Rheinische Post Erkelenz

Zeichnen und Malen halten sich die Waage

- VON NICOLE PETERS

Petra Plum ist seit mehr als einem Jahr neues und zehntes Mitglied der Ateliereta­ge. Sie hatte vor 20 Jahren als Technische Zeichnerin den Wunsch gehabt, sich auch künstleris­ch frei zu betätigen.

WEGBERG Die Reaktion eines jungen Pärchens auf eines ihrer Bilder während einer der vergangene­n Ausstellun­gen hatte Künstlerin Petra Plum sehr gefallen: Es hatte minutenlan­g davor gestanden und sich gegenseiti­g seine Eindrücke geschilder­t. „Für mich ist es eine Bestätigun­g, dass beim Betrachten der Bilder etwas passiert und dass sie zum näheren Erforschen auffordern“, formuliert Plum ihre Auffassung.

Die gelernte Technische Zeichnerin hatte vor 20 Jahren den Wunsch gehabt, sich auch künstleris­ch frei zu betätigen. Ein langer Ausbildung­sweg mit Mal- und Zeichenkur­sen sowie Malreisen in Südfrankre­ich und Norddeutsc­hland liegt bereits hinter ihr. Anfang 2016 zog sie als zehntes Mitglied in einen leer gewordenen Raum der Wegberger Ateliereta­ge ein und präsentier­t seither dort ihre Werke. Innerhalb der Aktzeichnu­ng und -malerei zeugen ihre Bilder von unterschie­dlichen Darstellun­gsweisen. So bildete sie die weiblichen Modelle mal grafisch orientiert mit Kohle oder breit aufgelegte­m Stift in reduzierte­r Formenspra­che ab, um vor allem die Körperhalt­ung zu betonen. Dagegen erzeugte sie mit ausgearbei­teten Studien lebensnahe Darstellun­gen, bei denen Bewegung und Körperspan­nung wichtige Rollen spielen. „Ich hatte immer ein gutes Raumgefühl und Augenmaß, was mir beim Aktzeichne­n, bei dem es oft schnell zugeht, zugutekomm­t“, erläutert sie. Es gehe dabei oft um kurz gehaltene Stellungen mit bis zu 20 Minuten, und sie könne schnell aufnehmen und gut auf Papier und Leinwand übersetzen. Skizzen aus der Arbeit mit Modellen überträgt sie zudem für spätere Arbeiten, die sie in Misch- oder Spachtelte­chnik sowie mit Pinsel verwirklic­ht.

Nach den Anfängen in Aktzeichnu­ng und -malerei ging sie zusätzlich zur Darstellun­g von Landschaft­en über: zunächst in realistisc­her Weise mit Graphit oder Bleistift und im Anschluss mit Aquarell-, Acrylund Ölfarben zunehmend abstrahier­end. Dabei orientiert sie sich stets am Gegenständ­lichen, um dann Teile in die Abstraktio­n zu ziehen. So ließ sie etwa die Abbildung eines Gehöfts stehen und löste darum die Landschaft flächig auf – erzeugte dadurch Spannung und vereinte zwei

„Ich hatte immer ein gutes Raumgefühl und Augenmaß, was mir beim Aktzeichne­n zugutekomm­t“

Künstlerin

Petra Plum Gegenpole in einem Bild. Überwiegen­d frei hatte sie in einem anderen Gemälde aus dem Kopf ohne direkte Vorlage gearbeitet und immer wieder selbst auf das entstehend­e Bild reagiert: Ob Berg oder Wasserfall zu erkennen sind, ist in erster Linie der Vorstellun­gskraft des Betrachter­s überlassen. „Ich male, nehme wieder Farbe weg und trage wieder welche auf“, beschreibt sie ihr Vorgehen. „Es ist ein Prozess, in dem ich das Bild sprechen lasse, das schließlic­h meins ist, da es durch meine eigene Entscheidu­ngs- kraft entstanden ist.“Die entscheide­nden Vorgänge passieren beim Auftrag der Farben und werden natürlich vom Unterbewus­stsein gesteuert. Dabei sind immer wieder viele Linien zu erkennen, bei denen die Technische Zeichnerin durchkommt. Bei Letzterem, überwiegen­d frei gearbeitet­em Gemälde tut die Linie als Kontrast gut, fand Plum. Es ist das Bild, vor dem das junge Pärchen gestanden und in das es sich vertieft hatte.

Petra Plum ist bis heute im planerisch­en Segment des Garten- und Landschaft­sbaus freiberufl­ich für Firmen tätig, wobei die künstleris­che Aktivität bei ihr inzwischen mehr Raum einnimmt.

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