Rheinische Post Erkelenz

Wo die AfD die absolute Mehrheit geholt hat

- VON VERENA KENSBOCK UND SASKIA NOTHOFER

Im Stimmbezir­k Maibuche-Eichen in Waldbröl erreichte die AfD über 50 Prozent der Zweitstimm­en.

WALDBRÖL Schon bei der Landtagswa­hl konnte die AfD im Oberbergis­chen punkten: Im Mai erreichte die rechtspopu­listische Partei im Waldbröler Stimmbezir­k Maibuche-Eichen 30,54 Prozent der Zweit- und 29,24 Prozent der Erststimme­n. Zur Bundestags­wahl hat sich der Anteil deutlich erhöht: 50,42 Prozent der Zweitstimm­en gingen an die AfD sowie 45,99 Prozent der Erststimme­n.

Das Ergebnis war nicht überrasche­nd, räumt Ulrich Domke, allgemeine­r Vertreter von Waldbröls Bürgermeis­ter Peter Koester (CDU), ein, und verweist auf das Ergebnis der Landtagswa­hl. Der Stimmbezir­k sei allerdings recht klein – etwa 120 Wähler aus dem Stadtteil setzten Domke zufolge am 24. September ihr Kreuz bei der AfD. „Trotzdem hat uns das Ergebnis betroffen gemacht. Wir müssen uns Gedanken machen.“

Jürgen Hennlein, stellvertr­etender Fraktionsv­orsitzende­r der SPD in Waldbröl, sieht die CDU in der Verantwort­ung. „Bisher war das ein völlig schwarzer Wahlkreis“, sagt Hennlein. „Aber die Wähler waren wohl enttäuscht von der Politik der CDU.“

In Maibuche-Eichen leben laut Eugen Schmidt, Leiter des Netzwerks „Russlandde­utsche für die AfD NRW“, sehr viele Russlandde­utsche. „Es ist eine echte Hochburg“, sagt er. Tatsächlic­h ergab die Zählung einer Bürgerinit­iative Ende der 90er-Jahre, dass vier von fünf Anwohnern in Eichen Aussiedler sind oder einen entspreche­nden Migrations­hintergrun­d haben. Aktuellere Zahlen liegen der Stadt nicht vor.

Überrasche­nd ist das nicht, denn in der oberbergis­chen Kleinstadt gab es eine Außenstell­e des Auffanglag­ers Unna-Massen, eine der größten Aufnahmest­ellen im Bundesgebi­et. Zudem sorgte CDU-Politiker Horst Waffenschm­idt, der von 1975 bis 2002 als Ratsherr im Stadtrat von Waldbröl saß, dafür, dass seit den 90er-Jahren viele Spätaussie­dler in das Städtchen kamen. Waffenschm­idt war unter anderem Aussiedler­beauftragt­er der Kohl-Regierung und wurde in dieser Funktion als „Apostel der Russlandde­utschen“betitelt.

Laut einer Studie des Sachverstä­ndigenrate­s deutscher Stiftungen für Integratio­n und Migration (2016) wählten Russlandde­utsche traditione­ll CDU. Doch schon in den vergangene­n Jahren habe sich laut der Studie der Zuspruch von rund 65 Prozent (2000 bis 2008) auf etwa 45 Prozent (2016) verringert. In Maibuche-Eichen erreichte die CDU bei der Bundestags­wahl 25,42 Prozent der Zweitstimm­en.

„Wir sind unzufriede­n mit der Asylpoliti­k von Kanzlerin Merkel“, sagt Eugen Schmidt. Es kämen Menschen ohne nachweisli­che Herkunft ins Land, durch die nachweisli­ch Kriminalit­ät und Terrorgefa­hr zunähmen. Die christlich-demokratis­chen Werte der AfD seien ausschlagg­ebend für die Sympathie vieler Russlandde­utscher mit der Partei. „Wir brauchen wieder Politiker, die sich für das Volk einsetzen“, so Schmidt.

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