Werkschor singt ein letztes „Glückauf“
Der im Jahr 1953 gegründete Werkschor „Glückauf “der Firma MH Wirth löst sich am Jahresende auf. Zum letzten Mal fand daher das große Herbstkonzert statt. Das Publikum dankte den Sängern mit langem und herzlichem Applaus.
ERKELENZ Mit einem letzten großen Herbstkonzert verabschiedete sich der Werkschor „Glückauf“der Firma MH Wirth von seinem treuen Publikum in Erkelenz. Der 1953 gegründete Männerchor löst sich Ende des Jahres auf. „Mit 64 Jahren denkt so mancher Arbeitnehmer an den Ruhestand“, meinte der Vorsitzende Gottfried Reinartz bei der Begrüßung der Besucher im nahezu ausverkauften Saal des katholischen Pfarrzentrums, nun habe auch der Chor das Rentenalter erreicht. Doch ist dies nicht der tatsächliche Grund für das Ende. Die Mitglieder des Chores haben inzwischen ein Durchschnittsalter von über 75 Jahren, und mit jungen Zugängen ist nicht zu rechnen. So geht der Chor den schmerzlichen Weg der Auflösung. „Mit dem Chor geht auch ein Stück des Erkelenzer Kulturlebens verloren“, bedauerte Reinartz, der dem Publikum dankte, das dem Chor so viele Jahre lang gewogen geblieben ist; egal, wo auch immer er auftrat. Man habe sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber „wir wollten kein Dahinsiechen des Chores beobachten.“In Anlehnung an einen Liedtext meinte Reinartz: „Das Herz sagt ja, der Kopf sagt nein.“
Nicht nur musikalisch nahm der Chor seine Zuhörer mit auf eine „Zeitreise“, wie Chorleiterin Alexandra Hillebrands erklärte. Schon zuvor wurden bei einer Diaprojektion Stationen aus dem abwechslungs- reichen Chorgeschehen gezeigt, und so mancher wurde auf längst vergangene Höhepunkte aufmerksam, wie etwa den Auftritt von Tenor Rudolf Schock im Jahre 1961 oder das Mitwirken der Operndiva Ingeborg Hallstein 1969. Auf dem Programmzettel hatte der Chor noch einmal alle Stücke aufgelistet, die er im Laufe der Zeit einstudiert hatte, 152 Werke kamen zusammen, bekannte Opernchöre ebenso wie Kirchenlieder, Wanderlieder oder Schlager. Dass der Chor auch nie das soziale Engagement aus den Augen verlor, wurde deutlich bei den vielen Benefizkonzerten, etwa für die Lebenshilfe.
Doch damit ist es nun vorbei, zum letzten Mal bat die Dirigentin den Chor, „meine Männer“, wie sie sagte, um Aufmerksamkeit und Kon- zentration für ein unterhaltsames Programm. Auch für sie wird dieses Konzert einen besonderen Stellenwert haben; zum einem leitete sie den Chor exakt 20 Jahre, zum anderen feierte sie beim Abschied Geburtstag, was den Chor mit rund zwei Dutzend Stimmen selbstverständlich zu einem vierstimmigen Kanon veranlasste bei einem „Blumenstrauß mit Tönen“.
Das Konzert, bei dem Glückauf unterstützt wurde von Sopranistin Andrea Hörkens, Tenor Robert Hillebrand und Pianist Frank Scholzen sowie von Anna Hillebrands, der jungen Tochter der Chorleiterin mit einer Einlage mit der Trompete, brachte bekannte und beliebte Melodien wie der Gefangenenchor aus der Verdi-Oper Nabucco oder Chansons wie „Schau mich bitte nicht so an“von Edith Piaf oder Schlager wie „Amarillo“von Neil Sedaka. Langer, herzlicher Beifall war der Dank der Zuhörer an den Chor, dessen „Lippen schweigen“aus der Lehár-Operette „Die lustige Witwe“zum Abschluss nicht nur symbolischen Charakter hatte. Ab nun schweigt der Chor in der Öffentlichkeit, auch wenn er bei Philipp F. Silchers „Frisch gesungen“verkündet hatte: „Alles wird wieder gut.“