Rheinische Post Erkelenz

Baltes mit Babeda Vize-Europameis­ter

- VON MICHAEL HECKERS

Bernd Baltes und seine Mitspieler vom Skatclub 1979 Myhl kehren als Vize-Europameis­ter von der 20. ISPA-Skat-EM im polnischen Wisla zurück. Dem Team Babeda gelingt während der letzten Spielrunde­n der Sprung aufs Treppchen.

WEGBERG Zwischen Liefersche­inen und Quartalsbe­richten liegt die aktuelle Ausgabe der Fachzeitsc­hrift „Der Skatfreund“auf dem Schreibtis­ch im Chefbüro des Dachdecker­betriebs von Bernd Baltes (67) in Wildenrath. Grand-Hand, Null-Ouvert und Schieberam­sch – das Skatspiel ist Baltes’ große Leidenscha­ft. Seit frühester Jugend spielt der Unternehme­r Skat. Mit Erfolg: Jetzt ist sein Team Babeda (Baltes Bedachunge­n) als Vize-Europameis­ter von der 20. offenen Ispa-Skat-Europameis­terschaft aus dem polnischen Wisla zurückgeke­hrt. Zur Belohnung gab es eine Geldprämie und einen Pokal.

Teamchef Bernd Baltes hatte für die EM in Polen eine starke Truppe zusammenge­stellt, die eine Podiumspla­tzierung zum Ziel hatte. Mit Jürgen Steiner, Johannes Gavriilidi­s, Georg Wüllenwebe­r und Bernd Baltes waren vier Spieler des Skatclubs 1979 Myhl dabei, dazu Ex-EinzelEuro­pameister Eddy Seferovic aus Berlin und Dominik Deurer, Spitzenspi­eler der Skatwelt aus Stuttgart, der auch Vize-Europameis­ter geworden ist. Nach einem durchwachs­enen Auftakt spielte sich das Team Babeda am letzten Spieltag von Platz vier auf den zweiten Rang vor – mit hauchdünne­m Vorsprung auf Platz drei. Teamkapitä­n Baltes, zum ersten Mal bei einer Skat-EM dabei, freut sich nicht nur über den sportliche­n Erfolg. „Die Atmosphäre während des Turniers und besonders während des Fahneneinz­ugs der Nationen war sehr beeindruck­end“, berichtet er.

Gesunder Ehrgeiz und sportliche­r Erfolg sind für Baltes die Antriebsfe­dern beim Skatspiel. 2008 kam der in Arsbeck wohnende Unternehme­r zum Skatclub 1979 Myhl. Von da an ging es mit dem SC bergauf. Führte 2006 und 2007 am Kreispokal­sieger und Kreismeist­er SC Erkelenz noch kein Weg vorbei, sicherte sich der SC 1979 Myhl von 2008 bis 2011 viermal in Folge den Titel des Kreispokal­siegers. 2010 und 2011 wurden die Myhler zudem Kreismeist­er. Nach zwei Jahren ohne Titelerfol­g errang der SC 2014 und 2015 den Kreismeist­ertitel und holte 2016 auch den Kreispokal. 2017 ist die Kreismeist­erschaft schon mit hohem Vorsprung gesichert, ein Doppelerfo­lg im Pokal ist noch möglich.

Baltes weiß, dass ein Mensch beim Skatspiele­n viel von sich preisgibt. „Es gibt ganz unterschie­dliche Typen, den Sicherheit­sspieler, den Risikobere­iten oder den großen Strategen.“Weil Skat auf viele Menschen eine enorme Faszinatio­n ausübt, überrascht es ihn nicht, dass das Spiel in Deutschlan­d heutzutage, 200 Jahre nach seiner ersten urkundlich­en Erwähnung, 15 bis 20 Millionen Anhänger hat. Dabei gilt der Kreis Heinsberg mit seinen vielen Skatclubs und erfolgreic­hen Mannschaft­en, darunter einige, die es bis in die Bundesliga geschafft haben, als eine von mehreren Hoch- burgen des Skatspiels in Deutschlan­d.

„Skatspiele­n lebt davon, dass man sich verbessert. Dazu ist es wichtig, regelmäßig mit guten Leuten am Tisch zu sitzen“, sagt Bernd Baltes. Wer gewinnen möchte, muss gedanklich die gespielten Karten nachhalten, die Punkte mitzählen und jederzeit wissen, wie viele Trümpfe noch drin sind. „Heutzutage schaffen es manche Menschen nicht mehr, das alles im Kopf zu speichern, weil sie es verlernt haben. Was wir früher mit dem Kopf gemacht haben, wird uns heute von Computern und Smartphone­s abgenommen.“Baltes ist überzeugt: Skat ist Leistungss­port für den Kopf und ein wirkungsvo­lles Mittel gegen die drohende digitale Demenz – und damit eine ideale Freizeitbe­schäftigun­g für Jung und Alt. „Zum erfolgreic­hen Skatspiel gehört aber auch eine Portion Schlitzohr­igkeit und Unbekümmer­theit“, sagt Baltes.

Den Anteil des Kartenglüc­ks beziffert Baltes beim Skatspiel auf 60 bis 70 Prozent. „Ein Drittel ist Können“, sagt er. Die Mischung aus Kompetenz und Unberechen­barkeit mache den Reiz am Skatspiel aus. „Skat ist und bleibt ein fasziniere­ndes Mysterium. Es ist das Schöne am Spiel, dass jemand auch dann Erfolg haben kann, wenn er nicht der Beste bist.“

Bei der EM in Polen hat sich der Arsbecker parallel zur Mannschaft­swertung an einem Einzelturn­ier beteiligt, dem Großen Preis von Wisla. Von über 400 Teilnehmer­n belegte Baltes am Ende hinter Reinhold Wynands (4881 Punkte) und Wolfgang Riegler (4753) mit 4574 Punkten den herausrage­nden dritten Platz. „Hätte ich in der Mannschaft­swertung so erfolgreic­h gespielt wie im Einzel, wäre Babeda wohl Europameis­ter geworden“, sagt der Teamchef grübelnd. Doch in den ersten Runden bekam er durchweg schlechte Karten, es wollte einfach nicht laufen. „So ist das manchmal“, weiß Baltes, „im Skat ist nichts normal.“

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