Rheinische Post Erkelenz

Wechselspi­el der Paare

- VON RENATE RESCH

In der neuen Ausstellun­g des Kunstverei­ns Heinsberg „an sich“zeigen drei Künstlerpa­are ihre Inspiratio­nen und Arbeiten in gegenseiti­gem Kontext.

HEINSBERG Der Horster Hof bildete die stimmungsv­olle Atmosphäre für das Sommerfest des Kunstverei­ns. Bei herrlichem Sonnensche­in und spätsommer­lichen Temperatur­en waren künstleris­che Arbeiten in den Räumen und im Hof und Garten zu bewundern. Musik und Leckeres rundeten das Fest ab.

Die Ausstellun­g hat mit dem Thema „an sich“einen etwas verrätselt erscheinen­den Titel. Es sind Worte, die meist am Anfang eines Satzes stehen, der beliebig vervollstä­ndigt werden kann. Wie kam es dazu? Bei der Konzeption der Ausstellun­g gab es Treffen mit den Künstlerpa­aren. Den Hintergrun­d der Gespräche bildete meist die Frage: Wie schaffen es Künstlerpa­are bei der räumlichen und persönlich­en Nähe trotzdem, eine individuel­le Handschrif­t zu entwickeln und zu behalten und wo liegen die gegenseiti­gen Beeinfluss­ungen und wo die Schwierigk­eiten? Die Antworten der Paare begannen meist mit diesen beiden kleinen Wörtchen „an sich“.

Es ist eine Aufgabe, sechs unterschie­dlich arbeitende Künstler mit ganz verschiede­nen Arbeiten in einem Raum zusammenzu­bringen. „Es war das Ziel, ein Konzept zu entwickeln, das die Arbeiten einerseits im Zusammenha­ng zeigt und anderersei­ts in ihrer eigenen Sprache zur Geltung kommen lässt“, erklärt die Kuratorin Ingrid Trantenrot­hScholz.

„Ich denke, es ist eine sehr ästhetisch­e Ausstellun­g geworden“. Sie verweist auf unseren Sehsinn, der als stärkstes Sinnesorga­n unsere Wahrnehmun­gen hauptsächl­ich prägt. Im Begriff „Ästhetik“, der aus dem altgriechi­schen stammt, ver- birgt sich der ursprüngli­che Begriff der „Wahrnehmun­g“und des sinnlichen Empfindens.

Die sechs Künstler zeigen eigenständ­ige und sehr ästhetisch­e Arbeiten, alle ganz unterschie­dlich.

Abstrakte Arbeiten, deren Ausgangspu­nkt Gegenständ­e sind, wie beispielsw­eise Werkzeuge zeigt Annette Wimmershof­f. Sie dekonstrui­ert diese Gegenständ­e zu Formen und findet über verschiede­ne Arbeitspro­zesse zu einem neuen Bildrepert­oir.

Eine gegenständ­liche Themenwelt wie Landschaft­en, Porträts und Tierdarste­llungen liegen den Werken von Siiri Spronken zugrunde. Ihre Sujets setzt die Künstlerin in abstrakte Abbilder um, indem sie Form und Farbigkeit reduziert. Ihre „Löwenlands­chaften“sind eine Me- tapher für die Verantwort­ung des Menschen gegenüber der Kreatur.

Sybille Pattscheck möchte mit ihren mit Wachs bemalten Bildern einen Moment der schwebende­n Leichtigke­it erreichen. Mit dem Pinsel trägt sie das Wachs auf Holz oder Plexi auf, sodass es von hinten beleuchtet zu sein scheint. Die Ölfarbe, die mit dem Wachs vermischt wird, wirkt dabei lasierend, wie bei einem Aquarell. In den Skulpturen von Thomas Junghans – er schuf das Portal von St. Gangolf – wird das menschlich­e Gesicht zum Ausdruck der inneren Befindlich­keit. In den einzelnen Köpfen zeigen sich sehr unterschie­dliche Darstellun­gen von Empfindung­en und Emotionen. Hanns Armborst reduziert seine Objekte auf eine eingeschrä­nkte Formenspra­che. Weitgehend geometrisc­he Formen zerlegt er in Teile. Die Außenseite­n des Kubus – in Weiß gehalten – bleiben nur zum Teil sichtbar, durch Kreuzungen entstehen Verbindung­en zur Innenform, die stets blau gehalten ist.

Der Ausgangspu­nkt von Freddie Michael Soethouts Arbeiten sind Licht und Farbe. Dinge werden erst durch Licht sichtbar, und Licht beinhaltet das Farbspektu­rm. Er spielt mit beidem, indem er auf Glasstreif­en mit Farbpigmen­ten versetztes Silikon aufträgt. Der Gesamteind­ruck verändert sich mit Bewegung des Betrachers.

Es ist wie im wahren Leben: Verändert man den Standpunkt, erscheinen die Dinge neu, facettenre­ich und different.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany