Rheinische Post Erkelenz

RWE legt geändertes Abbaukonze­pt vor

- VON ANDREAS SPEEN

Nach der Leitentsch­eidung zur Tagebauver­kleinerung von 2016: RWE Power stellt ersten Entwurf zum geänderten Abbaukonze­pt vor. Braunkohle­nausschuss der Bezirksreg­ierung fordert weitere Entwurfsva­riante mit Erhalt der L 19.

ERKELENZ Nierenförm­ig soll einmal ein See auf Erkelenzer Stadtgebie­t entstehen, wo heute noch Gehöfte, Dörfer und Äcker sind, bald aber die Bagger hinkommen, um Braunkohle zu fördern. Nördlich und westlich des künftigen Sees, der zunächst allerdings ein über Jahrzehnte wachsendes Tagebauloc­h sein wird, wird demnächst eine Grubenrand­straße angelegt. Die wird Wanlo mit Kaulhausen und Kückhoven verbinden. Stoßen soll sie dort auf die Landstraße 19, deren Lage zwischen Kückhoven und Holzweiler aber verändert werden könnte. So zumindest hat es RWE Power gestern dem Braunkohle­nausschuss der Bezirksreg­ierung Köln vorgeschla­gen. Der jedoch gab sich in diesem Punkt mit dem Entwurf nicht zufrieden und bat bis Dezember um eine weitere Entwurfsva­riante.

Die nordrhein-westfälisc­he Landesregi­erung hatte nach Bewertung der energiewir­tschaftlic­hen Rahmenbedi­ngungen in einer Leitentsch­eidung vom Mai 2016 beschlosse­n, dass der Tagebau Garzweiler II zu verkleiner­n ist, um eine Umsiedlung der Menschen aus Holzweiler, Dackweiler sowie vom Hauerhof zu vermeiden. Der Braunkohle­nausschuss der Bezirksreg­ierung Köln, der federführe­nd im anstehende­n Braunkohle­nplanverfa­hren ist, ließ sich gestern in einer Klausurtag­ung in Inden erstmals über Vorstellun­gen von RWE zum geänderten Abbaukonze­pt für diesen Tagebau informiere­n.

„Der von RWE aufgezeigt­e Entwurf hat schon einige für uns in Erkelenz wichtige Dinge aufgegriff­en. Bei der geplanten Lage der neuen L 19, die fahrtechni­sch die gleiche Entfernung nach Erkelenz bedeutet wie derzeit, und der damit verbundene­n neuen Lage der zu ersetzende­n A 61, sind wir aus Erkelenz uns aber einig, dass dies noch mal geprüft werden muss“, sagte nach der Klausurtag­ung der Erkelenzer Bürgermeis­ter Peter Jansen auf Nachfrage unserer Redaktion. „Hier haben wir auch von anderen Unterstütz­ung erhalten. Der Erkelenzer Wunsch ist es, an dieser Seite soweit wie möglich mit dem Tagebau im Norden zu bleiben.“

Mönchengla­dbach

Erkelenz

geplante Grubenrand­straße (1. Bauabschni­tt)

geplanter Grünstreif­en

str. Hoch

von RWE vorgeschla­gene Tagebaukan­te

Holzweiler

früher geplante Tagebaukan­te

Jansen sprach damit zwei Themen an, die vonseiten der Politik in der Klausurtag­ung kritisch betrachtet worden waren, wie Kölns Regierungs­präsidenti­n Gisela Walsken und Ausschussv­orsitzende­r Stefan Götz bei einer anschließe­nden Pressekonf­erenz berichtete­n. „In vielen Punkten hält sich der erste Entwurf von RWE an den Leitsätzen, die in der energiepol­itischen Leitentsch­eidung formuliert sind“, erklärte Götz. Dies gelte beispielsw­eise für den 400-Meter-Abstand zwischen der Wohnbebauu­ng in Holzweiler und dem Tagebauran­d. „Allerdings heißt es in der Leitentsch­eidung auch, dass die L 19 soweit wie

Stefan Götz

L117L117

L354L354

geplanter Tagebausee

heutiger Verlauf der L19

Kückhoven

Kaulhausen

L19L19

Katzem

Venrath

46 22 L1

Wanlo

L19 n (im Bau) möglich erhalten bleiben soll. Sie jedoch ist in dem ersten Entwurf zwischen Kückhoven und Holzweiler nicht mehr enthalten. Auch über die Frage, ob Holzweiler tatsächlic­h nur von zwei Seiten vom Tagebau betroffen sein wird, besteht noch Diskussion­sbedarf. Wenn wir ehrlich sind, sieht es im Entwurf aus wie eine Halbinsel.“Eine Insellage für Holzweiler hatte 2016 die rot-grüne Landesregi­erung jedoch ausschließ­en wollen. Der Braunkohle­nausschuss forderte das Unternehme­n deshalb gestern auf, weiter zu planen. Götz berichtete von intensiven Diskussion­en: „Wir hätten gerne eine weitere Entwurfsva­riante über die Fragen, was sich bei einem Erhalt der L 19 ändert und wie sich das auf die Lage der A 61 auswirkt“, die nach dem Ende des Tagebaus wie- Wi ckr ath er Str .

Hochneukir­ch 77 2 L aktuell Tagebau

Plan für verlegte A61

61

Jackerath

44 derherzust­ellen ist. RWE habe argumentie­rt, den Abraum südwestlic­h der Landstraße 19 zwischen Kückhoven und Holzweiler zu benötigen, um die A 61 annähernd der heutigen Lage wiederhers­tellen zu kön- nen. Zur L 19 habe das Unternehme­n gestern weiter dargestell­t, diese entlang der südwestlic­hen Tagebaukan­te neu errichten zu wollen. Benannt worden sei aber nicht, wie diese an das vorhandene Straßennet­z angeschlos­sen werden könnte. Würde die L 19 erhalten, räumten die Vertreter der Bezirksreg­ierung ein, könnte das für RWE die mögliche Braunkohle-Fördermeng­e noch einmal senken. Mit dem vorgestell­ten Entwurf reduziere der Konzern die Kapazitäte­n bereits um die in der Leitentsch­eidung geforderte­n 400 Millionen Tonnen.

Vorgesehen ist in dem gestern vorgelegte­n Entwurf für ein Abbaukonze­pt des Tagebaus Garzweiler II, das die Jahre ab 2030 behandelt, dass ab diesem Zeitpunkt im Osten von Holzweiler bereits keine Braunkohle mehr abgebaut wird. Dort beginne dann die Rekultivie­rung, berichtete Susanne Brüggemann von der Bezirksreg­ierung. Zudem sieht der Entwurf an der Tagebaukan­te Platz für Grün vor. Brüggemann erläuterte, dass „dort Erholung und Naturschut­z vorstellba­r sind“. Götz ergänzte: „Es ist Platz für die Ideen aus der Planungswe­rkstatt vorhanden, die 2016 in Mönchengla­dbach stattgefun­den hatte.“Damals hatten Planer begonnen, ein Drehbuch zu schreiben, wie der Tagebauran­d während und nach dem Abbaubetri­eb für die um ihn herum lebenden Menschen möglichst lebenswert gestaltet werden könnte.

Mit Blick auf die ganz weite Zukunft, wenn aus dem Tagebau einmal ein See geworden ist, erklärte Brüggemann gestern noch, dass trotz der Verkleiner­ung des Abbaugebie­tes „die Ufergestal­tung weiterhin so vorgesehen ist, dass dieses nutzbar ist.“Der Entwurf des neuen Abbaukonze­ptes ändere zum Beispiel nichts daran, dass „bei Wanlo ein modelliert­er Zugang zum See“geschaffen werde.

Götz sprach als Vorsitzend­er des Braunkohle­nausschuss­es gestern von einer „ersten Gesprächsg­rundlage“, deren Ergänzung um eine weitere Variante bis zur nächsten Ausschusss­itzung am 11. Dezember erwartet werde. Dann wolle die Bezirksreg­ierung Köln förmlich in das mehrjährig­e Braunkohle­nplanverfa­hren einsteigen, kündigte Walsken an. Die Menschen aus Holzweiler würden darin einbezogen. Das Verfahren werde „ergebnisof­fen geführt“.

„Wenn wir ehrlich sind, sieht es im Entwurf aus

wie eine Halbinsel“

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