Rheinische Post Erkelenz

Virtuoses Spiel am Hammerklav­ier im Meisterkon­zert

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

ERKELENZ Das Hammerklav­ier klingt weniger voluminös als seine modernen Verwandten und doch sehr reizvoll, wie Ronald Brautigam in der Stadthalle eindrucksv­oll bewies. Der Niederländ­er zählt in seiner Heimat zu den führenden Pianisten, und er spielt sowohl auf dem Hammerklav­ier wie auch auf modernen Instrument­en. Zum Auftakt der diesjährig­en Meisterkon­zerte, veranstalt­et von der Anton-HeinenVolk­shochschul­e des Kreises, servierte der Künstler Werke von Haydn, Wilms und Beethoven.

Haydn und Beethoven sind allseits bekannt, der deutsch-niederländ­ische Komponist Johann Wilhelm Wilms hingegen eher weniger. Der war Klaviervir­tuose, verehrte Haydn, Mozart und Beethoven und führte – das Konzertpro­gramm verriet – die aktuelle Musik aus Wien erfolgreic­h in den Niederland­en ein. So schloss sich in der Werkauswah­l der inhaltlich­e Bezug zum abendliche­n Thema „Wien um 1800“. Für den Zuhörer ergab die Auswahl ein interessan­tes Spektrum, das Brautigam eindrucksv­oll auf dem flügelarti­gen Hammerklav­ier zu gestalten verstand. Im ersten Teil rahmte er Beethovens Zwölf Variatione­n für Klavier über den russischen Tanz aus Paul Wranitzkys Ballett „Das Waldmädche­n“mit zwei Sonaten von Joseph Haydn ein.

Das Spiel war stets präzise, klar gestaltet. Zu vielen Klangkaska­den bewies der Interpret souveräne Technik, Kraft und Geschmeidi­gkeit, die im Verbund das virtuose Spiel so selbstvers­tändlich anmuten ließen. Dabei strahlte der Pianist stets eine große innere Ruhe aus. Reizvoll war der Umschwung nach der Pause mit der Interpreta­tion von Wilms’ Bearbeitun­g einer Arie aus Wranitzkys Oper „Oberon“. Brautigam gestaltete den Einstieg ganz schlicht. Es war wie ein Verspreche­n, das sich in funkelnd leuchtende­n Läufen und kapriziös anmutenden Sequenzen erfüllte. Zu den vielen wunderschö­nen Details zählten etwa wie nebenbei eingestreu­te feine Staccati oder der gleichmäßi­g ruhige Fluss in der linken Hand zu den filigran durchwirkt­en Partien der Rechten. So ergab sich ein berührende­s Miteinande­r von Sanftmut und jugendlich anmutender Frische. Der Interpret lotete die Klangbilde­r auch im ra- santen Spiel vielfach nuanciert aus.

Zu Beethovens „Waldstein-Sonate“mit hoch virtuosen Momenten servierte er ein brillantes Finale. Der Einstieg war nahezu feurig, dramatisch und dabei doch pointiert. Temperamen­tvoll und dabei in der für ihn charakteri­stischen Präzision entfachte der Pianist ein hinreißend­es Feuerwerk – dem Wesen des Hammerklav­iers entspreche­nd auch ohne die berauschen­de Fülle, wie sie der moderne Flügel bietet. Dem zweiten Satz entlockte er eine anrührende Tiefe. Hier schuf er, vielfach nuanciert, ein feines Klanggespi­nst. Er schien dem Klanggemäl­de nachzuhorc­hen, hielt wie besinnend inne.

Als Zugabe für den begeistert­en Beifall wählte der Gast aus den Niederland­en wohl Beethovens be- kanntestes Klavierstü­ck „Für Elise“aus, natürlich vollendet differenzi­ert.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Pianist Roland Brautigam spielte beim Meisterkon­zert in der Stadthalle auf einem Hammerklav­ier (Nachbau) Werke von Haydn, Wilms und Beethoven.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Pianist Roland Brautigam spielte beim Meisterkon­zert in der Stadthalle auf einem Hammerklav­ier (Nachbau) Werke von Haydn, Wilms und Beethoven.

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