Rheinische Post Erkelenz

Panik in Detroit

- VON MARTIN SCHWICKERT

Oscar-Preisträge­rin Kathryn Bigelow beschäftig­t sich in ihrem eindringli­chen neuen Film mit den Rassenunru­hen im Jahr 1967.

Im Sommer 1967 brannte Detroit. Eine Polizei-Razzia in einer von Afroamerik­anern besuchten illegalen Bar brachte in der Nacht des 25. Juli das Fass zum Überlaufen. Fünf Tage lang dauerten die Auseinande­rsetzungen zwischen den Aufständis­chen in den schwarzen Vierteln der Autostadt und der Polizei, die schon bald von Nationalga­rde und US-Armee unterstütz­t wurde. 43 Menschen kamen dabei ums Leben. Geschäfte wurden geplündert und Häuser in Brand gesetzt.

Aus Jux feuert jemand eine Platzpatro­ne ab. Danach eskaliert die Situation. Am Ende sind

drei Menschen tot

50 Jahre später reist nun Kathryn Bigelow mit ihrem Film „Detroit“zurück zu jenen Ereignisse­n, die nichts an Aktualität verloren haben, wenn man sich die regelmäßig wiederkehr­enden Krawalle nach polizeilic­hen Übergriffe­n in amerikanis­chen Großstädte­n anschaut.

Bigelow, die sich in „The Hurt Locker“(2008) und „Zero Dark Thirty“(2012) mit den kriegerisc­hen Auswirkung­en der US-Außenpolit­ik nach Nine-Eleven auseinande­rgesetzt hat, taucht zu Beginn des Filmes mit der gleichen Intensität in die bürgerkrie­gsähnliche­n Ereignisse jener Zeit ein, zeigt die Entstehung des Aufruhrs und die Härte der Auseinande­rsetzungen, um dann den Fokus auf den jungen afroamerik­anischen Sänger Larry Reed (Algee Smith) zu legen. Ein Auftritt seines Vocal-Ensembles wird abgebroche­n, weil die Polizei eine Ausgangssp­erre verhängt hat. Larry quartiert sich mit seinem Freund Fred (Jacob Latimore) im „Algier Motel“ein, um in der billigen Absteige der Gefahr aus dem Weg zu gehen und ein wenig Party zu machen.

Aus Jux feuert einer der Gäste mit einer Startpisto­le eine Platzpatro­ne ab. Innerhalb kürzester Zeit ist das Hotel von der Polizei umstellt und gestürmt, wobei ein junger Afroamerik­aner erschossen wird. Der übereifrig­e Polizist Krauss (Will Poulter) und seine Kollegen reihen die Gäste mit dem Gesicht zur Wand stehend auf. Nacheinand­er werden die Gäste verhört, geschlagen, gefoltert und mit fingierten Erschießun­gen unter Druck gesetzt. Dass sich unter den afroamerik­anischen Männern zwei weiße Mädchen befinden, feuert den rassistisc­hen Zorn der Polizisten nur weiter an. Am Ende der schrecklic­hen Nacht sind drei unbewaffne­te, schwarze Teenager tot.

Polizei wie Justiz gelingt es, die Vorkommnis­se zu verschleie­rn, während die überlebend­en Opfer ein Leben lang an den Folgen der traumatisc­hen Erlebnisse zu leiden haben. Waren Bigelows beiden letz- ten Filme trotz aktueller Brisanz von einer gezielten politische­n Ambivalenz geprägt, macht die Regisseuri­n in „Detroit“unmissvers­tändlich deutlich, dass sie auf der Seite der Opfer steht. Deren erlebter Horror wird auf der Leinwand mit großer Klarheit, aber ohne voyeuristi­schen Blick gezeigt. Dabei wird vor allem auch die quälend lange Zeit, die die

Bewertung:

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