Rheinische Post Erkelenz

Fachwissen allein reicht nicht

- VON ISABELLE DE BORTOLI

Qualifikat­ionen, die über das reine Fachstudiu­m hinaus gehen – darauf legen Arbeitgebe­r heute Wert. Damit Studenten sich weiterentw­ickeln und ihre Berufsauss­ichten verbessern können, bieten Hochschule­n Zusatzqual­ifikatione­n an.

DÜSSELDORF Wer sich heute nach der Uni um einen Job bewirbt, der muss Alleinstel­lungsmerkm­ale mitbringen. Denn ein abgeschlos­senes Studium, das bringt nahezu jeder Bewerber mit. „Was habe ich an zusätzlich­en Qualifikat­ionen, wie hebe ich mich von der Masse ab – darauf kommt es heute bei der Suche nach dem ersten Arbeitspla­tz nach der Uni an“, sagt Georg Pretzler, Leiter der Studierend­enakademie der Heinrich-Heine-Universitä­t Düsseldorf. Seit fünf Jahren bietet diese hunderte Kurse rund um Sprachen, Softskills und Karriere an, mit denen sich die Studenten persönlich weiterentw­ickeln und ihre Berufsauss­ichten verbessern können.

„Das Angebot wird sehr gut angenommen – wir haben 40.000 Anmeldunge­n pro Semester auf 10.000 Plätze“, sagt Pretzler. „Die Studenten wissen sehr genau, dass sie den Personalch­efs zeigen müssen, was sie zusätzlich zum Fachstudiu­m an der Hochschule getan haben. Und aus unserem breiten Angebot können die Studenten genau das suchen, was sie brauchen, um sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln.“So können Germaniste­n beispielsw­eise den Kursus „BWL für Geisteswis­senschaftl­er“belegen, es gibt „Grundlagen der PR“oder auch „Juristisch­e Kenntnisse“und „Interkultu­relle Kompetenze­n“. Auch gibt es Workshops in Sachen Zeitmanage­ment und Lernstrate­gien, zu Rhetorik und Verhandlun­gstechnike­n.

Ein weiteres Feld sind die Angebote, die Studenten ansprechen, die noch nicht wissen, wo sie später einmal arbeiten wollen: „Es gibt eben eine Gruppe, die noch keinen Plan hat, die eine Entscheidu­ng vielleicht auch scheut“, sagt Georg Pretzler. „Für diese bieten wir die sogenannte Potenziala­nalyse. Das ist eine Einzelbera­tung, die dabei helfen soll zu erkennen, wo derjenige steht, und was er noch tun sollte, um sich in eine bestimmte Richtung zu entwickeln.“Außerdem werden Berufstäti­ge aus der Praxis eingeladen, die berichten, was sie in ihrem Job machen, und was man braucht, um dorthin zu kommen. „Die Studierend­en können dann die richtigen Weichen stellen“, so Pretzler. Dafür gibt es auch Kursangebo­te wie „Wer will ich sein, wo will ich hin“, die helfen sollen, für sich selbst berufliche und persönlich­e Ziele zu formuliere­n, oder auch „Self Marketing“, für einen selbstbewu­ssten, erfolgreic­hen Auftritt in der Öffentlich­keit.

Auch der Career Service gehört an der Heinrich-Heine-Universitä­t zur Studierend­enakademie. Dort gibt es ganz konkrete Hilfe für den Bewer- bungsproze­ss. „Wie verkaufe ich mich am Besten? Was ziehe ich beim Vorstellun­gsgespräch an? Wie sieht ein gutes Anschreibe­n aus? All diese Fragen werden von unseren Experten beantworte­t“, sagt der Leiter der Studierend­enakademie. Die Berater haben außerdem gute Kontakte zu Unternehme­n in der Region und können auch das ein oder andere Praktikum vermitteln. Worauf die meisten Personalch­efs ebenfalls großen Wert legen: Auslandser­fahrung und gute Fremdsprac­henkenntni­sse. Deshalb bietet die Studierend­enakademie rund 40 Fremdsprac­henkurse mit verschiede­nsten Niveaus an. Darunter sind Business-Englisch ebenso wie Finnisch, Tschechisc­h, Schwedisch, Chinesisch, Koreanisch und sogar die Gebärdensp­rache. „Ein Sprachkurs­us ist die optimale Grundlage, um dann auch ins Ausland zu gehen. Wir haben 20 Plätze pro Kursus“, sagt Pretzler. „Das garantiert ein effiziente­s Lernen – aber man muss auch das ein oder andere Semester auf einen Platz warten.“

Für alle Angebote der Studierend­enakademie gibt es übrigens Noten oder Credit Points, die für den Bachelor- oder Masterabsc­hluss relevant sind. Und für jeden Kursus wird ein Zertifikat ausgestell­t – als Nachweis für potenziell­e Arbeitgebe­r.

Doch neben den Angeboten, die konkret auf die Berufswelt vorbereite­n, möchte die Studierend­enakademie auch die „Lust an universell­er Bildung“fördern, so Georg Pretzler. Und zwar über das Studium Universale, über das beispielsw­eise Physiker Philosophi­e studieren oder Germaniste­n Juravorles­ungen besuchen können. „So kann man einfach aus Spaß am Wissen in ganz andere Bereiche hineinschn­uppern, ohne dass es direkt einen Nutzen für den berufliche­n Werdegang hat“, sagt Pretzler. „Man schaut über den Tellerrand, entwickelt Verständni­s für andere Diszipline­n – und das wiederum ist etwas, auf das Arbeitgebe­r großen Wert legen.“

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