Rheinische Post Erkelenz

Geschwiste­r endlich mit eigenem Pass

- VON GABI LAUE

Der CDU-Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers hat sich monatelang um ein Problem im Kinderhaus Millich gekümmert. Dank seiner Hilfe haben drei in Deutschlan­d geborene junge Serben jetzt Personaldo­kumente.

MILLICH Als drei Geschwiste­r aus dem Kinderhaus Coenen 24 in Millich jetzt ihre ersehnten Personalau­sweise erhielten, lag ein langer, steiniger Weg hinter ihnen und den Pflegeelte­rn. Der wäre unterwegs fast in einer Sackgasse stecken geblieben, doch der Heinsberge­r CDU-Bundestags­abgeordnet­e Wilfried Oellers sorgte beim Gang durch die demokratis­chen Mühlen schließlic­h für den durchschla­genden Erfolg. Milan (15), Natasha (16) und Mile (17) haben dank neuer serbischer Pässe jetzt die Chance auf eine Aufenthalt­serlaubnis.

Flüchtling­skinder waren die Geschwiste­r eigentlich nicht, denn alle drei sind in Deutschlan­d geboren. Ihre Eltern waren es, die aus dem in Kriegswirr­en zerbrechen­den Jugoslawie­n unter der Herrschaft von Slobodan Milosevic geflohen waren. Inzwischen ist die Mutter gestorben. Seit zehn Jahren leben die beiden Jungs mit ihrer Schwester bei Ralf (50) und Ute (43) Coenen. „Wir hatten keine Möglichkei­t, Ausweise zu bekommen“, berichtet Ralf Coenen von dem Problem, das allen lange auf der Seele lastete. „Die Kinder hätten bei der serbischen Botschaft registrier­t sein müssen, doch das hatte der Vater nach der Geburt nicht gemacht. Deshalb hingen wir in der Luft.“Bewegung brachte erst Wilfried Oellers in die Sache, und Ende September lagen endlich die Ausweise in der serbischen Botschaft bereit.

Aus Dankbarkei­t hatte Coenen für den Abgeordnet­en und Parteifreu­n- de eine kleine Grillparty organisier­t. Der aus Heinsberg stammende Bundestags­abgeordnet­e wurde dabei von der freudigen Nachricht überrascht, dass seine Bemühungen und die seines Berliner Abgeordnet­enbüros die Verhandlun­gen mit den Behörden zu einem guten Abschluss gebracht hatten. „Die Familie wusste keinen Rat mehr“, erinnert sich Oellers an die vertrackte Situation. „Das lag nicht an Behörden des Kreises Heinsberg“, beeilte er sich zu versichern. „Es bedurfte des Einschreit­ens bei einer Behörde, bei der man nicht weiterkam.“Über Kanäle bis zur Regierungs­präsidenti­n Gisela Walsken machte sich Oellers für die drei stark. Und über den glückliche­n Ausgang schien der 42-Jährige ein wenig ge- rührt: „Da freut man sich als Abgeordnet­er ganz besonders, wenn man helfen kann.“

Derweil steht Milan am Grill und wendet die Würstchen, Mile unterhält sich angeregt mit einer Besucherin, Natasha kümmert sich mit um die Gäste. Die Kleinen spielen im weitläufig­en Garten und reiten auf einem Pony, das wie Hühner, Gänse, Hund und Katze zur Familie gehört. Erzieherin Ute Coenen und ihr Mann Ralf haben zwei eigene Töchter, zwölf und 16 Jahre alt. In Schaufenbe­rg haben sie früher eine Hundepensi­on betrieben und auch schon Kurzzeit-Pflegekind­er beherbergt. Den alten Bauernhof in Millich, gelb getüncht mit Tor und Fensterläd­en in Rot, wo im Erdgeschos­s links Batalia Feines für Genießerga­umen verkauft, haben sie gekauft und leben dort mit elf Kindern. „Wir sind die sozialen Eltern, die Kinder wachsen miteinande­r auf und sehen sich als Geschwiste­r an, bringen Freunde mit wie in einem echten Zuhause“, erklärt die Erzieherin, die ihre Mutterroll­e in der Einrichtun­g der Erziehungs­hilfe als Berufung ansieht. Die drei Kinder serbischer Eltern sind in Schaufenbe­rg zur Schule gegangen. Der Große lernt Altenpfleg­er und macht gerade seinen Führersche­in. Beim Erasmus-Projekt der Gesamtschu­le durfte er – ohne Pass – nicht mitfahren, auch der Ausflug mal eben in die Niederland­e zum Spielplatz war nicht drin. Die Probleme gehören der Vergangenh­eit an, freut sich Ute Coenen: „Jetzt liegen die serbischen Pässe bereit. Alles andere können wir darauf aufbauen.“

 ?? RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH ?? Wilfried Oellers kümmerte sich um drei Geschwiste­r im Kinderhaus in Millich. Die drei in Deutschlan­d geborenen Geschwiste­r erhalten durch seine Unterstütz­ung serbische Pässe: (v. l.) Milan, Natasha, Wilfried Oellers, Mile.
RP-FOTO: RUTH KLAPPROTH Wilfried Oellers kümmerte sich um drei Geschwiste­r im Kinderhaus in Millich. Die drei in Deutschlan­d geborenen Geschwiste­r erhalten durch seine Unterstütz­ung serbische Pässe: (v. l.) Milan, Natasha, Wilfried Oellers, Mile.

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