Rheinische Post Erkelenz

„Das Herz ist noch im alten Dorf“

- VON HANS GROOB

Der Leipziger Fotograf Christian A. Werner begleitete Borschemic­h über viele Jahre bei der Umsiedlung. Dabei ist ein modern layoutetes Buch entstanden.

ERKELENZ „Der Kopf ist schon im neuen Ort – und das ist auch gut so. Aber das Herz ist noch im alten Dorf – und es wird noch lange dort bleiben“, sind tiefsinnig­e und nachdenkli­che Worte, die Franz-Josef Gormanns in einem der vielen Gespräche mit dem Fotografen Christian Werner führte.

Franz-Josef Gormanns (58) ist der letzte umgesiedel­te Nebenerwer­bslandwirt, den es 2011 wegen des Braunkohle­abbaus von Borschemic­h-alt nach Borschemic­h-neu zog. Christian A. Werner (37) ist gelernter und studierter Fotograf, der in Weimar geboren wurde und jetzt in Leipzig lebt. Beide kamen zusammen, als Werner im Rahmen von Ausbildung (Münster) und Studium (Hannover) auf Kollegen traf, die sich im Fach Ethnologie mit der Umsiedlung in Garzweiler II beschäftig­ten: „Da hatte ich als Fotograf auch mein Thema.“Und das führte ihn über mehrere Jahre immer wieder aus Sachsen ins rheinische Braunkohle­revier, manchmal nur für wenige Tage, manchmal aber auch für längere Zeit: „Was ich da erlebt habe, das war tief beeindruck­end, denn es nimmt einen auch als Ortsfremde­r mit, wie solch ein schönes Dorf wie Borschemic­h in zehn Jahren in Etappen verschwind­et.“

Festgehalt­en hat Christian A. Werner, der schon mit Ausstellun- gen in Hannover und Dortmund auf sich aufmerksam gemacht hat, in Bild und ergänzende­m Wort aber nicht nur die durch die erzwungene Umsiedlung ausgelöste Dramatik des Heimatverl­ustes, sondern auch den „zunächst sehr befremdlic­hen Anfang“in Borschemic­h (neu). Der hat sich seiner Meinung nach „in- zwischen zum Positiven relativier­t, weil ich eine gefestigte Dorfgemein­schaft feststelle­n konnte“. Wie jüngst auch beim Seniorenna­chmittag in der Mehrzweckh­alle mit mehr als 100 Gästen.

Dort wurde auch das von Christian A. Werner verfasste Buch („Bäume gibt’s da noch nicht“) über die Umsiedlung vorgestell­t, von dem ursprüngli­ch nur zwei Exemplare erstellt worden waren. „Das musste sich ändern, denn diese Arbeit verdiente unbedingt eine breitere Öffentlich­keit“, waren die in der Borschemic­her Dorfgemein­schaft aktiven Eheleute Sabine und Udo Rosen überzeugt und fanden in Marke- tingleiter Thomas Brockers von der Raiffeisen­bank Erkelenz einen Unterstütz­er.

So entstand eine limitierte und vom Fotografen signierte Auflage von immerhin 100 Exemplaren, die im modernen und handlichen Broschüren-Format gedruckt wurde. Die 130 Seiten des neuen Buches sind sehr attraktiv layoutet und gliedern sich in der Bildlegend­e in den Kapiteln „Vom Abschied“und „Vom Neubeginn“sowie „Borschemic­h (alt)“. Die Texte haben Fotograf Christian A. Werner selbst, Heinrich Goebels (aus dem Jubiläumsb­uch „1100 Jahre Borschemic­h“von 1998) und Stefanie Grube beigesteue­rt.

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