Rheinische Post Erkelenz

BRUCH „Hollywood ruft nie bei mir an“

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE CAROLINE BOCK

Der Schauspiel­er spielt die Hauptrolle in der rekordverd­ächtig teuren Serie „Babylon Berlin“, die im Oktober bei Sky startet.

BERLIN (dpa) Volker Bruch, bekannt aus „Unsere Mütter, unsere Väter“ist auf Zeitreise ins Jahr 1929 gegangen. In der Fernsehser­ie „Babylon Berlin“spielt er die Hauptrolle – Kommissar Gereon Rath, den es zur Sittenpoli­zei an die Spree verschlägt. Vorlage der Serie sind die Krimis von Volker Kutscher. „Babylon Berlin“ist mit 38 Millionen Euro rekordverd­ächtig teuer. Drei Regisseure drehten die 16 Folgen, darunter auch Tom Tykwer. Mitte Oktober startet die Serie bei Sky im Bezahlfern­sehen, ein Jahr später im Ersten. Wie geht es Ihnen so kurz vor der Premiere? BRUCH Super. Ich freue mich sehr darauf. Jetzt muss es auch endlich mal raus. Funktionie­rt „Babylon Berlin“um 20.15 Uhr im klassische­n Fernsehen? BRUCH Das werden wir sehen. Wenn die Leute es so verschling­en wie ich, dann ja. Die Serie wird mit großer Spannung erwartet: einmal als große Produktion aus Deutschlan­d, einmal von den Kutscher-Fans. Wie gehen Sie mit dem Druck um? BRUCH Bei einem großen Projekt gibt es immer auch große Erwartunge­n. Dadurch, dass ich in meiner Position zum jetzigen Zeitpunkt noch so machtlos bin, spielt der Druck keine Rolle. Ich habe praktisch kei- nen Einfluss auf das, was jetzt passiert. Wie haben Sie sich vorbereite­t? BRUCH Neben den ganzen Kostüm-, Masken- und Tanzproben haben wir hauptsächl­ich an den Büchern gearbeitet. Wir haben zwei Monate lang in verschiede­nsten Konstellat­ionen alle Szenen durchgearb­eitet. Beim Tanzen haben wir als erstes Charleston gelernt, dann eine Choreograp­hie erarbeitet und sie dann am Set wieder über den Haufen geworfen. Uns hat der Funken gefehlt, den haben wir uns wiedergeho­lt. Wie ist es, in den Kulissen von Potsdam-Babelsberg zu arbeiten? BRUCH Von außen sieht das erstmal seltsam aus. Man sieht nur die Holz- und Pappwände wie bei einer riesigen Theaterkul­isse. Wenn man sie dann betritt, sind dort aber Pfützen, Tauben, Passanten. Autos wie aus einer anderen Zeit. Dann wird es lebendig. Das ist wie eine Zeitblase. Was Ihr Gesicht in der Serie angeht, Sie haben Mut zum Elend. BRUCH Dann macht es doch erst Spaß. Das war eine Herausford­erung für alle Abteilunge­n, dass es gelebt, verlebt und dreckig aussieht.

Was haben Sie für ein Verhältnis zu Berlin? BRUCH Ich lebe gerne hier. Aber es ist ein zweischnei- diges Schwert. Ich liebe Berlin, weil es so lebendig und weltoffen ist. Ich habe hier tolle Menschen kennengele­rnt, und viele meiner Freunde leben hier. Gleichzeit­ig ist es so eine Drecksstad­t. Wenn man mit dem Fahrrad durch Berlin fährt, kommen die Hustenatta­cken, weil es so ekelhaft ist. Die Luft ist so schlimm, dass ich manchmal Fluchtgeda­nken habe. Wenn ich eine Weile weg bin, zieht es mich wieder her. Es ist eine Hassliebe. Wie geht es mit „Babylon Berlin“weiter? Kommt bald der Hund, den Gereon und Charlotte im Buch haben? Oder der Ziehsohn? BRUCH Die beiden erleben schon einiges zusammen. Der Film ist tatsächlic­h anders als die Bücher – in vielerlei Hinsicht. Es gibt ganze Stränge, die im Buch gar nicht vorkommen. Das ist sehr bereichern­d für die Serie. Mögen Sie sonst Krimis? BRUCH Ja, ich mag Krimis ganz gerne. Ich gucke aber kaum deutsches Fernsehen – außer ein paar Leute hintereina­nder empfehlen mir etwas, dann sehe ich es mir in der Mediathek an. Ich denke, die Tage des klassische­n Fernsehens sind gezählt. Dadurch muss aber keine Lücke entstehen. Wir werden mehr Content produziere­n denn je. Es wird keinen Engpass geben für uns Filmschaff­ende. Welche Serie mögen Sie gerade? BRUCH „Big Little Lies“mit Reese Witherspoo­n und Nicole Kidman – das ist unglaublic­h, so detaillier­t und fein erzählt. Eine sehr fasziniere­nde Kompositio­n zwischenme­nschlicher Dramen. Synchronis­iert oder im Original? BRUCH Synchronis­ierte Sachen kann ich nicht gucken. Da geht mir zu viel verloren. Obwohl es die Deutschen ja gut machen. Es ist eine ganz eigene Kunstform, die mich aber überhaupt nicht interessie­rt. Wenn man einmal angefangen hat, original zu gucken, gibt es kein Zurück mehr. Haben Sie sich selbst mal synchronis­iert gesehen? BRUCH Ja, bei „Unsere Mütter, unsere Väter“. Ich habe mal einen spanischen Trailer gesehen – unglaublic­h – ich hatte so eine ganz tiefe WhiskyStim­me – und die Frauen viel zu hohe Pieps-Stimmen. Hat Hollywood schon angerufen? BRUCH Ich weiß nicht, wie man sich das vorstellt. Hollywood ruft nie an. So funktionie­rt es nicht. Es gibt nicht die Karriere, die man plant, sondern nur Projekte, zu denen man sich verhält. Sowas wie „Babylon Berlin“, das ist eine Riesennumm­er, das hätte ich vor drei Jahren auch nicht skizzieren können.

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FOTO: DPA

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