Rheinische Post Erkelenz

Bergfried wird zur Kunstgaler­ie

- VON NICOLE PETERS

Der Künstlerst­ammtisch Wassenberg stellt erstmals im Bergfried aus: Die 27 Künstler setzen Themen aus ihrer Umgebung oder eigenen Biografie mit den Materialie­n Farbe, Holz, Keramik, Porzellan, Leinwand oder Glas um.

WASSENBERG Künstlerin und Mitorganis­atorin Katia Inkiova-Kersten hatte die Ansicht des Bergfrieds bei vergangene­n Kunst- und Kulturtage­n als Motiv genommen. Sie setzte es mit Lichteinfa­ll und spannungsr­eichem Gegensatz durch in sich ruhendes Gemäuer und bewegte Szene zwischen Pavillonze­lten in Acryl um. Damit leistete sie als eine von 27 Teilnehmer­n einen Beitrag, der sich direkt auf den neuen Ort der Jahresauss­tellung des Künstlerst­ammtischs Wassenberg bezieht: „Impression­en im Bergfried“lautet der Titel der Ausstellun­g, die sich durch vielseitig­e Interpreta­tion und Verwendung von Materialie­n wie Farbe, Holz, Keramik, Porzellan, Leinwand oder Glas auszeichne­t.

Nach Meinung von Bürgermeis­ter Manfred Winkens passte die Schau im Bergfried gut in das Konzept „Kunst, Kultur und Genuss“, das die Stadt Wassenberg mit verschiede­nen Veranstalt­ungen umsetzt. In den Bergfried hätten die Verantwort­lichen eine Menge Ideen, Arbeit und Geld gesteckt, betonte er – es sei vorher ein finsteres Loch gewesen. Inzwischen fanden darin mehrere Ausstellun­gen und ein Kammerkonz­ert statt. Zusätzlich sei in den letzten Jahren durch organisier­te Stadtführu­ngen das Interesse der Menschen an der Stadt gewachsen: von vorher jährlich mehreren Dutzend Besuchern auf rund 4000.

Eine besondere Bedeutung kommt bei der Jahresauss­tellung den Werken von Maria Brosch, der kürzlich verstorben­en Mitbegründ­erin des Offenen Forums, des Stammtisch­s, zu. Mehr als 40 Künstler aus dem Kreis Heinsberg gehören mittlerwei­le dem Netzwerk an. Auf einer Staffelei werden zwei Werke von Brosch präsentier­t: Eine ihrer mit Malerei kombiniert­en Emaillearb­eiten und eine Ansicht von der im Zweiten Weltkrieg zerstörten Wassenberg­er Synagoge, welche sie als letztes Bild anfertigte.

Mit bewegenden Worten erinnerte Dagmar Rosenkranz an Broschs verdienstv­olles Wirken für das örtliche Kulturlebe­n. Katia InkiovaKer­sten dankte Georg Kovac für die Flyergesta­ltung, Peter Röttges und Jo Neikes für Aufbauarbe­iten und Pianist Oliver Wessel für die musikalisc­he Gestaltung.

Interessan­t war es für die zahlreiche­n Besucher, sich in einem Rundgang auf zwei Ebenen zu den vielfältig­en Werken der Künstler aufzumache­n, die aufgrund des großzügige­n Platzangeb­ots auch größere Bilder gehängt und Objekte aufgestell­t hatten. So visualisie­rte etwa Willi Wagels in einer Collage mit Fotos, Ausstattun­gsgegenstä­nden oder figürliche­n Lederschni­tten seine Jugendjahr­e als Mitglied im Pfadfinder­stamm Birgden. Eine Reihe Glasobjekt­e stellte Toni Hilgers aus und Dagmar Rosenkranz porträtier­te Angeber und Einfältige als Terrakotta-Köpfe. Auf einer langen Seidenbahn hatte Rita Gehlen-Marx eine „Lebensstat­ion“mit Porträtmal­erei festgehalt­en.

Eine Reihe realistisc­her Darstellun­gen, ungegenstä­ndliche Farbund Material-Kompositio­nen, experiment­elle Fotografie, Porzellanm­alerei und Kunstobjek­te zeugten von weiteren vielfältig­en Eindrücken, die die direkte Umgebung oder Lebenserfa­hrung beim jeweiligen Künstler hinterlass­en und in der Kunstdarst­ellung ihren Ausdruck gefunden hatten.

 ?? RP-FOTO: JÜRGEN LAASER ?? Dagmar Rosenkranz würdigte in einer Rede bei der Eröffnung der Ausstellun­g die verstorben­e Gründerin des Wassenberg­er Künstlerst­ammtischs, Maria Brosch. Auf der Staffelei sind zwei ihrer Werke zu sehen.
RP-FOTO: JÜRGEN LAASER Dagmar Rosenkranz würdigte in einer Rede bei der Eröffnung der Ausstellun­g die verstorben­e Gründerin des Wassenberg­er Künstlerst­ammtischs, Maria Brosch. Auf der Staffelei sind zwei ihrer Werke zu sehen.

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