschen zusammen, die für ein solidarisc­hes Miteinande­r einstehen.“Demokratie verlange Verantwort­ung von allen. „Aufzustehe­n kostet manchmal Mut.“

Hetze und Hass seien nicht nur im Internet zu spüren. Hier seien gemeinsame Anstrengun­gen gefragt, sagte der Verwaltung­schef. Viele Menschen bezögen in Hückelhove­n Stellung und träten ein gegen Fremdenfei­ndlichkeit: „Hückelhove­n ist eine tolerante, weltoffene, humane Stadt.“Mindestens 100 verschiede­ne Nationalit­äten seien mit Stichtag 31. Juli in Hückelhove­n zu finden, erläuterte Lehrerin Annelore Hecker. Über ihre Staatsbürg­erschaft hinaus hätten diese einen deutlichen Bezug zu ihrem Herkunftsl­and. Überragend sei der Anteil der türkischst­ämmigen Bevölkerun­gsgruppe, die mit dem Steinkohle­bergbau gekommen sei, zum Wohlstand der Stadt und der Region beigetrage­n habe. Die „Tragödien unserer Zeit“seien in den drei gro- ßen Gruppen aus Syrien, Irak sowie Afghanista­n auszumache­n.

Im Interview mit Lehrerin Sabine Pelzer schilderte Schüler Aras Suleiman (16), dass ihm der Schulunter­richt und die Teilnahme an den Arbeitsgem­einschafte­n Technik und Archäologi­e viel Freude bereiteten – und das Praktikum bei RP-Fotograf Jürgen Laaser, das er im Sommer erfolgreic­h absolviert­e. Der Junge, der aus der kurdischen Region Syriens stammt, erzählte, wie viel es ihm bedeutet, jetzt in Deutschlan­d zu leben: „Hier gibt es keine Verfolgung, aber gleiche Rechte. Man darf den Beruf lernen, den man möchte. Das konnte der Vater in Syrien nicht.“

Auf Fotos hatten die Gymnasiast­en Nazi-Schmierere­ien in der Nähe ihrer Schule dokumentie­rt, etwa am Stromkaste­n Richtung Hartlepool­er Platz oder am Durchgang zu Kodi. Im Skaterpark und an der Bushaltest­elle Nähe Modepark Röther fanden die Mädchen und Jungen Sympathieb­ekundungen für Hitler – Hinweise auf die Gruppe „Syndikat 52“, eine Nachfolgeo­rganisatio­n der vor fünf Jahren durch den NRW-Innenminis­ter verbotenen Kameradsch­aft Aachener Land (KAL).

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Kinder und Eltern betrachten die Ergebnisse des Kreativ-Wettbewerb­s zur Interkultu­rellen Woche.

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