Der schwierige Weg, Geld dauerhaft zu bewahren
Sie zählt zur Königsdisziplin der Family Offices: die Anlagestrategie. Und die Umsetzung wird immer komplizierter, denn es kommt nicht allein auf die Auswahl der richtigen Anlageklassen an, sondern vor allem auch auf die Auswahl der Vermögensverwalter. Beim RP-Finanzforum „Family Offices“wurde dieses Thema heiß diskutiert.
Die Zeiten haben sich auch für Family Offices deutlich gewandelt. Die betreuten Familienstämme werden größer, verändern sich, und viele Familienmitglieder sind zudem international aktiv. Da gilt es, nicht nur bei den rechtlichen und steuerlichen Rahmenbedingungen auf dem neuesten Stand zu sein, sondern auch bei der Anlagestrategie die richtigen Entscheidungen zu treffen. „Allein die Auswahl der passenden Vermögensverwalter ist heutzutage schwieriger geworden“, konstatiert Jörg Eigelshoven von Warth & Klein Grant Thornton beim RP-Finanzforum. „Früher ging man in der Regel zu einer Privatbank, heute spielen Unabhängige Vermögensverwalter eine größere Rolle.“Das hängt unter anderem damit zusammen, dass allein bei den Privatbanken die Zahl der Anbieter kleiner geworden ist. Das Universum der Anbieter sei insgesamt kleiner geworden, erläutert der Düsseldorfer Experte.
Eine der Aufgaben von Family Offices ist es, aus diesem Universum etwa die fünf besten VermögensverwalterAdressen herauszufiltern – „Beauty-Contest“oder „Pferderennen“wird ein solches Auswahlverfahren in der internen Sprache oft genannt. „Bei der Konzentration auf größere Vermögensverwalter tauchen dabei immer die gleichen zehn Adressen auf. Das ist durchaus ein Problem, denn damit wird die Risikostreuung von Ideen begrenzt“, so Eigelshoven.
„Auf unseren Listen finden sich auch Banken wieder, aber immer weniger Großbanken“, berichtet Maximilian Werkmüller (Lohr + Company). „Wir achten bei der Auswahl stets auf einen vernünftigen Mix und darauf, dass die Anlagestrategie des Vermögensverwalters einen guten Track Re- cord aufweist.“Bei der Auswahl haben viele Family Offices dabei im Laufe der Zeit auch ihre Strategien verändert. „Früher wurden Vermögensverwalter etwa hinzugenommen, damit der Kunde einen besseren Vergleich hat“, erklärt Michael Sievers (Rhein Asset Management). „Heute sucht man verstärkt nach Kompetenzen in unterschiedlichen Asset-Klassen: So habe ich am Ende mehrere Anbieter, die sich in den einzelnen Segmenten besser auskennen.“
Die Vermögensverwaltung der Deutschen Oppenheim Family Office hat als eines der wenigen Family Offices eigene Fonds entwickelt, die mehrfach ausgezeichneten, nachhaltig operierenden „FOSFonds“, die fürs Anleger-Publikum offen sind und zugleich den Mandanten die Kompetenz des eigenen Portfolioma- nagements in allen Asset-Klassen täglich unter Beweis stellen.
Aber was erwarten die Mandanten von einem Family Office? Sascha Servos von der Deutschen Oppenheim hat beobachtet, dass sich die Entscheidungsgrundlagen der Mandanten verändern: „Es gibt dabei drei Stufen: In Stufe 1 wird im Rahmen der Asset Allokation-Beratung der Mandant in die Lage versetzt zu entscheiden, wie die Vermögen strukturiert werden sollen – eine klassische Aufteilung nach Aktien, Renten etc. Anschließend entscheidet sich der Mandant in Stufe 2, ob er die Anlagestrategie ‚aktiv‘ oder ‚passiv‘ umsetzen möchte. Entscheidet sich der Mandant in Stufe 2 für das aktive Management, so wählt er häufig bis zu drei Vermögensverwalter mit sehr ähnlichen Vorga- ben für eine Multi-Asset-Strategie aus, um sie augenscheinlich vergleichen zu können.“Servos ergänzt: Alternativ hierzu beobachten wir, dass Mandanten sogenannte „Spezialmandate“vergeben, beispielsweise einen Aktienverwalter und einen Rentenverwalter. In Stufe 3 geht es dann um die Struktur der Verwaltung: Hier ist entscheidend, ob der Mandant das Vermögen eher privat anlegt oder es als Familie bündeln will. Die Bündelung des Vermögens erfolgt häufig in Familiengesellschaften oder in für Familien aufgelegten Investmentfonds.“Diesen Bereich des Asset Managements zählt Servos zu den besonderen Stärken der Deutschen Oppenheim: „Das können viele Banken und Vermögensverwalter nicht.“
„Das Konzept der Spezialmandate bedeutet aber auch,
dass der Kunde selbst mehr Verantwortung übernimmt“, warnt Jörg Eigelshoven. „So kann allein die Entscheidung, einen High-Yield-Spezialisten zu engagieren, schon zum völlig falschen Zeitpunkt erfolgen und Verluste verursachen. Viele Kunden wollen aber solche Entscheidungen nicht treffen, wie zum Beispiel Vorstände von Stiftungen.“
„Es hängt natürlich vom Mandanten ab, wie stark er sich selbst mit der Vermögensanlage beschäftigen will“, weiß Maximilian Werkmüller. „Und der Multi-Manager-Ansatz kostet natürlich auch mehr. Ein Pferderennen ist daher am Anfang nicht die schlechteste Lösung.“ Kunst, Beteiligungen Die Welt der Niedrigzinsen bestimmt auch bei den Family Offices die Anlagestrategien. Viele reiche Kunden legen etwa verstärkt in Kunst an. „Es wird massiv in Kunst investiert, vor allem in Alte Meister“, betont Werkmüller. „Für uns stellt sich dabei die Herausforderung, wie man eine Kunstsammlung realistisch bewertet. Außerdem sind mittlerweile auch Oldtimer zu einer eigenen Anlageklasse geworden.“
Exklusive Autos, damit kennt sich Tim Daum bestens aus. Der Managing Partner von Veltracon Lifestyle aus der Schweiz kennt die Wünsche der reichen Klientel aus aller Welt. Hier geht es nicht nur darum, bei Reisen einen adäquaten motorisierten Untersatz (mit Chauffeur) zur Verfügung zu haben. „Wir sind in der Lage, unseren Klienten jeden noch so ausgefallenen automobilen Traum zu erfüllen – vom Oldtimer über die Luxuslimousine bis hin zum Supersportwagen. Gerade bei limitierten Sondermodellen, Raritäten oder offiziell als ausverkauft geltenden Serien werden unsere Dienste in Anspruch
genommen. Hierbei geht es da- rum, den Aufpreis für den Klienten so gering wie möglich zu halten.“
Holger Stabenau (Hoffmann Liebs Fritsch & Partner) verweist auf die Gründe für diese Entwicklung: „Klassische Anlagemöglichkeiten wie Aktien oder Immobilien sind immer schwieriger umzusetzen, denn die Preise haben sich extrem erhöht. Deshalb fließt aktuell zum Beispiel viel Geld in den Start-up-Bereich, was natürlich risikoreicher als Investitionen in etablierte Unternehmen ist. Um Risiken zu streuen, wird zunehmend in Teams investiert, die die eingesammelten Gelder auf verschiedene Adressen streuen und sich auch aktiv um die Investitionen kümmern, was wiederum die Ressourcen im Family Office schont.“
Jörg Eigelshoven warnt in diesem Zusammenhang vor einem Mentalitätswechsel bei vielen Start-ups: „Wir beobachten, dass zunehmend Gründer auf den Markt kommen, die eine Idee verfolgen, um eine Equity-Story zu haben. Das Modell sieht dann vor, Gelder einzusammeln – ein Scheitern ist bei vielen dieser Gründer auch durchaus schon in den Köpfen. Mitunter führt das teilweise zu einem BlasenCharakter im Private-EquityMarkt.“
Bei den Investments in Startups geht es aber wohl auch nicht immer um Geldverdienen, wie Sascha Servos aus Erfahrung weiß: „Einiges, was in diesem Marktbereich passiert, ist nicht nachhaltig.“Aber es gibt eben Mandanten, die das nicht als Investition sehen, sondern einfach als Förderung von neuen Ideen. Wer langfristig Überrendite sucht, baut sich ein breites Private-EquityPortfolio auf, wobei der Family Officer davor warnt, das Kapital, das in Private-Equity investiert werden soll, nur in einen Private-Equity-Fonds zu investieren: „Egal wie gut die Fondsselektion ist, dies hätte dann schon etwas von Glückspiel.“Servos sieht das Unternehmerische: „Neben den Fondsinvestments suchen unsere Mandanten auch bewusst nach direkten Unternehmensbeteiligungen, wobei auch eine komplette Übernahme oder der Kauf aus einer Insolvenz heraus dabei eine Option sein kann.“
Problematisch bei Unternehmensbeteiligungen ist zudem, dass oftmals nicht geplant investiert wird. „Wir empfehlen daher, nicht gerade das zu kaufen, was gerade zufällig angeboten wird, sondern ein Konzept zu entwickeln, um sinnvoll zu investieren“, so Michael Sievers. Family Officer bieten sich hier als Sparringspartner an, denn: „Man ist nicht automatisch unternehmerisch erfolgreich, weil man das in der Vergangenheit in seinem eigenen Unternehmen war.“Insbesondere die erste und zweite Erbengeneration würde dazu neigen, mit falschen Investments Geld zu versenken. Oft liegt es auch daran, dass reiche Menschen besonders oft mit solchen Anfragen aus dem privaten Bereich konfrontiert werden. Michael Sievers hat hier einen effektiven Tipp parat: „Viele unserer Mandanten verweisen bei Anfragen aus dem privaten Bereich direkt an das Family Office – uns gilt es dann zu überzeugen!“
Abschirmen und Schützen von falschen Investments – auch das ist eine wichtige Aufgabe, die Family Offices wahrnehmen. Sascha Servos berichtet von einem Mandanten, den nach einem Unternehmensverkauf 40 Banken angeschrieben haben. „Ein guter Family Officer erkennt daher schnell, woher die Gefahr kommt“, bekräftigt auch Maximilian Werkmüller.