SERIE Einst „wichtige Geschäftsstraße“
Wie sich die Geschäftswelt der Burgstraße veränderte, nachdem der Verkehr neue Wege durch die Erkelenzer Innenstadt nehmen konnte.
ERKELENZ Mit dumpfem Geräusch aus einem schwer arbeitenden Motor rollt im Jahr 1971 der Anderthalbdecker der Marke Büssing auf schneebedecktem Asphalt in Erkelenz um die enge Kurve von der Burg- in die Roermonder Straße. Auch dieser größte Omnibus in Diensten der damaligen Kraftverkehr Erkelenz war gezwungen, sich durch die engen Straßen der Innenstadt zu quälen, schließlich war es die einzige Möglichkeit, den Weg Richtung Mönchengladbach, Wegberg oder Wassenberg zu finden.
Dieses Szenario war wenige Jahre später Geschichte. Erstens, weil der Ausbau der Nordpromenade von der Brückstraße Richtung Roermonder Straße die wohl wichtigste Umgehung des Stadtkerns wurde. Zweitens, weil das Zentrum wegen des Baus der Fußgängerzone (Eröffnung am 1. Dezember 1979) für den Durchgangsverkehr von der Kölner Straße über den Markt, vorbei am Alten Rathaus in Richtung Burgstraße nun tabu war. Diese gravierende Veränderung löste zwar die oft beklagten verkehrstechnischen Probleme, kratzte aber auch am Image der Burgstraße als „eine wichtige Geschäftsstraße“, wie sie 1982 von Josef Lennartz und Theo Görtz in Band 3 der Schriftenreihe des Heimatvereins, der sich mit Erkelenzer Straßen befasst, eingestuft wurde. In Gang gesetzt wurde aber auch ein schleichender Prozess, denn die Kundschaft dort wurde Jahr für Jahr weniger.
Dass diese Entwicklung mit Geschäftsschließungen und sogar Leerstand Auswirkungen bis ins laufende zweite Jahrzehnt des neuen Jahrtausends haben würde, war damals wohl kaum zu vermuten. Doch die aktuelle Realität zeigt, dass die Burgstraße, deren Name seit dem Jahr 1452 belegt ist, ihr Gesicht verändert wie kaum eine zweite Straße in Erkelenz.
Seit einigen Wochen und vermutlich bis Ende Januar 2018 ist sie zwi-
terforst,
cher,
Ligacz schen dem Johannismarkt und der Roermonder Straße wegen Abrissund Neubaumaßnahmen für den gesamten rollenden Verkehr gesperrt – nur Fußgänger haben eine Chance. In der Erkelenzer Zeitung wurde dies jüngst so beschrieben: „Die Burgstraße erinnert an die Wunde eines herausgerissenen Zahns.“Dabei ging es zunächst nur um das Haus mit der Nummer 10. Und weil inzwischen auch die Nummern 4, 6 und 8 ein Opfer der Abrissbagger geworden sind, müsste man jetzt nicht mehr nur von einem Zahn, sondern einer größeren Zahnlücke sprechen, die es zu erneuern gilt. Der „Gebissaufbau“soll zunächst mit der Nummer 10 im kommenden Jahr fertig sein, wie vom Erkelenzer Schlüsselfertigbau-Unternehmen Storms zu erfahren war.
Nach Bauende der kompletten Zeile (Nr. 4 bis 10) wird sich diese als ein Mix aus hochwertigem Wohnungsbau und anspruchsvollen Gewerbeflächen sowie Tiefgarage darstellen. Das Besondere an dieser Neubaureihe ist der Anschluss an die Nr. 2 (jetzt Kosmetik Siekmeyer), denn an der Nr. 4 soll doch die historische Silhouette fortgesetzt werden. Geplant war, die alte Fassade zu übernehmen, was sich aber aus baurechtlichen Gründen nicht halten ließ, der Abriss war zwingend. Der Neuaufbau der historischen Fassade stellte jetzt eine besondere, aber zu lösende Herausforderung dar.
Aber nicht nur auf der vom Johannismarkt Richtung Burg gesehenen linken, auch auf der rechten Seite der Burgstraße wird es eine Sanierung geben. Dort sollen die Häuser mit der Nr. 5 (Meurer) und Nr. 7 (Baums) dem Erdboden gleichgemacht und danach neu aufgebaut werden. Wie vom Erkelenzer Investor und Bauherrn Hermann Gottschalk zu erfahren war, dürfte das gesamte Vorhaben noch dauern, weil auch die Bauplanung noch nicht abschließend entschieden ist. Gestellt sei aber der Antrag auf Abriss bei der Erkelenzer Stadtverwaltung.
Krahe,
Schuma-
Bagusche,
Lüt-