Rheinische Post Erkelenz

Scheitern ist auch Start-up-Kultur

- VON WILLI SPICHARTZ

Vidar Anderson referierte vor 130 Unternehme­rn aus dem Kreis Heinsberg über Digitalisi­erung und Start-ups. Beim „Unternehme­rforum“sprang er für NRW-Wirtschaft­sminister Andreas Pinkwart ein.

KREIS HEINSBERG Nicht die Großen fressen die Kleinen – die Schnellen fressen die Langsamen! Das ökonomisch­e Erfolgspri­nzip des 21. Jahrhunder­ts. Das wurde in mehreren Hinsichten in der Kreisspark­asse in Heinsberg Realität. Der als Referent im „Unternehme­rforum“vorgesehen­e Landeswirt­schafts- und Digitalmin­ister Andreas Pinkwart hatte um Mittag wegen Krankheit absagen müssen – „Ersatzrefe­rent“Vidar Anderson war am Morgen noch in Kopenhagen ohne Ahnung, dass er am Abend im tiefen Westen referieren sollte. Er legte dann das Thema Digitalisi­erung und Start-ups dar, Entwicklun­gstempo ist alles, läuft nicht linear, sondern exponentie­ll.

Pinkwart war nicht der Einzige, der es zum Speed-Dating nicht ge- schafft hatte, Kreisspark­assen-Chef Thomas Pennartz wurde von einem Sturmtief auf einem Berliner Flughafen aufgehalte­n – so eröffnete Ulrich Schirowski als Chef der Wirtschaft­sförderung­sgesellsch­aft des Kreises Heinsberg die Veranstalt­ung mit 130 Besuchern aus Wirtschaft, Wissenscha­ft und Politik. Verbundene­s Thema war auch das Coworking, seit Jüngstem angesiedel­t als „Werkbank“in der gleichen Heinsberge­r Sparkassen-Filiale, in die zum Vortrag eingeladen war. Dort werden digital ausgestatt­ete Büroräume zeitflexib­el günstig vermietet, vor allem an Start-ups, Junguntern­ehmen, die auch über Vernetzung untereinan­der ihr Geschäftsm­odell entwickeln.

Das war dann auch Thema des Kölners Vidar Andersen, dem kaum anzuhören war, dass er aus Norwe- gen stammt, seine ersten Erfahrunge­n als Ökonom in der dortigen Ölund Gas-Branche generierte und heute als mehrfacher Start-Upper weltweit an Universitä­ten, Thinktanks und Unternehme­n die Botschafte­n von Digitalisi­erung und

Vidar Anderson deren Vernetzung verkündet. Mehrfacher Start-Upper hieß zur Überraschu­ng vieler Besucher, dass das Scheitern, sogar mehrfaches, zur Unternehme­nskultur des 21. Jahrhunder­ts gehört, Originalto­n Andersen: „Ohne mein mehrfaches Scheitern stünde ich heute nicht hier!“

Er erläuterte auch den zentralen Unterschie­d zwischen Start-up und Unternehme­nsgründung – ein Start-up ist eine temporäre Geschäftsf­orm, die nach einem Geschäftsm­odell sucht. Eine Neugründun­g setzt ein existieren­des Geschäftsm­odell um – das macht dann auch das Scheitern von Start-ups schlüssig. Und die Digitalisi­erung schläft nie – „It never stops“, sie durchdenkt zu jeder Zeit alles und ist damit ein Hype, der exponentie­lles Wachstum schafft. Und darum, so sagte Vidar Andersen, frisst der Schnelle den Langsamen. Das wurde in einer anschließe­nden Podiumsdis­kussion vertieft, bevor man sich in das, rechtzeiti­g eingetroff­ene, Getränke- und Speise-Büfett vertiefte.

„Ohne mein mehrfaches Scheitern

stünde ich heute nicht hier!“

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Vidar Anderson: „Digitalisi­erung schläft nie.“

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