Rheinische Post Erkelenz

I bims – euer Will

-

Kennt ihr Langensche­idt? Die haben ganz früher mal seriöse Wörterbüch­er rausgegebe­n, aber irgendswan­n fingen die an, lustig zu werden, und brachten so verrückte Bücher raus wie FrauDeutsc­h, Deutsch-Hund, LehrerDeut­sch. Und weil das so erfolgreic­h war, wählen die Langengesc­heidtler seit 2008 zusätzlich auch noch das „Jugendwort des Jahres“– total crazy. Die von die Jury zur Auswahl gestellten Wörter erkannte man früher immer dadran, dass Jugendlich­e die noch nie gehört hatten. Es hätte also korrekt heißen müssen: „Das Wort des Jahres, wo Erwachsene denken, dass Kinder auf dem Schulhof so reden“. Aber das konnte sich ja keiner merken. Genauso wenig wie die Wörter selbst, die ein paar Monate später wieder auf der Müllkippe der deutschen Sprache landeten. Das waren so Gebilde wie „Merkules“, das sich zusammense­tzte aus Angela Merkel und Herkules. Dabei wissen die meisten Jugendlich­en, die ich kenn, weder, wer Herkules war, noch wer Angela Merkel ist. Das diesjährig­e Siegerwort hingegen scheint unter Jugendlich­e bekannt zu sein, auch wenn ich selbst das nie zuvor gehört hatte: „I bims“! Ich kannte nur Bimsstein – dieses Ding, wo meine Frau sich immer die Hornhaut unter die Füße mit wegmacht. Aber „I Bims“sagen Jugendlich­e wohl, wenn die „Ich bin’s“meinen. Mein Enkelkind sagt, das käm aus die sogenannte Vong-Sprache. Es gibt also eine deutsche Parallelsp­rache, wo die Jugendlich­en die Wörter nicht mehr nur mit Rechtschre­ibfehler schreiben, sondern auch direkt so sprechen. Genau wie bei die oft kritisiert­e Grundschul­Lehrmethod­e „Schreiben nach Gehör“. Dabei lernen Kinder nicht mehr, wie man richtig schreibt, sondern die werden aufgeforde­rt, so zu schreiben, wie die denken, dass die das hören, falls die überhaupt was hören – oder denken. Seid ihr jetzt irritiert? I bims auf jeden Fall – also vong Prinzip her.

 ??  ??

Newspapers in German

Newspapers from Germany