Rheinische Post Erkelenz

Fortuna siegt bei Derby-Spektakel

- VON BERND JOLITZ

Die Düsseldorf­er gewinnen ein wildes Spiel gegen Duisburg mit 3:1 und erobern die Tabellensp­itze der 2. Liga zurück.

DÜSSELDORF Die schwarze Serie des MSV Duisburg in Düsseldorf geht auch ins 37. Jahr. Seit 1981 haben die „Zebras“nicht mehr bei der Fortuna gewonnen, und auch gestern kassierten sie trotz eines beherzten Auftritts eine 1:3-Niederlage. Es kostete Friedhelm Funkel, den Trainer der Gastgeber, und die rot-weißen Anhänger unter den 41.764 Zuschauern jedoch viele Nerven, ehe die drei Punkte und die Rückkehr an die Tabellensp­itze der 2. FußballBun­desliga feststande­n. Bei allem Offensivfe­uerwerk ließ Fortuna die Souveränit­ät vermissen, eine scheinbar sichere Führung ins Ziel zu bringen.

Man stelle sich vor, es ist Straßenbah­n-Derby – und viele Fans diskutiere­n statt dessen lieber über eine in sechs Wochen stattfinde­nde Aufsichtsr­atswahl. Undenkbar? Nicht in Düsseldorf. Mit untrüglich­em Gespür für die Situation hatte Fortuna am Nachmittag des DuisburgSp­iels die 14 Kandidaten bekanntgeg­eben, die sich am 12. November zur Wahl für das Kontrollgr­emium zur Verfügung stellen, sofern der Wahlaussch­uss ihre Bewerbunge­n billigt. Und kaum waren die Namen bekannt, setzte im Internet eine heftige Kommentarw­elle ein, in deren Mittelpunk­t vor allem zwei Kandidaten standen: der ehemalige Kapitän Dirk Böcker und Ex-Präsident Peter Förster, denen einige Anhänger aus alten Zeiten Ressentime­nts entgegenbr­ingen.

Zum Glück wurde dann ab 20.30 Uhr doch Fußball gespielt, und mit dem Anpfiff wurden weitere Aufsichtsr­ats-Diskussion­en erst einmal vertagt. Dafür ballerten etliche Wirrköpfe im Gästeblock so lange mit Kanonensch­lägen herum, bis sich Schiedsric­hter Robert Schröder mehrfach stirnrunze­lnd umdrehte. Die Düsseldorf­er antwortete­n eben- falls mit Krachern, freilich mit regelkonfo­rmen und zählbaren: Nach nicht einmal zwei Minuten köpfte Rouwen Hennings eine Flanke von Benito Raman zum 1:0 ins Netz, und nur vier Zeigerumdr­ehungen später flog ein von Oliver Fink abgefälsch­ter Schuss Jean Zimmers zum 2:0 an MSV-Keeper Mark Flekken vorbei. Erneut war der überragend­e Belgier Raman einer der Vorbereite­r.

Ein furioser Start, doch muss man den „Zebras“hoch anrechnen, dass sie sich durch diese Nackenschl­äge nicht entmutigen ließen. Mutig spielte die Truppe von Trainer Ilia Gruev nach vorn und schüchtert­e die Gastgeber damit ordentlich ein. Allein Torhüter Raphael Wolfs Glanztaten bewahrten sie vor Schlimmere­m – erst gegen Dustin Bomheuers Kopfball, dann sogar gegen Moritz Stoppelkam­ps Foulelfmet­er. Den hatte Wolf zwar in der zwölften Minute gegen Kingsley Onuegbu selbst verursacht, doch war ihm nach einem schweren Fehler Kaan Ayhans nichts anderes übrig geblieben. Es war nun ein vogelwilde­s Spiel, das Funkel an der Seitenlini­e zur Weißglut brachte.

Der Fortuna-Coach wird sich in der Kabine alle Mühe gegeben haben, seine Spieler zu beruhigen, doch er hatte dabei die Rechnung ohne das Kämpferher­z der „Zebras“gemacht. Denen lief jedoch bei allem Eifer das Pech hinterher. So trafen Onuegbu und Enis Hajri gleich dreimal den Pfosten, ehe Marcel Sobottka auf der Linie klärte. Aber selbst Ramans Kontertref­fer zum 3:0, war noch nicht die Entscheidu­ng, weil Stoppelkam­p fast postwenden­d verkürzte. Ein irres Derby, das der beste Mann auf dem Platz nicht zu Ende brachte: Nach einer Stunde musste sich Wolf verletzt gegen Ersatzkeep­er Tim Wiesner auswechsel­n lassen. Der unerfahren­e 20-Jährige hielt den Sieg in diesem wilden Spektakel fest.

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FOTO: DPA Kollektive­r Jubel über das 2:0: die Fortunen Rouwen Hennings (v.li.), Jean Zimmer, Julian Schauerte, Benito Raman und Niko Gießelmann.

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