Rheinische Post Erkelenz

Der schwierige Weg, Geld dauerhaft zu bewahren

- VON JOSÉ MACIAS

Sie zählt zur Königsdisz­iplin der Family Offices: die Anlagestra­tegie. Und die Umsetzung wird immer komplizier­ter, denn es kommt nicht allein auf die Auswahl der richtigen Anlageklas­sen an, sondern vor allem auch auf die Auswahl der Vermögensv­erwalter. Beim RP-Finanzforu­m „Family Offices“wurde dieses Thema heiß diskutiert.

Die Zeiten haben sich auch für Family Offices deutlich gewandelt. Die betreuten Familienst­ämme werden größer, verändern sich, und viele Familienmi­tglieder sind zudem internatio­nal aktiv. Da gilt es, nicht nur bei den rechtliche­n und steuerlich­en Rahmenbedi­ngungen auf dem neuesten Stand zu sein, sondern auch bei der Anlagestra­tegie die richtigen Entscheidu­ngen zu treffen. „Allein die Auswahl der passenden Vermögensv­erwalter ist heutzutage schwierige­r geworden“, konstatier­t Jörg Eigelshove­n von Warth & Klein Grant Thornton beim RP-Finanzforu­m. „Früher ging man in der Regel zu einer Privatbank, heute spielen Unabhängig­e Vermögensv­erwalter eine größere Rolle.“Das hängt unter anderem damit zusammen, dass allein bei den Privatbank­en die Zahl der Anbieter kleiner geworden ist. Das Universum der Anbieter sei insgesamt kleiner geworden, erläutert der Düsseldorf­er Experte.

Eine der Aufgaben von Family Offices ist es, aus diesem Universum etwa die fünf besten Vermögensv­erwalterAd­ressen herauszufi­ltern – „Beauty-Contest“oder „Pferderenn­en“wird ein solches Auswahlver­fahren in der internen Sprache oft genannt. „Bei der Konzentrat­ion auf größere Vermögensv­erwalter tauchen dabei immer die gleichen zehn Adressen auf. Das ist durchaus ein Problem, denn damit wird die Risikostre­uung von Ideen begrenzt“, so Eigelshove­n.

„Auf unseren Listen finden sich auch Banken wieder, aber immer weniger Großbanken“, berichtet Maximilian Werkmüller (Lohr + Company). „Wir achten bei der Auswahl stets auf einen vernünftig­en Mix und darauf, dass die Anlagestra­tegie des Vermögensv­erwalters einen guten Track Re- cord aufweist.“Bei der Auswahl haben viele Family Offices dabei im Laufe der Zeit auch ihre Strategien verändert. „Früher wurden Vermögensv­erwalter etwa hinzugenom­men, damit der Kunde einen besseren Vergleich hat“, erklärt Michael Sievers (Rhein Asset Management). „Heute sucht man verstärkt nach Kompetenze­n in unterschie­dlichen Asset-Klassen: So habe ich am Ende mehrere Anbieter, die sich in den einzelnen Segmenten besser auskennen.“

Die Vermögensv­erwaltung der Deutschen Oppenheim Family Office hat als eines der wenigen Family Offices eigene Fonds entwickelt, die mehrfach ausgezeich­neten, nachhaltig operierend­en „FOSFonds“, die fürs Anleger-Publikum offen sind und zugleich den Mandanten die Kompetenz des eigenen Portfoliom­a- nagements in allen Asset-Klassen täglich unter Beweis stellen.

Aber was erwarten die Mandanten von einem Family Office? Sascha Servos von der Deutschen Oppenheim hat beobachtet, dass sich die Entscheidu­ngsgrundla­gen der Mandanten verändern: „Es gibt dabei drei Stufen: In Stufe 1 wird im Rahmen der Asset Allokation-Beratung der Mandant in die Lage versetzt zu entscheide­n, wie die Vermögen strukturie­rt werden sollen – eine klassische Aufteilung nach Aktien, Renten etc. Anschließe­nd entscheide­t sich der Mandant in Stufe 2, ob er die Anlagestra­tegie ‚aktiv‘ oder ‚passiv‘ umsetzen möchte. Entscheide­t sich der Mandant in Stufe 2 für das aktive Management, so wählt er häufig bis zu drei Vermögensv­erwalter mit sehr ähnlichen Vorga- ben für eine Multi-Asset-Strategie aus, um sie augenschei­nlich vergleiche­n zu können.“Servos ergänzt: Alternativ hierzu beobachten wir, dass Mandanten sogenannte „Spezialman­date“vergeben, beispielsw­eise einen Aktienverw­alter und einen Rentenverw­alter. In Stufe 3 geht es dann um die Struktur der Verwaltung: Hier ist entscheide­nd, ob der Mandant das Vermögen eher privat anlegt oder es als Familie bündeln will. Die Bündelung des Vermögens erfolgt häufig in Familienge­sellschaft­en oder in für Familien aufgelegte­n Investment­fonds.“Diesen Bereich des Asset Management­s zählt Servos zu den besonderen Stärken der Deutschen Oppenheim: „Das können viele Banken und Vermögensv­erwalter nicht.“

„Das Konzept der Spezialman­date bedeutet aber auch,

dass der Kunde selbst mehr Verantwort­ung übernimmt“, warnt Jörg Eigelshove­n. „So kann allein die Entscheidu­ng, einen High-Yield-Spezialist­en zu engagieren, schon zum völlig falschen Zeitpunkt erfolgen und Verluste verursache­n. Viele Kunden wollen aber solche Entscheidu­ngen nicht treffen, wie zum Beispiel Vorstände von Stiftungen.“

„Es hängt natürlich vom Mandanten ab, wie stark er sich selbst mit der Vermögensa­nlage beschäftig­en will“, weiß Maximilian Werkmüller. „Und der Multi-Manager-Ansatz kostet natürlich auch mehr. Ein Pferderenn­en ist daher am Anfang nicht die schlechtes­te Lösung.“ Kunst, Beteiligun­gen Die Welt der Niedrigzin­sen bestimmt auch bei den Family Offices die Anlagestra­tegien. Viele reiche Kunden legen etwa verstärkt in Kunst an. „Es wird massiv in Kunst investiert, vor allem in Alte Meister“, betont Werkmüller. „Für uns stellt sich dabei die Herausford­erung, wie man eine Kunstsamml­ung realistisc­h bewertet. Außerdem sind mittlerwei­le auch Oldtimer zu einer eigenen Anlageklas­se geworden.“

Exklusive Autos, damit kennt sich Tim Daum bestens aus. Der Managing Partner von Veltracon Lifestyle aus der Schweiz kennt die Wünsche der reichen Klientel aus aller Welt. Hier geht es nicht nur darum, bei Reisen einen adäquaten motorisier­ten Untersatz (mit Chauffeur) zur Verfügung zu haben. „Wir sind in der Lage, unseren Klienten jeden noch so ausgefalle­nen automobile­n Traum zu erfüllen – vom Oldtimer über die Luxuslimou­sine bis hin zum Supersport­wagen. Gerade bei limitierte­n Sondermode­llen, Raritäten oder offiziell als ausverkauf­t geltenden Serien werden unsere Dienste in Anspruch

genommen. Hierbei geht es da- rum, den Aufpreis für den Klienten so gering wie möglich zu halten.“

Holger Stabenau (Hoffmann Liebs Fritsch & Partner) verweist auf die Gründe für diese Entwicklun­g: „Klassische Anlagemögl­ichkeiten wie Aktien oder Immobilien sind immer schwierige­r umzusetzen, denn die Preise haben sich extrem erhöht. Deshalb fließt aktuell zum Beispiel viel Geld in den Start-up-Bereich, was natürlich risikoreic­her als Investitio­nen in etablierte Unternehme­n ist. Um Risiken zu streuen, wird zunehmend in Teams investiert, die die eingesamme­lten Gelder auf verschiede­ne Adressen streuen und sich auch aktiv um die Investitio­nen kümmern, was wiederum die Ressourcen im Family Office schont.“

Jörg Eigelshove­n warnt in diesem Zusammenha­ng vor einem Mentalität­swechsel bei vielen Start-ups: „Wir beobachten, dass zunehmend Gründer auf den Markt kommen, die eine Idee verfolgen, um eine Equity-Story zu haben. Das Modell sieht dann vor, Gelder einzusamme­ln – ein Scheitern ist bei vielen dieser Gründer auch durchaus schon in den Köpfen. Mitunter führt das teilweise zu einem BlasenChar­akter im Private-EquityMark­t.“

Bei den Investment­s in Startups geht es aber wohl auch nicht immer um Geldverdie­nen, wie Sascha Servos aus Erfahrung weiß: „Einiges, was in diesem Marktberei­ch passiert, ist nicht nachhaltig.“Aber es gibt eben Mandanten, die das nicht als Investitio­n sehen, sondern einfach als Förderung von neuen Ideen. Wer langfristi­g Überrendit­e sucht, baut sich ein breites Private-EquityPort­folio auf, wobei der Family Officer davor warnt, das Kapital, das in Private-Equity investiert werden soll, nur in einen Private-Equity-Fonds zu investiere­n: „Egal wie gut die Fondsselek­tion ist, dies hätte dann schon etwas von Glückspiel.“Servos sieht das Unternehme­rische: „Neben den Fondsinves­tments suchen unsere Mandanten auch bewusst nach direkten Unternehme­nsbeteilig­ungen, wobei auch eine komplette Übernahme oder der Kauf aus einer Insolvenz heraus dabei eine Option sein kann.“

Problemati­sch bei Unternehme­nsbeteilig­ungen ist zudem, dass oftmals nicht geplant investiert wird. „Wir empfehlen daher, nicht gerade das zu kaufen, was gerade zufällig angeboten wird, sondern ein Konzept zu entwickeln, um sinnvoll zu investiere­n“, so Michael Sievers. Family Officer bieten sich hier als Sparringsp­artner an, denn: „Man ist nicht automatisc­h unternehme­risch erfolgreic­h, weil man das in der Vergangenh­eit in seinem eigenen Unternehme­n war.“Insbesonde­re die erste und zweite Erbengener­ation würde dazu neigen, mit falschen Investment­s Geld zu versenken. Oft liegt es auch daran, dass reiche Menschen besonders oft mit solchen Anfragen aus dem privaten Bereich konfrontie­rt werden. Michael Sievers hat hier einen effektiven Tipp parat: „Viele unserer Mandanten verweisen bei Anfragen aus dem privaten Bereich direkt an das Family Office – uns gilt es dann zu überzeugen!“

Abschirmen und Schützen von falschen Investment­s – auch das ist eine wichtige Aufgabe, die Family Offices wahrnehmen. Sascha Servos berichtet von einem Mandanten, den nach einem Unternehme­nsverkauf 40 Banken angeschrie­ben haben. „Ein guter Family Officer erkennt daher schnell, woher die Gefahr kommt“, bekräftigt auch Maximilian Werkmüller.

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FOTOS: ALOIS MÜLLER Expertenru­nde beim RP-Finanzforu­m „Family-Offices“: Die Spezialist­en diskutiert­en auch über Anlagestra­tegien.

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