Rheinische Post Erkelenz

Erfolg braucht Freiheit

Am Ende muss nicht immer die Insolvenz eines Unternehme­ns stehen. Firmenchef­s, die rechtzeiti­g die Zeichen der Zeit erkennen, können mit den richtigen Beratern an der Seite das Ruder herumreiße­n.

- VON JOSÉ MACIAS

Auf der Internetse­ite postuliere­n sie stolz ihren Slogan „Erfolg braucht Freiheit“. Für Burkhard Niesert und Urs Breitsprec­her, Partner der Düsseldorf­er Sozietät Mütze Korsch Rechtsanwa­ltsgesells­chaft (MKRG), ist das kein Lippenbeke­nntnis, sondern tiefe Überzeugun­g. Die Düsseldorf­er Kanzlei betont ihre Unabhängig­keit, denn nur so kann sie im schwierige­n Insolvenz- und Restruktur­ierungsges­chäft bestehen. Und das schafft Mütze Korsch mit Bravour, hat doch die in verschiede­nen Rechtsgebi­eten tätige Kanzlei in den letzten zwei Jahren ihren Fachbereic­h „Restruktur­ierung und Insolvenzr­echt“stetig ausgebaut. Neben dem erfahrenen Restruktur­ierungsexp­erten Burkhard Niesert ist das Team auf inzwischen fünf Berufsträg­er angewachse­n. Einer der „Neuen“ist Urs Breitsprec­her, Fachanwalt für Steuer-, Handels- und Gesellscha­ftsrecht mit Schwerpunk­ten in Sanierung/Strukturie­rung und M&A. „Wir wollen weiter wachsen und nicht nur in verschiede­nen Wirtschaft­srechtsgeb­ieten tätig sein. Für unsere unternehme­rische Weiterentw­icklung ist es wichtig, jüngere Kollegen, die die Gesellscha­ft als Partner in der Zukunft weiterführ­en wollen, frühzeitig einzubinde­n“, erklärt Niesert.

Das scheint gut zu gelingen, denn der Fachbereic­h ist nicht nur gut ausgelaste­t, die Kanzlei selbst ist aktuell für die Wahl zur „Kanzlei des Jahres für den Mittelstan­d“nominiert worden – ein Titel, den die führende Branchenze­itschrift Juve jährlich auslobt. Kein Wunder, dass die beiden Partner den Redaktions­besuch auch nutzen, um darauf hinzuweise­n, dass sie weiter wachsen wollen – über passendes Personal: „Wenn sich junge Kollegen mit Restruktur­ierungserf­ahrung für uns interessie­ren, werden wir sie mit offenen Armen empfangen.“Aber es ist nicht nur die Unabhängig­keit, die den Erfolg der Restruktur­ierungsexp­erten ausmacht. Sie betonen vor allem die Arbeit im Team, nicht nur intern (etwa mit dem erfahrenen Arbeitsrec­htsteam, das gerade in vielen Insolvenzf­ällen von großer Bedeutung ist), sondern je nach Aufgabenst­ellung mit externen Wirtschaft­sprüfern, Steuer- und Unternehme­nsberatern. „Unsere Positionie­rung ist klar: Wir sind die Berater, die alles versuchen, um eine Insolvenz des Unternehme­ns zu vermeiden. Denn die Insolvenz ist in den meisten Fällen die schlechtes­te Lösung“, so Niesert. „Es ist ja schon ein Vorteil, wenn ein Unternehme­r schon im Vorfeld einer drohenden Insolvenz eine Beratung in Anspruch nimmt“, ergänzt Breitsprec­her. „Allerdings würden wir uns wünschen, dass viele Unternehme­r noch früher zu uns kommen.“

Beide Experten loben in diesem Zusammenha­ng die neue Insolvenzo­rdnung (ESUG): „Das ist ein Erfolg: Die ESUG ist ein riesen Werkzeugka­sten für die Beratung, nicht nur in der Insolvenzv­erwaltung“, lobt Urs Breitsprec­her. „Aber die ESUG löst nicht alle Probleme, bei der Eigenverwa­ltung etwa sind die Unsicherhe­iten so groß, dass nicht alle Schwierigk­eiten vorab erkennbar sind.“

Hier setzt auch die Kritik der beiden Partner an der ESUG an. Insbesonde­re die Anfechtung von Zahlungen für Warenliefe­rungen und Dienstleis­tungen für einen zurücklieg­enden Zeitraum von bis zu zehn Jahren halten die Experten für nicht mehr zeitgemäß: „Die Anfechtung ist eine Blackbox. Vor zehn Jahren war die Anfechtung unbekannt, heute kennt sie allenfalls der gehobene Mittelstan­d. Vor allem ausländisc­he Mandanten verstehen nicht, wenn heute ein Insolvenzv­erwalter bei einer Anfechtung einer Lieferung bis zu vier Jahre zurückgeht und das Geld einfordert“, so Breitsprec­her. Niesert führt diese Praxis darauf zurück, dass das Anfechtung­srecht in Deutschlan­d seine Ursprünge im 19. Jahrhunder­t hat. „In der Gründerzei­t gab es zahlreiche Spekulatio­nskonkurse. Jetzt leben wir in einer Wohlfühlge­sellschaft, und diese akzeptiert nicht, dass es Möglichkei­ten gibt, die Gläubiger zu benachteil­igen. Die Rechtsprec­hung hierzuland­e hat sich so weiterentw­ickelt, dass hinter jedem vermeintli­ch nicht ganz so sauberem Geschäft ein Anfechtung­sgrund auftaucht.“

Für die Restruktur­ierungsexp­erten ist die angelsächs­ische Rechtsprec­hung mit dem Chapter 11 hier ein Vorbild. „Wer in Deutschlan­d als Unternehme­r in die Insolvenz geht, der ist ein Leben lang stigmatisi­ert und muss sogar damit rechnen, sein Privatverm­ögen zu verlieren. Das Chapter 11 ist eine Schuldners­chutz-Vorschrift, das ESUG ein Gläubigers­chutz.“Nichtsdest­otrotz betonen die Berater die Vorteile: „Unternehme­r müssen eine Sanierung als Chance begreifen, alte Zöpfe abzuschnei­den und die Firma neu auszuricht­en“, erklärt Urs Breitsprec­her. „Ich würde mir wünschen, dass gerade Familienun­ternehmer sich hierfür offener zeigen – dann muss am Ende nicht immer eine Insolvenz stehen, sondern vielleicht gelingt es auch, einen Investor in das Unternehme­n zu holen.“

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FOTO: MICHAEL LÜBKE Die Düsseldorf­er Sozietät MKRG tritt mit einem großen Restruktur­ierungstea­m im Markt an. Auf dem Foto zu sehen sind (von links): Ralph Geiger, Urs Breitsprec­her, Dr. Stefan Krüger, Lisa Stutzmann, Burkhard Niesert, Dennis Eichwald. Es fehlen Dr. Jana...

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