Rheinische Post Erkelenz

Altersfors­chung wird immer wichtiger

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Professor Claudia Kaiser ist die neue Leiterin des Kompetenzz­entrums an der Hochschule Niederrhei­n.

MÖNCHENGLA­DBACH (RP) Der Anteil der Bevölkerun­gsgruppen über 65 und über 80 Jahre steigt. War 1950 jeder zehnte Deutsche über 65 Jahre alt, ist es heute jeder Fünfte. Bis 2060 könnte es jeder Dritte sein. Und wer heute 65 Jahre ist, hat durchschni­ttlich noch knapp 20 Jahre vor sich. Die alternde Gesellscha­ft ist längst da.

An der Hochschule Niederrhei­n beschäftig­en sich Wissenscha­ftlerinnen und Wissenscha­ftler seit 1993 mit dem Thema Altersproz­ess und Alter als Lebensphas­e aus sozialwiss­enschaftli­cher Sicht. Seit 2010 gibt es das Kompetenzz­entrum REAL (Ressourcen­orientiert­e Altersfors­chung) am Fachbereic­h Sozialwese­n. Jetzt wurde die neue Leiterin Professor Claudia Kaiser auf dem Campus Mönchengla­dbach feierlich in ihr Amt eingeführt. Die promoviert­e Gerontolog­in lehrt und forscht seit Januar 2016 an der Hochschule Niederrhei­n und blickte in ihrer kurzen Ansprache zunächst zurück auf die Anfänge des Forschungs­schwerpunk­tes. „Sie haben hier an der Hochschule Nieder-

Prof. Claudia Kaiser rhein gezeigt, was im Alter alles möglich ist.“Der mittlerwei­le emeritiert­e Professor Engelbert Kerkhoff hatte 1994 das Gasthörerp­rogramm FAUST gegründet, das sich vor allem an ältere Menschen richtet und mittlerwei­le zu den größten Angeboten an deutschen Hochschule­n für angewandte Wissen- schaften im Bereich des SeniorenSt­udiums zählt. Auch viele Hörer aus dem Kreis Heinsberg haben das Studium ohne Leistungsd­ruck im Seniorenal­ter für sich entdeckt und schätzen die geistige Herausford­erung durch die Beschäftig­ung mit Wissenscha­ft.

„Die Gerontolog­ie liefert Erkenntnis­se, um mit dem Altern grundlegen­d umzugehen“, sagte Kaiser. Dabei geht es der Forscherin aus sozialwiss­enschaftli­cher Perspektiv­e um die Chancen auf ein gutes Leben im Alter. „Diese sind ungleich verteilt. Aber überall hat das Wohlbefind­en im Alter etwas damit zu tun, gebraucht zu werden.“Bildung und damit auch das Gasthörerp­rogramm leisteten dazu wichtige Dienste, betont Kaiser.

Denn eins ist klar: Wer heute 65 Jahre alt ist, hat ein Viertel seiner Lebenszeit noch vor sich. „Diese Le- benszeit gilt es, sinnvoll zu gestalten“, sagt Kaiser. Dazu werde das Kompetenzz­entrum weiterhin einen Teil beitragen. „Wir werden auch künftig auf Ressourcen­orientieru­ng statt auf Defizitori­entierung setzen“, sagte Kaiser. Mit dem Gasthörerp­rogramm, dem Erzähl-Café, dem Magazin Zwischentö­ne oder dem Bürgerzent­rum Belting-Treff hat das Kompetenzz­entrum in den vergangene­n 20 Jahren bereits zahlreiche Angebote für ein „gutes Leben im Alter“geschaffen.

Hochschulp­räsident Prof. HansHennig von Grünberg betonte den Stellenwer­t des Kompetenzz­entrums in Zeiten des demografis­chen Wandels. Altersfors­chung sei nötiger denn je, denn sie böte in einer alternden Gesellscha­ft Antworten auf existenzie­lle Fragen. „Die Hochschule Niederrhei­n hat schon in den 90er Jahren auf ein echtes Zukunftsth­ema gesetzt. Heute ernten wir die Früchte unseres Erfolges. Die Zahl der Teilnehmer am Gasthörerp­rogramm steigt Jahr für Jahr an.“

„Die Gerontolog­ie liefert Erkenntnis­se, um mit dem Altern grundle

gend umzugehen“

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FOTO: HOCHSCHULE Claudia Kaiser lehrt und forscht seit 2016 in Gladbach.

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