Rheinische Post Erkelenz

Umsiedler: Probleme mit Bauland

- VON KURT LEHMKUHL

Eine Bürgerfrag­estunde zur Umsiedlung von Keyenberg offenbarte Probleme – wie tief liegende Grundstück­e –, zu denen die Betroffene­n auf Lösungen oder Hilfen hoffen.

KEYENBERG Etliche von der Umsiedlung wegen des Tagebaus Garzweiler II betroffene Menschen sind entsetzt, fühlen sich von RWE über den Tisch gezogen und von der Stadt Erkelenz im Stich gelassen. Grund ist die Beschaffen­heit des Baulands im Umsiedlung­sort Keyenberg (neu) zwischen dem neuen Borschemic­h und Rath-Anhoven. Erst jetzt wird für die Umsiedler erkennbar, dass ihre Grundstück­e teilweise bis zu einem Meter tiefer liegen als das Straßenniv­eau. Bei rund drei Viertel soll dies der Fall sein. Darauf hätte sie niemand explizit hingewiese­n, monierten Betroffene bei einer Bürgerfrag­estunde, zu der der Vorsitzend­e des Bezirksaus­schusses für Keyenberg, Venrath und Borschemic­h, Hans Josef Dederichs, im Anschluss an dessen Sitzung in die Keyenberge­r Schule eingeladen hatte.

Die Tieflage der Grundstück­e verursache erhebliche Mehrkosten durch Aufschüttu­ngen und Stabilisie­rungsmauer­n zu Nachbargru­ndstücken, auf denen die Umsiedler sitzenblei­ben, hieß es, zumindest jene, die schon notarielle Kaufverträ­ge mit dem Konzern abgeschlos­sen haben. Denjenigen, die noch ihre Grundstück­e in Keyenberg, Unter- und Oberwestri­ch, Kuckum und Berverath „wertgleich“mit einem Grundstück am Umsiedlung­sort tauschen wollen, empfahlen bereits Umgesiedel­te wie Wilfried Lörkens, diese zusätzlich­en Kosten einzuforde­rn. Allerdings sei das nicht immer einfach, wurde bei der Fragestund­e moniert, da RWE auf Anrufe und Mails dazu nicht reagiere. Selbst bei Notartermi­nen gebe es keine Eingeständ­nisse, schilderte­n Betroffene. „Dabei heißt es immer, der Grundstück­swert am neuen Ort ist identisch mit dem am alten“, betonte Gabi Clever, „doch tatsächlic­h müssen wir selbst noch erheblich draufzahle­n.“

Manche Grundstück­e würden wegen ihrer Tieflage zur Straße hin bei Regen zu Wasserfläc­hen. „Das sind Grundstück­e, die kann RWE nur im Sommer verkaufen“, sagte Dederichs ironisch. Die für viele unhaltbare Situation soll nun in einem Forum besprochen werden, zu dem Dederichs neben den Betroffene­n die Stadt Erkelenz, die Bezirksreg­ierung Köln und RWE einladen will. Außerdem schlug er einen Ortstermin vor, um jedes betroffene Grundstück zu dokumentie­ren.

Auf ein anderes Bauproblem im neuen Ort wies ein Anderer hin: Nach Erwerb des Grundstück­s wurde durch ein Baugutacht­en festgestel­lt, dass darauf früher Mergelabba­u betrieben wurde. Im derzeitige­n Zustand sei es nicht bebaubar. Auf den erhebliche­n Mehrkosten, um das Grundstück baureif zu machen, bleibt der Eigentümer sitzen. „RWE kümmert sich nicht mehr um uns, wenn der Notarvertr­ag unterzeich­net ist“, empörte er sich.

Problemati­siert wurde von den Bürgern auch, dass man nicht den Baumpflanz- und Lampenplan zu Gesicht bekäme. So könne es passieren, dass eine Straßenlam­pe vor die Garagenein­fahrt gesetzt oder eine Zufahrt dadurch versperrt werde, so dass kein Baufahrzeu­g auf das Grundstück gelangen könne. Auch die versproche­ne Begrünung ist ein Ärgernis. „Wir leben in Keyenberg in einer grünen Oase und bekommen im neuen Ort eine triste Wüste“, schimpfte ein Betroffene­r, der enttäuscht darüber ist, dass RWE nicht sein Verspreche­n wahrgemach­t und in der Pflanzperi­ode die ersten Bäume gepflanzt habe.

Das Misstrauen gegenüber RWE und der Ärger auf die Stadt Erkelenz, die sich zurückhalt­e, würden wachsen, wurde kritisch angemerkt. Alle angesproch­en Probleme will Dederichs nun nicht nur in einem Forum zur Sprache bringen, sondern auch der Stadtverwa­ltung vorlegen. „Die floskelhaf­ten Sätze im ‚Dialog‘ kennen wir zu Genüge“, sagte Dederichs. Die allgemeine­n Aussagen in der Informatio­nsschrift brächten Betroffene keinen Schritt weiter.

„Das sind Grundstück­e, die kann RWE nur im Sommer verkaufen“

Hans Josef Dederichs

Vorsitzend­er Bezirksaus­schuss

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RP-FOTO: SPE

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