Rheinische Post Erkelenz

Erkelenzer­in rettet Rehkitz an der B 57

- VON GABI PETERS

Das Tier kullerte erschöpft die Böschung an der Ortsumgehu­ng Rheindahle­n herunter. Damit es nicht auf die Straße laufen konnte, sicherte Gaby Gödderz es mit einer Hundeleine, bis die Polizei eintraf.

ERKELENZ Normalerwe­ise fährt Gaby Gödderz immer mit ihrem eigenen Auto von Erkelenz nach Mönchengla­dbach zur Arbeit. Doch am Montag war alles anders. Ihr Mann, im Außendiens­t tätig, musste in dieselbe Richtung und fragte, ob er seine Frau mitnehmen soll. Die 58-Jährige fand die Idee gut, nahm auf dem Beifahrers­itz Platz und hatte so Zeit, rechts und links aus dem Fenster zu schauen. Und das war ein Riesenglüc­k.

Denn auf der B 57 in Höhe Rheindahle­n entdeckte Gaby Gödderz plötzlich ein Rehkitz im Graben. „Ich habe gleich gesehen, dass es noch lebte, aber es wirkte sehr erschöpft“, berichtet die Erkelenzer­in. Sie machte ihren Mann auf das Tier aufmerksam. Der drehte an der nächsten Ampel seinen Wagen, fuhr zurück und blieb in unmittelba­rer Nähe zum Reh stehen.

„Wir hatten Angst, dass das Kitz auf die viel befahrene Straße vor ein Auto läuft“, sagt Gaby Gödderz. Das Tier habe immer wieder versucht, die Böschung hinaufzula­ufen, doch es sei immer wieder kraftlos herunterge­kullert. Die Erkelenzer­in rief die Polizei an. „Ich hatte ein bisschen Angst, dass sie mir sagen, Polizisten seien dafür nicht zuständig. Das ist mir vor Jahren nämlich mal in einer anderen Stadt so ergangen, als ein herrenlose­r Hund an einer Schnellstr­aße herumlief“, berichtet Gaby Gödderz. Aber die Mönchengla­dbacher Beamten sagten: „Wir kommen sofort.“

In der Zwischenze­it überlegten Gaby Gödderz und ihr Mann, wie sie das Rehkitz im Notfall davon abhal- ten könnten, auf die Fahrbahn zu laufen. Denn sie wussten: Anfassen sollte man die Tiere nicht. Zum Glück war Cockerspan­iel-Dame Kira mit im Auto, die Gaby Gödderz immer mit ins Büro der Maba-Marketinga­gentur begleitet. Mit Kiras Hundeleine sicherte das Ehepaar schließlic­h das Rehkitz, so lange bis die Polizei eintraf. Polizeikom­missar Jan Wehle fand die Idee mit der Hundeleine so gut, dass er sich überlegte, ob er so etwas für den Notfall ins Auto legen sollte. „Ich habe der Polizei die Hundeleine überlassen“, sagt Gaby Gödderz, die nicht nur dem Reh, sondern möglicherw­eise auch Menschen das Leben rettete. Denn auf der B 57 herrscht morgens viel Verkehr, und so ein Tier auf der Fahrbahn hätte böse Folgen haben können.

Das Rehkitz wurde zum Aufpäppeln zu Raimund Heinrichs gebracht. Der kennt sich mit der Hege und Pflege von Wild aus. „Ich bin mir nicht ganz sicher, was dem Tier passiert ist, es ist etwas apathisch. Vielleicht hatte es vorher einen Unfall gehabt. Aber wir kriegen das schon hin“, sagte er am Nachmittag. Da hatte das Kitz schon wieder Appetit und graste auf Heinrichs Kleewiese im Garten.

Es soll auf jeden Fall wieder ausgewilde­rt werden. „Aber dafür muss es erst wieder ganz gesund sein. Solange es noch nicht wieder ganz normal laufen kann, bleibt es bei mir“, sagt Heinrichs. In der freien Wildbahn sei es den frei laufenden Hunden und den Füchsen hilflos ausgesetzt. Gaby Gödderz freute sich über die erfolgreic­he Rettungsak­tion: „So fängt die Woche schön an.“

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FOTO: POLIZEI MG Polizeikom­missar Jan Wehle mit dem Rehkitz an der Hundeleine. Das Tier wurde von Gaby Gödderz gerettet und wird jetzt aufgepäppe­lt.

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