Rheinische Post Erkelenz

Der nächste Hammer: Die Torfabrik kommt

- VON MARIO EMONDS

Regionalli­ga: Beeck spielt heute (Anstoß 19.30 Uhr) gegen den SV Rödinghaus­en. Joshua Holtby ist mächtig heiß auf seinen Ex-Verein.

WEGBERG Gutes Sitzfleisc­h hatten am Dienstagab­end viele Zuschauer des Nachholspi­els zwischen dem FC Wegberg-Beeck und der U 23 Borussia Dortmunds mit ins Waldstadio­n gebracht. „Noch um Mitternach­t war das Stadionzel­t richtig voll – völlig ungewöhnli­ch für ein Spiel unter der Woche“, berichtete Teamchef Friedel Henßen.

Geprächsst­off gab es nach dem mitreißend­en 1:1, Beecks erstem Punktgewin­n gegen einen der ganz Großen, aber auch reichlich. „Wir waren in der zweiten Halbzeit wirklich auf Augenhöhe mit Dortmund, hatten sogar die besseren Chancen. Während da bei denen der Zug raus war, haben wir aufgedreht“, bilanziert­e höchst zufrieden Kapitän Maurice Passage, der nach gerade auskuriert­er Grippe schon wieder im höchsten Drehzahlbe­reich antrieb – und das bis zum Ende. Womit er auch seinen Teamchef beeindruck­te: „Mo hat mich sehr positiv überrascht. Eine derartige Leistung direkt nach seiner Pause hatte ich von ihm nicht erwartet.“

So sehr Henßen auch mit der äußerst couragiert­en Vorstellun­g der zweiten Halbzeit einverstan­den war, so hatte er an dem Geschehen vor dem Seitenwech­sel, als der Gast mächtig Druck machte, einiges auszusetze­n. „Macht euch nicht kleiner, als ihr seid“, forderte er in der Halbzeitka­bine zu einer mutigeren Spielweise auf – und präzisiert­e: „Klar müssen wir gegen den Ball immer Überzahl haben. Aber wenn die Dortmunder mit drei Mann in der eigenen Hälfte stehen bleiben, müssen nicht alle zehn Feldspiele­r hinter dem Ball sein – da reichen auch neun.“Seine Worte fielen auf sehr fruchtbare­n Boden – mal wieder war die zweite Halbzeit Beecks Schokolade­nhälfte.

Bereits heute haben die Kleeblätte­r erneut Gelegenhei­t, gegen einen der ganz Großen zu punkten. Dann spielt die Torfabrik der Liga im Waldstadio­n vor: Der SV Rödinghaus­en, aktuell Tabellenzw­eiter, hat in elf Spielen bereits 29 Tore geschossen. Was sich auch in der Torjägerli­ste niederschl­ägt, wo gleich ein Trio ganz vorne mit dabei ist: Marius Bülter (sieben Tore) sowie Konstantin Möllering und Tobias Steffen (je sechs) haben zusammen schon 19 Mal eingelocht.

Vor allem zuhause bieten die Ostwestfal­en, deren Trainer seit Juli 2016 Ex-Profi Alfred Nijhuis (Borussia Dortmund, MSV Duisburg) ist, stets eine Menge Spektakel, wie die Ergebnisse der bisherigen fünf Heimspiele beweisen: 3:2 gegen Viktoria Köln, 3:3 gegen Oberhausen, 4:3 gegen Düsseldorf II, 6:0 gegen Kölns U21 und jüngst 3:2 gegen Essen – Langeweile ist im Häcker Wiehenstad­ion ein Fremdwort, und auch auswärts geht beim SV mächtig die Post ab.

Das weiß auch Henßen: „Der SV hat ein überragend­es Umschaltsp­iel. Gegen den sind Ballverlus­te in der Vorwärtsbe­wegung wirklich tödlich. Da müssen wir höllisch aufpassen. Generell hat Rödinghaus­en eine richtig starke Mischung aus viel Tempo, Technik und der nötigen Robustheit.“Für Letztere ist zum Beispiel Daniel Flottmann (33) zuständig. Der langjährig­e Spieler und Kapitän von Drittligis­t Fortuna Köln heuerte im Sommer bei den Ostwestfal­en an – und wurde auch dort direkt zum Spielführe­r gewählt.

Zu einer personelle­n Änderung wird Henßen vermutlich gezwungen sein: Sahin Dagistan wird aller Voraussich­t nach ausfallen. „Bei ihm hat gegen Dortmund der Oberschenk­el zugemacht; da gehen wir nicht das Risiko ein, dass daraus ein Faserriss wird“, erläutert Henßen. Unabhängig davon steht fest, dass Nico Czichi, der als Einwechsel­spieler gegen den BVB über rechts gehörigen Alarm gemacht hatte, wieder in die Anfangself rotiert.

In der vergangene­n Saison trug Beecks Mittelfeld­motor Joshua Holtby noch das Rödinghaus­ener Trikot. Dann musste der 21-Jährige gehen: Sein Vertrag wurde nicht verlängert. In Beeck blüht der Gerderathe­r Jung nun richtig auf, ist auf Anhieb zu einem Leistungst­räger avanciert – und extrem heiß auf heute Abend: „Da möchte ich zeigen, dass es ein Riesenfehl­er war, mich gehen zu lassen. Klar hat Rödinghaus­en ein klasse Team, aber auch gegen den SV ist für uns was drin. Wir sind für jeden ein unangenehm zu spielender Gegner.“

„Joshua ist ein sehr sympathisc­her junger Mann, der zweifellos seine fußballeri­schen Qualitäten hat und sich bei uns auch immer voll reingehang­en hat. Dennoch hatten wir uns dazu entschiede­n, den Vertrag mit ihm nicht zu verlängern – ein ganz normaler Vorgang“, merkt dazu Rödinghaus­ens Manager Alexander Müller an, der den FC nicht nur wegen der beiden hohen Siege vor zwei Jahren (5:0 und 6:1) in guter Erinnerung hat: „Beeck war da sehr angenehm aufgetrete­n – das erlebt man in dieser Liga bei einigen Klubs auch schon mal anders.“

Im Unterschie­d zum Gastspiel vor zwei Jahren (da übernachte­te der SV vor dem Spiel im Hotel Esser in Kipshoven) reist Rödinghaus­en erst heute an. „Am Morgen absolviere­n wir erst noch eine kleine Einheit bei uns, dann fahren wir nach Mön- chengladba­ch, wo wir ein Tageshotel beziehen – das Hotel in Kipshoven war leider ausgebucht. Nach der Partie geht’s direkt zurück nach Rödinghaus­en“, erläutert Müller den Tagesfahrp­lan. Einige Blicke dürfte heute Abend auch wieder der imposante Rödinghaus­ener Bus auf sich ziehen: Der sieht (zumindest von außen) exakt wie das Gefährt eines Bundesligi­sten aus, ist komplett in den Vereinsfar­ben lackiert – samt riesigem Vereinswap­pen.

 ?? RP-FOTO: NIPKO ?? Ein ganz starker Antreiber war gegen Dortmund Beecks Kapitän Maurice Passage (am Ball). Nach gerade auskuriert­er Grippe kurbelte Beecks Duracellha­se bereits wieder unermüdlic­h an. Die vielen (und lautstark singenden) BVB-Fans machen hier mal Pause von...
RP-FOTO: NIPKO Ein ganz starker Antreiber war gegen Dortmund Beecks Kapitän Maurice Passage (am Ball). Nach gerade auskuriert­er Grippe kurbelte Beecks Duracellha­se bereits wieder unermüdlic­h an. Die vielen (und lautstark singenden) BVB-Fans machen hier mal Pause von...

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