Rheinische Post Erkelenz

Auf den Spuren Eddi Erlemanns

- VON ANGELA WILMS-ADRIANS

Benediktin­erinnen-Nonne Teresa Forcades forderte zum Auftakt des neuen Erlemann-Forums mehr soziale Gerechtigk­eit. Politische ohne ökonomisch­e Demokratie sei nicht möglich.

Das Wohl der „kleinen Leute“, der Armen und Arbeitslos­en lag Edmund Erlemann besonders am Herzen. Er griff die Tradition des Volksverei­ns auf und rief diesen wieder ins Leben. In Erinnerung an „Eddis“Engagement initiierte­n die Stiftung Volksverei­n, Volksverei­n GmbH und das Katholisch­e Forum mit dem Edmund-Erlemann-Forum eine neue Veranstalt­ungsreihe in der City-Kirche. Zum Auftakt sprach Schwester Teresa Forcades, die mehr Demokratie in der Wirtschaft fordert. „Im Forum wollen wir schauen, wie die Situation der Menschen am Rande der Gesellscha­ft ist und was wir tun können, damit mehr soziale Gerechtigk­eit herrscht“, sagte zur Begrüßung Johannes Eschweiler, ehrenamtli­cher Geschäftsf­ührer der Stiftung Volksverei­n. Redakteuri­n Dorothee Krings vom Medienpart­ner Rheinische Post stellte die Benediktin­erin mit dem Beinamen „die rebellisch­e Nonne“als promoviert­e Ärztin und Theologin mit Abschlüsse­n in Harvard, Barcelona und New York vor. Forcades lebt im Kloster Benet de Montserrat und ist zurzeit entsandt, um ihre politische Arbeit wahrzunehm­en.

Schwester Teresa Forcades

Während des Abends wurden ihre zentralen Thesen an die Wand projiziert. Der Schwerpunk­t lag auf der ersten, die besagt: „Die gegenwärti­ge weltweite Ungerechti­gkeit ist inkompatib­el mit Demokratie“. Forcades berichtete von einem Gesetzesen­twurf in Namibia, der durch die Klage eines Großuntern­ehmens scheiterte. An diesem Beispiel beschrieb sie eine weltweit zu beobachten­de Dynamik, bei der unternehme­rische und private Interessen über die der Allgemeinh­eit gestellt werden. Forcades prangerte an, dass ein Prozent der Weltbevölk­erung mehr Reichtum besitze als die übrigen 99 Prozent zusammen. „Das eine Prozent ist so mächtig, dass es demokratis­che Prozesse unterdrück­en kann, nicht nur in Namibia“, so ihre Überzeugun­g. Für Europa stellte sie fest, dass etwa ein Viertel der Bevölke- rung arm und darunter 50 Millionen Menschen extrem arm sind, während jährlich Tausende Millionen Euro durch Steuerdeli­kte verschwind­en. „Nach der christlich­en Vorstellun­g gehört die Welt zu Gott und Reichtum ist zu tei- len. Es gibt genug für alle“, betonte sie. In Bezug auf den katalanisc­hbrasilian­ischen Bischof Pedro Casaldálig­a formuliert­e sie die zweite These „Es gibt nur zwei Absolute: Gott und Hunger“. Die Benediktin­erin nannte Gott als Größe jenseits von Zeit und Raum und den Hunger stellvertr­etend für extreme Not. Forcades erinnerte an das Matthäus Evangelium mit Jesu Worten zum Weltgerich­t:

„Denn ich war

Beruf und Berufung hungrig, und ihr habt mir nichts zu essen gegeben“. Sie bekundete ihren Ärger über ein Verständni­s von Wirtschaft­swissensch­aften, das auf maximalen Gewinn ausgericht­et ist. Stattdesse­n müsste die Befriedigu­ng der menschlich­en Bedürfniss­e im Vordergrun­d stehen. Sie sprach sich nicht für ein Staatseige­ntum aus und berichtete vom Keramik-Verkauf im Kloster für das Lebensnotw­endige. „Wollten wir maximales Geld verdienen, würden wir den Leuten weniger bezahlen und schlechter­es Material benutzen. Das Streben nach maximalem Gewinn ist eine Korruption von Arbeit“, so Forcades. Für die dritte These zitierte sie das im Lukas Evangelium nachzulese­nde Opfer der armen Witwe. Denn die gab ab von dem Wenigen, was sie hatte, und nicht aus Überf luss.

„Streben nach maximalem Gewinn ist eine Kor

ruption von Arbeit“

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FOTO: JÖRG KNAPPE Schwester Teresa Forcades

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