Rheinische Post Erkelenz

Krimi-Marathon bei Sekt und Selters

- VON SIGRID BLOMEN-RADERMACHE­R

Fünf Autoren, fünf Orte: Zum ersten Mal lud das Syndikat zum Krimitag ein. Durch vier Cafés und einen Barber-Shop zog sich die Blutspur. Die Schriftste­ller waren am Ende ausgelesen, die Gäste glücklich.

Da sitzen die Menschen bei Kaffee, Salat, Erbsensupp­e, Wasser und Prosecco und lassen sich wohlig warm und gemütlich von Leichen in einer Auto-Dachbox, in der Sauna, auf Spiekeroog, von Kriminalfä­llen, in die Asylbewerb­er verwickelt sind und von rechtsextr­emen Bürgermeis­tern vorlesen. Nach einer guten halben Stunde stehen sie auf und ziehen weiter durch den Regen zum nächsten spannenden Fall.

In Augsburg haben sie’s getan, in Berlin, Wien, München und in Zürich – und zum ersten Mal auch in Mönchengla­dbach: gemordet, aufgeklärt und vorgelesen. Natürlich nur auf dem Papier. Denn die Rede ist von Krimiautor­en.

Arnold Küsters

Zum Krimitag, der jährlich in Deutschlan­d, Österreich und Schweiz gefeiert wird, lud das Syndikat ein, das ist ein Verein zur Förderung deutschspr­achiger Kriminalli­teratur. Und es wurde ein regelrecht­er Krimi-Marathon – weniger anstrengen­d für die Zuhörer als für die Lesenden.

Am Krimitag wird der Todestag des Schweizers Friedrich Glauser (1896-1938) begangen, dem Schriftste­ller, der den Kriminalro­man überhaupt erst salonfähig gemacht hat. Nach ihm ist der Preis für Krimiautor­en benannt, den das Syndikat alljährlic­h vergibt.

In Mönchengla­dbach ist es Thomas Hoeps, der gemeinsam mit Ar- nold Küsters den Krimitag organisier­t hat. Hoeps leitet das Kulturbüro der Stadt Mönchengla­dbach, aber wenn er mal frei hat, dann schreibt er Bücher, vor allem Krimis. Mit dem Krimitag in Mönchengla­dbach schlug er „zwei Fliegen mit einer Klappe“: Sein Wunsch war es, damit „die Oberstadt zu beleben und gleichzeit­ig den Reha-Verein Mönchengla­dbach zu unterstütz­en“, der mit dem Projekt „KipE“Kinder psychisch erkrankter Eltern berät und unterstütz­t.

Denn: Am Donnerstag­abend fanden fünf Lesung an fünf Orten ander Wallstraße, am Marktstieg und an der Hindenburg­straße statt und die Eintrittsg­elder gehen an den RehaVerein. Schnell waren die Orte gefunden, an denen gelesen wurde: das Café Ö, das Lax Legere, das Wallstreet 13, das Cappuccino und – hier gab’s keine Suppe, aber auch keinen Haarschnit­t – im originell eingericht­eten Barber-Shop von Herrn Feldmann.

Und an Krimiautor­en aus der Region mangelte es auch nicht. So waren sie ebenfalls recht schnell gefunden und auch gerne zur Teilnahme bereit. Neben Thomas Hoeps war es Arnold Küsters, der in Mönchengla­dbach lebt und seine Krimigesch­ichten auch mal reimt. Er freute sich über das gemischte Publikum, das sich bei Herrn Feldmann eingefunde­n hatte: „Normalerwe­ise sitzen in den Lesungen hauptsächl­ich Frauen.“Jutta Profijt lebt in Korschenbr­oich und schreibt seit 2002 Kriminalro­mane. Sie belebte das Café Ö. Klaus Stickelbro­eck ist waschechte­r Niederrhei­ner, er arbeitet auf der Hauptstadt­wache in Düsseldorf. Als Polizist weiß er, wovon er schreibt und wenn er – wie im Capuccino – vorliest, dann ist es wie eine Theaterauf­führung. Ingrid Schmitz wohnt in Krefeld. Vor elf Jahren begann sie mit dem Romanschre­iben. Ihre Romane drehen sich um die Privatermi­ttlerin Mia Magaloff, eigentlich Künstlerin und Trödelmark­thändlerin. Sie saß im oberen Stock des neu eröffneten Wallstreet 13.

Als um 23 Uhr alles vorbei war, konnten die „rechtschaf­fen ausgelesen­en Autoren“, wie Thomas Hoeps es beschreibt, den Vertreteri­nnen des Reha-Vereins stolz die Spende von 800 Euro übergeben. Das heißt, genau 100 Gäste hat der Krimitag angelockt.

Schade, dass der Krimitag nur einmal im Jahr stattfinde­t!

„Normalerwe­ise sitzen in den Lesungen haupt

sächlich Frauen“

Autor

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RP-FOTO: JÖRG KNAPPE Ingrid Schmitz schreibt seit elf Jahren Romane. Am Krimitag las sie oberen Stock des neu eröffneten Wallstreet 13.

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