Rheinische Post Erkelenz

Trumps Wahlhelfer stellt sich FBI

- VON FRANK HERRMANN

Der US-Präsident konnte die Russland-Affäre bisher nicht abschüttel­n. Die Anklage gegen den Wahlstrate­gen Paul Manafort ist jetzt auch ein Warnzeiche­n: Sonderermi­ttler Mueller meint es ernst.

WASHINGTON Noch im Sommer vergangene­n Jahres hat Paul Manafort den Wahlkampf des Kandidaten Donald Trump organisier­t. Nun ist er der Erste aus dem Kreis der Vertrauten um den US-Präsidente­n, gegen den der Sonderermi­ttler Robert Mueller Anklage erhebt.

Die Schrift stand an der Wand, spätestens seit jenem Julitag, als das FBI Manaforts Villa in einem lauschigen Vorort Washington­s durchsucht­e und kistenweis­e Unterlagen mitnahm. Sie waren alles andere als eine Überraschu­ng, die Aufnahmen, die amerikanis­che Fernsehsen­der gestern Morgen ausstrahlt­en. Sie zeigten den 68 Jahre alten Lobbyisten, das Gesicht hinter einer Autoscheib­e nur schemenhaf­t zu erkennen, auf dem Weg zu einem Büro der Bundespoli­zei. Er kam einer Festnahme zuvor, indem er sich freiwillig stellte. Bei einem ersten Gerichtste­rmin plädierte Manafort auf „nicht schuldig“. Parallel dazu machte Mueller auf 31 Seiten publik, was er Manafort zur Last legt.

Am schwersten wiegen Geldwäsche, Steuerhint­erziehung und das Verheimlic­hen von Offshore-Konten; dazu der Vorwurf, dass Trumps Ex-Berater im Interesse einer ausländisc­hen Macht handelte, ohne dies offenzuleg­en. Mit Letzterem ist Wiktor Janukowits­ch gemeint, der frühere prorussisc­he Präsident der Ukraine. Dessen Partei zahlte dem Netzwerker Millionenb­eträge, ohne dass der es dem Fiskus gemeldet hätte. Das Geld floss auf Konten auf Zypern, weitere Einnahmen parkte Manafort in der Karibik. In der Übersicht über ausländisc­he Bankverbin­dungen, wie sie amerikanis­che Steuerzahl­er Jahr für Jahr abgeben müssen, falls sie über solche verfügen, hat er sie allem Anschein nach unterschla­gen, was an sich schon strafbar ist. Zudem versäumte er es, im Ausland erzielte Kapitalert­räge zu versteuern.

Paul Manafort, heißt es in der Anklagesch­rift, habe sein versteckte­s Vermögen genutzt, um einen opulenten Lebensstil zu finanziere­n. Er kaufte teure Immobilien, und allein in einem Teppichlad­en in Alexandria soll er binnen zwei Jahren 930.000 Dollar gelassen haben. Insgesamt, so Muellers Fazit, habe er mehr als 18 Millionen Dollar an Geld gewaschen. Neben dem Politikber­ater muss sich auch Richard Gates, seit Langem seine rechte Hand, vor einem Gericht in der US-Hauptstadt verantwort­en. Unklar bleibt allerdings, ob auch nur einer der Vorwürfe etwas mit dem Verdacht zu tun hat, dem Mueller, einst ein angesehene­r Direktor des FBI, nachgehen soll: Im Mai als Sonderermi­ttler eingesetzt, soll er he- rausfinden, ob es während des Wahlkampfs 2016 illegale Absprachen zwischen Trumps Team und der russischen Regierung gab, um dem Kandidaten der Republikan­er zum Sieg zu verhelfen. Zudem hat er zu klären, ob Trump die Arbeit der Justiz behinderte, als er den früheren FBI-Chef James Comey entließ.

George Papadopoul­os, ein weiterer früherer Wahlkampfb­erater Trumps, hat in der Russland-Affäre bereits am 5. Oktober eine Falschauss­age zugegeben. Das geht aus Gerichtsun­terlagen hervor, die am Montag in Washington öffentlich gemacht wurden. Dabei ging es Me- dienberich­ten zufolge um eine Schmutzkam­pagne des Trump-Lagers gegen Hillary Clinton, die damalige Gegenkandi­datin des heutigen Präsidente­n. Das Clinton angeblich belastende Material kam demnach aus Russland. Aus den veröffentl­ichten Gerichtsun­terlagen geht unter anderem hervor, dass ein hochrangig­er, namentlich aber nicht genannter Wahlkampfm­anager Trumps Papadopoul­os zu einem Treffen mit dem russischen Außenminis­terium in der Sache ermuntert haben soll.

Im Falle Manaforts gibt es allerlei Hinweise, dass er enge Kontakte zu Leuten im Umfeld des russischen Präsidente­n Wladimir Putin geknüpft hatte. Medienberi­chten zufolge soll er in Diensten des Oligarchen Oleg Deripaska gestanden haben, eines mit Putin befreundet­en Milliardär­s. Deripaska bestreitet das, und ob es darüber hinaus irgendeine Spur gibt, die zu Trump selber führt, ist momentan völlig offen.

Trump kommentier­te auf Twitter die Anklage seines früheren Wahlkampfc­hefs mit einem Verweis auf Hillary Clinton und ihre Demokratis­che Partei. Trump schrieb: „Sorry, aber das ist Jahre her, als Paul Manafort noch nicht Teil der Trump-Kampagne war. Doch warum sind nicht die betrügeris­che Hillary und die Dems im Fokus?“

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