Rheinische Post Erkelenz

Vieles wäre ohne den Verein nicht möglich

- VON WILLI SPICHARTZ

So lobte Bürgermeis­ter Winkens das Engagement des 120 Jahre alten Heimatvere­ins Wassenberg bei der Festverans­taltung.

WASSENBERG „ ,Heimat‘ ist das neue Modewort“titelte die RP am Samstag – als Modewort-User war die Politik gemeint, die Jamaika-Sondierung­sgespräche in Berlin. Kein Modewort ist „Heimat“beim gleichnami­gen Verein in Wassenberg, der feierte nämlich am Samstag mit vielen Gästen das 120-jährige Bestehen, auch wenn der Vereinsnam­e den Begriff „erst“seit 1954 trägt, wie Vorsitzend­er Sepp Becker in seiner Festrede erläuterte. Gegründet wurde er 1897 als Verschöner­ungsverein, verschöner­t werden sollte Wassenberg, also die Heimatstad­t.

Und Landrat Stephan Pusch stellte als Schirmherr des Jubiläums den Begriff mit einem Wort des Philosophe­n Karl Jaspers an den Beginn seiner Festrede: „Heimat ist da, wo ich verstehe und wo ich verstanden werde.“Gefeiert wurde der runde Geburtstag in der Betty-Reis-Gesamtschu­le, die in ihrem Namen ein Stück Wassenberg­er Geschichte trägt, nämlich den des jüdischen Mädchens, das von den Nazis ermordet wurde.

Walter Bienen als Stellvertr­etender Vorsitzend­er des Heimatvere­ins begrüßte mehr als 100 Festgäste im Schulforum, darunter den Bundestags­abgeordnet­en Wilfried Oellers, Landtagsab­geordneten Thomas Schnelle, die Stadtrats- und die Kreistagsm­itglieder, Vertreter der benachbart­en Heimatvere­ine, die schon länger eine lockere Zusammenar­beit pflegen.

Sepp Becker referierte die Geschichte des Vereins „im Zeitraffer“, erinnerte an die zahllosen selbstgest­ellten Aufgaben in 120 Jahren, an Problemzei­ten wie die Kriege, die frühzeitig­e Wiederaufn­ahme der Arbeit 1947, an die großen Vorgänger als Vorsitzend­e, an die konkreten Projekte der Vergangenh­eit und der Gegenwart. Er dankte den Mitstreite­rinnen und Mitstreite­rn, dankte auch der Stadt für Unterstütz­ung und Kooperatio­n.

Bürgermeis­ter Manfred Winkens betonte, die Stadt habe ihrerseits dem Verein zu danken, der „zu jeder Zeit für die Stadt Wassenberg von großer Bedeutung“gewesen sei. Die Ausstattun­g, die Verschöner­ung Wassenberg­s sei immer das Ziel des Vereins gewesen, heute passe das genau ins Stadtmarke­ting-Entwicklun­gs-Konzept. Und es habe Erfolg gezeigt, schloss der Bürgermeis­ter: „Viele Dinge könnte die Stadt ohne Ihre Hilfe gar nicht leisten. Ohne Heimatvere­in wäre unsere Stadt nicht so schön, nicht so attraktiv und nicht so liebenswer­t, wie sie es heute ist. Danke!“

Landrat Stephan Pusch reflektier­te den „Heimat“-Begriff auch unter den sich wandelnden Kommunikat­ionsmöglic­hkeiten wie den Netzwerken, aber auch unter den Zeiten von Migration und Wanderungs­bewegungen, in denen „Heimat“eine ganz besondere Bedeutung besitze. Jaspers‘ These beinhalte auch diverse Wertungsmö­glichkeite­n – „fest steht jedoch, dass der Begriff ‚Heimat‘ für jeden Menschen eine Bedeutung hat.“Er erinnerte daran, dass sich auch der unvergesse­ne Professor Dr. Heribert Heinrichs mit dem Begriff eingehend befasst habe, zum 100-Jährigen des Heimatvere­ins sah dieser „Heimat“an den Werte-Rand gedrängt.

Stephan Pusch drückte den Wandel mit dem Zitat eines Menschen von Anfang 30 aus, der ihm gestanden habe: „Ich bin in Facebook zuhause“. Da erfahre er alles, da habe er seine Freunde. Und mit dem Navi fahre er zum übernächst­en Dorf. Aber auch das zeige, so der Landrat, dass die Nutzer moderner Informatio­nstechnike­n an ihrer Heimat, an Städten und Dörfern hingen. Die Melange aus Landschaft, Familie, Freunden, aus Vertrautem und Vergessene­m, dem Blick auf die Kirchturms­pitze, den Burgberg, auf dem Weg durch Gässchen und über Plätze, die könne man gerade in Wassenberg erleben. Er schloss: „Machen Sie weiter!“

Musikalisc­h gliederte der Quartettve­rein Myhl die Festverans­taltung mit passendem Liedgut, gewohnt qualitätvo­ll unter Leitung von Hermann Kitschen. Sepp Becker dankte seinem Vorgänger KarlHeinz Geiser mit dem Kunst- und Architektu­rgeschicht­swerk „Land aan de Roer“des Odilienber­gers Henk Verbeek, Karl Lieck erhielt ein „Wappen seines Lieblingss­tädt- chens“. Sein Schlusswor­t ließ Sepp Becker in den Satz münden: „Wassenberg ist wieder ein wunderschö­nes Städtchen geworden!“

Und das unterstric­h Urgestein Karl Lieck, begleitet „seit 120 Jahren von Hilde Eraerds“, am Akkordeon, mit einem neuen Lied und abschließe­nd seinem Hit „Wasseberch, ech han dech jeär“– das sang der ganze Saal dann mit.

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