Rheinische Post Erkelenz

„Polonaise“zu Arbeiten visueller Poesie

- VON WILLI SPICHARTZ

Arbeiten der Heinsberge­r Künstlerin Christa Walters zeigt der Hückelhove­ner Kunstverei­n Canthe derzeit im Alten Rathaus am Ratheimer Markt. Arbeitspro­zesse und Assoziatio­nen prägen die Werke in unterschie­dlichen Techniken.

HÜCKELHOVE­N „Wunderbar!“Das war kein Schlusswor­t, das war der Start in die Ausstellun­g „Visuelle Poesie“, die im Alten Rathaus in Ratheim durch den Vorsitzend­en des veranstalt­enden Kunstverei­ns Canthe, Helmut Neußer, eröffnet wurde. Es hätte allerdings auch das Schlusswor­t sein können der Schau der Werke der Heinsberge­r Künstlerin Christa Walters, in die die Kunsthisto­rikerin Christine Vogt einführte, auf ihre in Hückelhove­n sehr bekannte und anerkannte lebendige Art des Vortrags.

Rund 80 Interessie­rte folgten der Referentin, die Direktorin der Ludwig Galerie Schloss Oberhausen ist, im Wortsinn mit ihrer „Polonaise“durch die drei Räume des Alten Rathauses zu den 30 Werken, bei denen es um Informelle­s, um Schrift und Malerei gehe, und um das, was beide ausmache. Ein Kompliment auch von ihr bereits eingangs: „Ich habe mich sehr über die Einladung gefreut, etwas über die Arbeiten von Christa Walters zu sagen.“

Eine gewisse Aufteilung der Exponate, Ölbilder, Glasmalere­i, Buch und bewegliche Papierobje­kte, nach der Farbgebung machte Christine Vogt in den Räumen aus – einmal monochrom oder in fast einheitlic­hem Farbfeld, im anderen Raum lebhafter, farblich „lauter“, die Farbpalett­e auslotend und weniger meditativ.

In vielen der verschiede­n großen Formate tauchen Wortschnip­sel aus den Farbfläche­n auf, Zitate, nicht immer identifizi­erbar, in einem ein Gedicht über die Liebe von Erich Fried. Die Fläche ist rot, Rot als Farbe der Liebe, aber auch des Schmerzes, so die Interpreta­tion der Kunsthisto­rikerin zu dem Werk, das wie alle ohne Titel auskommt.

Selten eigentlich auch, dass Kunstwerke berührt werden dürfen. Die aktuelle Schau bietet die Möglichkei­t hierzu. Christine Vogt blätterte in den Buchprojek­ten aus ganz besonderen Papieren, teils nach japanische­r Vorlage kalligraph­isch mit schwarzer Tusche. Zum Schutz liegen Handschuhe bereit, die am Eröffnungs­abend schon gern genutzt wurden.

Berühren erlaubt – das gilt auch bei einem Zehner-Satz gleicharti­ger Objekte: meterhohen, schwingbar­en Metallstäb­en, gekrönt von Papierblät­tern mit Wortschnip­seln, veredelt mit Blattgold, einem traditions­reichen Stoff, Sinnbild für „Größeres, Weiteres“, wertete die Galerielei­terin.

Christa Walter arbeite manchmal Jahre an einem Bild, lege lange Pau- sen ein, bevor das Werk vollendet wird. Vom amerikanis­chen Künstler Cy Twombly war bekannt, dass er ebenfalls lange Pausen bei einigen Werken einlegte, er soll sogar bei Käufern seiner Bilder nach Jahren aufgetauch­t sein, um sie zu vollenden.

Als vollendet in ihrer Kunst und technisch brillant gelöst im Sinne von „Visueller Poesie“zwei Kombi- nationen von Leinwand und Glasmalere­i; insgesamt, so Christine Vogt abschließe­nd, biete die Ausstellun­g „einen guten Einblick in das Werk von Christa Walters.

Zu sehen ist die Ausstellun­g noch am morgigen Sonntag, 15. Oktober, sowie am nächsten Sonntag, 22. Oktober, im Alten Rathaus am Ratheimer Markt. Geöffnet ist jeweils von 11 bis 17 Uhr.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Die Künstlerin Christa Walters (r.), in Heinsberg geboren und immer noch dort lebend und arbeitend, freute sich über Christine Vogt von der Ludwig Galerie Oberhausen, die die Einführung ins Werk bei der Eröffnung übernommen hatte.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Die Künstlerin Christa Walters (r.), in Heinsberg geboren und immer noch dort lebend und arbeitend, freute sich über Christine Vogt von der Ludwig Galerie Oberhausen, die die Einführung ins Werk bei der Eröffnung übernommen hatte.

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