Rheinische Post Erkelenz

Hazard trifft „endlich, endlich, endlich“

- VON KARSTEN KELLERMANN

Der Belgier hat in den vergangene­n Wochen viele Chancen ausgelasse­n. Nun macht er das Siegtor in Düsseldorf.

DÜSSELDORF Thorgan Hazard brachte etwas mit, als er das Spielfeld in Düsseldorf verließ: Die Trophäe für den Spieler des Tages. Dass es dazu kam, war nicht überrasche­nd, schließlic­h war der Borusse der einzige Torschütze im DFB-Pokalspiel zwischen Fortuna Düsseldorf und Borussia. „Endlich, endlich, endlich“, sagte Hazard und atmete damit verbal regelrecht durch. Es war sein erster Treffer aus dem Spiel heraus in dieser Saison. Zuvor hatte er nur zwei Elfmeter verwandelt, einen in Leipzig und dann den in der Nachspielz­eit zum 2:1-Sieg gegen Hannover. Und nun das wichtige 1:0 in Düsseldorf, in diesem engen Spiel beim Zweitliga-Tabellenfü­hrer, einem unangenehm­en Gegner, der Borussias fußballeri­sche Qualitäten mit seiner Kampfkraft weitgehend egalisiert­e.

Trainer Dieter Hecking hatte seine Mannschaft umgebaut. 206 Tage waren gestern vergangen, seit Tony Jantschke zuletzt gespielt hatte. Damals, am 1. April beim 0:0 gegen Eintracht Frankfurt, war das, seither war er lange im Krankensta­nd und zuletzt in der Warteschle­ife. Hecking hatte seine Abwehrreih­e gefunden. Doch nach dem 1:5 gegen Leverkusen am Samstag wollte der Trainer Veränderun­gen, mehr Stabilität. Ein Fall für Jantschke, den zuverlässi­gen Routinier. Er stand gestern zum ersten Mal in dieser Saison in der Startelf – „es tat natürlich gut, “, sagte er. Jantschke spielte hinten rechts, dafür rückte Nico Elvedi nach innen und Jannik Vestergaar­d blieb draußen. Ibo Traoré kam für Fabian Johnson ins Team.

Hecking hatte also auf die Pleite gegen Leverkusen reagiert – nun war sein Team gefragt. Nicht nur wegen des Einzugs in Runde drei. Auch für das Selbstvers­tändnis und schließlic­h fürs Gemüt. Borussia wollte die Favoritenr­olle annehmen. Insbesonde­re Hazard war anzumerken, dass er etwas bewegen wollte. Er produziert­e die meisten Torschüsse (drei) und Flanken (zwei) aller Borussen. Und dann die 53. Minute: Sein Schuss aus zehn Meter wurde noch abgefälsch­t und war daher nicht zu halten für Raphael Wolf im Fortuna-Tor, von dessen Oberschenk­el der Ball ins Netz prallte. „Es war nicht mein schönstes Tor, aber es war sehr wichtig, wir sind dadurch in die dritte Runde gekommen“, sagte Hazard.

Hecking hatte Vertrauen in den Bruder des Superstars Eden Hazard vom FC Chelsea. „Toto wird seine Tore machen, da bin ich mir sicher“, hatte Hecking am Montag gesagt, und hinzugefüg­t: „Am besten schon morgen in Düsseldorf.“Voilà, Hazard tat, wie ihm geheißen. „Toto investiert immer sehr viel, nun hat er sich dafür belohnt. Er ist ein sehr wichtiger Spieler für uns, und ich freue mich, dass er jetzt getroffen hat“, sagte Hecking.

Doch Hazard wusste indes, dass sein Weg zum Pokalhelde­n trotz der Führung weiter steinig sein würde. Denn das 1:0 war hart erarbeitet und allenfalls ansatzweis­e verdient. Denn Fortuna machte die individuel­le Klasse der Borussen durch Kampfkraft wett. Fast hätte Jantschke da eine tragische Rolle gespielt – doch den von ihm verursacht­en Elfmeter schoss Niko Gießelmann, den Jantschke zuvor gefoult hatte, an den Pfosten. Yann Sommer war zwar in der richtigen Ecke, musste aber nicht mehr an den Ball. „Das habe ich nicht gut gemacht in der Situation, ich darf da nicht so hingehen. Zum Glück geht der Ball nicht rein“, sagte Jantschke. Das Glück der Borussen in dieser Szene besiegelte die Geschichte, in der Hazard der Mann des Tages war. Das dürfte Balsam für seine zuletzt so unbefriedi­gte Stürmersee­le gewesen sein. Nichts ist für Stürmer, die an einer Torflaute leiden, eine bessere Medizin als Tore. Für Hazard war das Pokalspiel somit eine heilsame Angelegenh­eit. Und für den Rest des Teams gleich mit. „Ich bin froh, dass ich dem Team helfen konnte“, sagte Hazard.

 ?? FOTO: PÄFFGEN ?? Die entscheide­nde Szene des Spiels: Thorgan Hazrd (mitte) zieht ab, der Ball wird von André Hoffmann (2. von rechts) noch abgefälsch­t – 1:0 für Borussia.
FOTO: PÄFFGEN Die entscheide­nde Szene des Spiels: Thorgan Hazrd (mitte) zieht ab, der Ball wird von André Hoffmann (2. von rechts) noch abgefälsch­t – 1:0 für Borussia.

Newspapers in German

Newspapers from Germany