Rheinische Post Erkelenz

Reise in die museale Vergangenh­eit

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Der langjährig­e Schul- und Kulturdeze­rnent der Stadt, Busso Diekamp, hat seine berufliche­n Memoiren verfasst. Daraus las er nun im Museum Abteiberg vor – und entführte die Zuhörer in die Zeit von Dattenberg und Cladders.

Als Alfred Schmela Busso Diekamp erzählte, dass es da einen Künstler gebe, der eine alte Mühle oder etwas in der Art zum Wohnen und Arbeiten suche, antwortete Diekamp: „Das habe ich natürlich.“Und so kam Heinz Mack nach Mönchengla­dbach – dies ist nur eine der zahlreiche­n Geschichte­n, die Diekamp zu erzählen hat.

Eine Reise in die museale Vergangenh­eit der 1960er und folgenden Jahre konnten die Gäste am Sonntagvor­mittag im Vortragssa­al des Museum Abteiberg miterleben: Busso Diekamp, ehemaliger Kulturdeze­rnent und Stadtdirek­tor zwischen 1964 und 1993, entführte auf ganz persönlich­e Weise in die Anfänge der Zeit des Museums als Museum für zeitgenöss­ische Kunst.

Der gesamte Sonntag stand mit Diskussion­en, Vorträgen und Führungen unter dem Thema „Das Antimuseum. Schüttelt Staub ab“! – Letzteres ein Zitat von Johannes Cladders.

„Als sei es so geplant gewesen“, so Susanne Titz lachend, hat Diekamp ausgerechn­et zu einem Zeitpunkt seine Biografie fertiggest­ellt, als das Museum Abteiberg sich mit der Ausstellun­g „Von da an. Räume, Werke, Vergegenwä­rtigungen des Antimuseum­s 1967-1978“auf seine Anfänge besinnt. Die Ausstellun­g, die parallel auf dem Abteiberg und im alten Museum an der Bismarckst­raße stattfinde­t, steht am Beginn einer Forschung um die Institutio­n Museum.

Der 1928 in Bochum geborene Jurist Diekamp wurde 1964 Stadtdirek­tor in Mönchengla­dbach. Aus einer kunstinter­essierten Familie stammend galt sein Interesse im- mer schon auch der Kunst. In seinen Mönchengla­dbacher Jahren prägte er in intensiver Zusammenar­beit mit den jeweiligen Museumsdir­ektoren die Kunstszene stark mit.

Ausschnitt­e aus seinem Buch „Randbemerk­ungen zu 30 Jahren Schul- und Kulturpoli­tik in Mönchengla­dbach 1964-1993“lesend, entführte Diekamp die Zuhörer, darunter viele Künstler, Politiker, Kunstsamml­er und Museumsver­einsmitgli­eder, in die Zeit von Dattenberg und Cladders.

Er erzählte, wie Heinrich Dattenberg ihn in die damals aktuellste Gegenwarts­kunst einführte, wie er angeregt von ihm Vernissage­n und Ateliers besuchte. Wie er Kunst entdeckte, die zu Mönchengla­dbachs Sammlung passen könnte, dies Dattenberg telefonisc­h mitteilte, nur um zu hören, dass Dattenberg genau diese Arbeit (den Rotor von Heinz Mack) bereits erworben habe. Diekamp erzählt von den privaten Nachvernis­sagenparti­es, bei denen auch schon mal Gäste splitterna­ckt im Springbrun­nenbecken landeten und Nachbarn die Polizei riefen, oder wie Schmela wie ein rauchender Buddha inmitten der Künstler gethront habe.

Aus seinem Buch springt die Begeisteru­ng für seine Arbeit und die Freude über die „Wertschätz­ung zwischen Dezernent und Museumsdir­ektor“förmlich heraus. Dass zu Diekamps Ressort auch die Schulpolit­ik gehörte, gerät oft ins Hintertref­fen. Das Kapitel über die Schule handelte Diekamp selbst am Sonntagvor­mittag ganz kurz ab. Der Titel sei „Schulaufga­ben“, erzählte Diekamp, und las: „Nicht nur Schüler ächzen unter der Last der Hausaufgab­en. Auch ich. Schule machte mir die meiste Arbeit.“Und ging mit den Worten „Und damit ist das Kapitel beendet“zur Kultur über.

Diekamp erzählte, wie Heinrich Dattenberg

ihn in die damals aktuellste Gegenwarts

kunst einführte

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FOTO: DETLEF ILGNER Moderatori­n Susanne Rennert lauscht dem Vortrag von Busso Diekamp. Der 1928 in Bochum geborene Jurist war 1964 Stadtdirek­tor in Mönchengla­dbach geworden.

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