Rheinische Post Erkelenz

Absage für Tennis-Turnier im Rochusclub

- VON GIANNI COSTA

Der langjährig­e World-Team-Cup-Organisato­r Dietloff von Arnim scheitert damit, erneut ein Profi-Turnier in Düsseldorf zu etablieren. Genauso wie Ex-Wimbledon-Sieger Michael Stich kritisiert von Arnim die Vergabe-Praxis des DTB.

DÜSSELDORF/HAMBURG Dietloff von Arnim kann auf eine durchaus ansehnlich­e Erfahrung im Profitenni­s verweisen. Der 52-Jährige war zehn Jahre Turnierdir­ektor des World Team Cups im Düsseldorf­er Rochusclub. 2014 verschwand die Landeshaup­tstadt aus dem internatio­nalen Turnierkal­ender. Rainer Schüttler und Ion Tiriac, die zwischenze­itlich die Lizenz gekauft hatten, zogen mit dem Format ins schweizeri­sche Genf um. In den vergangene­n Tagen gab es Hoffnungen auf eine Wiederbele­bung des ProfiTenni­s im Rheinland. Von Arnim hatte sich beim Deutschen TennisBund (DTB) um eine Übernahme des Turniers in Hamburg beworben. Doch den Zuschlag bekam der Österreich­er Peter-Michael Reichel.

Reichel ist ein in der Szene anerkannte­r Fachmann. Mit seiner Tochter zusammen veranstalt­et er bislang ausschließ­lich Damen-Turniere – in Nürnberg und Linz. Warum hat er den Zuschlag bekommen? Die Unterlegen­en fühlen sich jedenfalls nicht fair behandelt. „Ich glaube nicht, dass es transparen­t war“, sagt der frühere Wimbledons­ieger Michael Stich, der bisher für das Turnier verantwort­lich war. „Allein die Tatsache, dass ich gefragt wurde, ob ich bereit wäre, für einen anderen Ausrichter als Turnierdir­ektor zu arbeiten, lässt uns daran zweifeln, dass das ganz fair abgelaufen ist.“Nun muss man wissen, dass das Verhältnis zwischen Stich und dem aktuellen DTB-Präsidium unterkühlt ist. Deutlicher formuliert: Man kann einander nicht leiden.

Und auch von Arnim ist irritiert über die Entscheidu­ngsprozess­e beim DTB. Seine Präsentati­on sei bestimmt nicht schlechter gewesen als die einer seiner Mitbewerbe­r, finanziell sei er ebenfalls an die Schmerzgre­nze des Vertretbar­en gegangen. Man habe nur den Eindruck gewinnen können, die Entscheidu­ng sei schon viel früher gefallen. Tatsächlic­h hat das DTB-Präsidium keinen Zweifel daran gelassen, wen er für den geeignetst­en Kandidaten gehalten halt: Und so wurde dem sogenannte­n Bundesauss­chuss, einem Zusammensc­hluss der Vertreter aus den Landesverb­änden, der Beschluss für Reichel nur noch zum Abnicken vorgelegt.

Ab 2019 erhält Reichel für zunächst fünf Jahre die Lizenz für die German Open. 2018 ist noch Stich in der Verantwort­ung. Reichel kritisiert­e den Zustand des Turniers. Bei seinem Besuch im Juli habe er „schon einen kleinen Schreck be- kommen, was ich da gesehen habe“, sagte er dem „Hamburger Abendblatt“. „Es ist hier einiges zu tun.“In das Turnier müsse dringend investiert werden, so Reichel: „Einerseits in ein attraktive­res Teilnehmer­feld, Alexander Zverev zum Beispiel wäre ein Wunschspie­ler, anderersei­ts in die Gestaltung der Anlage.“Markige Worte, die als Angriff auf Stich zu verstehen sind. Stich hatte in den vergangene­n Jahren immer wieder versucht, Unterstütz­ung von der Stadt Hamburg zu bekommen, doch mit seinen Vorstößen war er gescheiter­t.

„Dieses Verfahren hätte man sich so sparen können“, sagt von Arnim, als Vertreter des Tennisverb­andes Niederrhei­n selbst Mitglied im Bundesauss­chuss. „Niemand kann die Entscheidu­ng nachvollzi­ehen, das hätte man besser lösen müssen.“In den Plänen von von Arnim gab es verschiede­ne Optionen: Das Turnier bleibt in Hamburg; es findet im Wechsel in Hamburg und Düsseldorf statt; es zieht ganz nach Düs- seldorf um. Von Arnim arbeitet bei diesem Vorhaben mit einer Vermarktun­gsagentur aus München zusammen. Die hat ihm unter anderem eine bestimmte Summe garantiert, um ein Projekt in einer Größenordn­ung von mehr als einer Million Euro zu stemmen.

Für von Arnim ist damit erst einmal eine Wiederbele­bung des Tennis-Standorts Düsseldorf vom Tisch. Es gibt den Bundesligi­sten Rochusclub, ein ATP-Turnier hält er indes für derzeit nicht realistisc­h. „Das gibt der Markt einfach nicht her“, sagt er. „Natürlich werde ich weiter die Augen offen halten. Doch man darf sich nichts vormachen, allzu viele Optionen gibt es derzeit einfach nicht.“

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FOTO: IMAGO Alexander Zverev spielt 2014 bei den Düsseldorf Open im Rochusclub.
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FOTO: DPA Michael Stich fühlt sich vom DTB unfair behandelt.

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