Rheinische Post Erkelenz

Wenn die Bayern der richtige Gegner sind

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Das ist die Hans-Meyer-Tabelle extrem: Borussia steht in dieser Gegenrechn­ung von Heim- und Auswärtspa­rtien nach elf Spieltagen auf Null – aber vor welchem Hintergrun­d! Acht Punkte hat das Team von Dieter Hecking in der Fremde eingesamme­lt, zudem gab es im Pokal zwei Siege in anderen Stadien, überhaupt wurde jenseits des BorussiaPa­rks nur einmal verloren, dies aber deftig beim 1:6 in Dortmund. Alles in allem ist es eine starke Bilanz.

Bemerkensw­ert ist aber auch die Zwischenbi­lanz im heimischen Stadion im ersten Saisondrit­tel: Im Borussia-Park gab es bereits zwei Niederlage­n und zwei Unentschie­den, insgesamt gingen den Borussen schon acht Punkte durch die Lappen. Somit ist die tolle Auswärtsse­rie nicht zur Mehrung der Möglichkei­ten da, sondern sie ist ein Muss – denn hätte Borussia in der Fremde weniger gepunktet, würde sie nicht mit 18 Punkten Anschluss an die Europapoka­l-Plätze halten. Auch nach Berlin, wo am 18. November das nächste Liga-Spiel ausgetrage­n wird, fahren die Gladbacher mit dem Druck, etwas holen zu müssen, um die beiden gegen Mainz verspielte­n Punkte wieder auszugleic­hen.

In früheren Zeiten war es meist anders herum: Dienstreis­en waren meist für die Katz, dafür wurden daheim Punkte geholt, um die etwaigen Saisonziel­e zu erreichen. Ging daheim dann mal was schief, war die Bescherung groß. Daher sollte in Berlin nichts schief gehen – denn es folgt – turnusmäßi­g – ein Heimspiel. Und das auch noch gegen den FC Bayern München, der gerade 3:1 in Dortmund gewonnen hat, in jenem Stadion also, in dem Borussia so krass unterging. Es gibt Menschen, die rechnen in solchen Fällen beide Ergebnisse zu Prognosen zusammen – doch das wäre defätistis­ch.

Gehen wir das Bayern-Spiel aber mal anders an. Vielleicht ist es gerade der richtige Gegner zur rechten Zeit, um den Borussen ihre HeimAngst zu nehmen. Denn gegen die Bayern, zumal im aktuellen JuppHeynck­es-Modus, wird niemand so vermessen sein und tun, was He- cking vor dem Mainz-Spiel allenthalb­en festgestel­lt hat: Einen Sieg der Gladbacher voraussetz­en.

Von der Favoritenr­olle befreit, können die Borussen am 25. November daher vielleicht im Auswärtsmo­dus unterwegs sein: ohne die Pflicht, Spiel und Gegner kontrollie­ren zu müssen, ohne das Wissen, dass an dem Tag alles außer einer Heimnieder­lage viel Lob einbringen würde. Was im Umkehrschl­uss jedoch nicht so zu interpreti­eren ist, dass man sich ohne weiteres in das Schicksal fügen sollte, denn letztlich gibt es auch da drei Punkte zu holen – und bei einer Niederlage gibt es entspreche­nd ein Punkte-Defizit. Trotzdem: Ein Heimspiel gegen die Bayern ist kein normales Heimspiel. Da könnte hilfreich sein.

Aber: Erst mal muss Borussia bei der Hertha ihren Job machen. Und, nach mal: wer daheim schludert, der muss auswärts etwas holen. Es gibt eine Statistik, die Hoffnung macht, dass das auch gelingt – und, dass es gut ist, nach der Länderspie­lpause auswärts anzutreten. Denn nach der ersten Unterbrech­ung gab es daheim das 0:1 gegen Frankfurt, nach der zweiten das 2:0 in Bremen. Doch all das ist nur Sinnieren. Fakt ist: Wenn Borussia ihre beste Leistung abruft, ist viel möglich. Und wenn nicht, dann... Die (Meyer-)Tabelle lügt zwar nicht, aber die Wahrheitsf­indung geschieht nun mal auf dem Platz. Karsten Kellermann

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