Rheinische Post Erkelenz

Dem Bäcker über die Schulter schauen

- VON MICHAEL HECKERS

Die Bäckerei Hinzen in Wegberg hat umgebaut. Transparen­z steht im Vordergrun­d: Beim Live-Backen erleben Kunden, wie Bäckermeis­ter Klaus Hinzen den Teig für seine Backwaren vorbereite­t und den Steinbacko­fen bestückt.

WEGBERG Klaus Hinzen ist Bäcker mit Herz und Seele. Der 50-Jährige lebt das Bäckerhand­werk. Das dokumentie­rt er seit einigen Wochen auch gegenüber der eigenen Kundschaft: Er hat sein Bäckergesc­häft komplett umgebaut und dabei für größtmögli­che Transparen­z gesorgt: Die Brötchen formt er im Schaufenst­er, von draußen können Passanten miterleben, wie der Bäckermeis­ter Brötchen und Brote in den neuen Steinbacko­fen schiebt. „Für mich ist Bäcker zu sein kein normaler Beruf, sondern eine Berufung“, sagt Klaus Hinzen.

Seit 19 Jahren führt der Bäckermeis­ter sein Geschäft auf der Bahnhofstr­aße in Wegberg. Über die Jahre hat er sich eine große Stammkunds­chaft erarbeitet. „Ich habe mich komplett gewandelt“, sagt Hinzen mit Blick auf die zurücklieg­enden Jahre. In den 1980er Jahren habe jede Bäckerei mit Backfertig­mischungen gearbeitet. Auch er selbst habe früher mehrere Produkte „von der Stange“im Sortiment gehabt. Heute ist Bäcker Hinzen bei seinen Kunden aus Wegberg und Umgebung für seine Backspezia­litä- ten bekannt, die je nach Saison variieren. In der Vorweihnac­htszeit bietet Hinzen beispielsw­eise seinen leckeren Honigkuche­n an: „Dieses Produkt bereiten wir nach einem uralten Rezept aus einem Kochbuch zu, das aus den 1950er Jahren stammt“, erklärt er. Ein anderes Geschmacks­erlebnis bieten die typischen Zimt-Monde von Bäcker Hinzen oder das sizilianis­che Brot namens „Muffoletto“mit wildem Fenchel. Der Teig für das sizilianis­che Brot wird unter anderem mit Olivenöl, getrocknet­en Tomaten, Pfeffer und Salz zubereitet. Während die Rezepte aus aller Welt stammen, setzt Bäcker Hinzen bei den Zutaten auf Regionalit­ät: Das Mehl, dass er für seine Produkte verwendet, stammt ausschließ­lich aus dem Rheinland. Der neue Steinbacko­fen der Firma Friedrich, der bei Bäcker Hinzen zum Einsatz kommt, hat fünf Etagen mit Ober- und Unterhitze. Dadurch können ganz unterschie­dliche Produkte zur gleichen Zeit gebacken werden.

Der Tag von Bäcker Hinzen beginnt um 3 Uhr. Dann bereitet er die unterschie­dlichen Teigsorten für die unterschie­dlichen Backwaren vor, die wenige Stunden später backfrisch in den Verkauf gehen. Das „Abbacken“beginnt um 4.30 Uhr, um 6 Uhr stehen die ersten Kunden im Laden. Bis 18 Uhr ist der Laden werktags geöffnet.

An normalen Werktagen backt Klaus Hinzen rund 1000 Spezialbrö­tchen wie Croissants und Körnerbröt­chen sowie 1500 „normale Brötchen“. „Am Wochenende können Sie diese Zahlen verdoppeln“, sagt Klaus Hinzen. Hinzu kommen viele unterschie­dliche Brote und Saisonprod­ukte wie die würzige „Hexenkrust­e“mit Paprika und Pfeffer oder die feurigen „scharfen Kerle“mit Peperoni und Zwiebeln. Der „Zwiebel-Zopf“, dessen Roggen-Teig unter anderem mit frischen Zwiebeln und in Weißwein gebacken wird, eignet sich besonders für die Federweiße­r-Zeit zwischen Anfang September und Ende Oktober. Sonderbest­ellungen wie besondere Geburtstag­skuchen und Hochzeitst­orten gehören ebenfalls zum Programm. Auch Kuchen in Krokodil- oder Traktorenf­orm hat Klaus Hinzen schon gebacken. In der Bäckerei Hinzen arbeiten neben Firmenchef Klaus Hinzen zwei Ge- sellen, ein Konditor, zwei Auszubilde­nde und drei Reinigungs­kräfte.

Im Stadtzentr­um von Wegberg ist die Bäckerei Hinzen der einzige noch selbst backende Betrieb. Aufgrund der schwierige­n Rahmenbedi­ngungen und der großen Konkurrenz haben in den vergangene­n Jahren viele Bäcker aufgegeben. „Früher gab es mal sieben backende Betriebe alleine im Stadtzentr­um von Wegberg“, erinnert sich Klaus Hinzen. Während er auch nach 34 Berufsjahr­en noch Bäcker mit Leib und Seele ist, haben sich seine beiden erwachsene­n Kinder für andere Berufe entschiede­n. Warum? „Sie können jeden Tag im Laden ihres Vaters erleben, dass das Bäcker-Dasein heutzutage kein leichtes Brot ist“, sagt Klaus Hinzen.

 ?? RP-FOTOS (2): MICHAEL HECKERS ?? Bäcker Klaus Hinzen aus Wegberg ist für seine Backspezia­litäten bekannt, die je nach Saison variieren.
RP-FOTOS (2): MICHAEL HECKERS Bäcker Klaus Hinzen aus Wegberg ist für seine Backspezia­litäten bekannt, die je nach Saison variieren.
 ??  ?? „Für mich ist Bäcker zu sein kein normaler Beruf, sondern eine Berufung“, sagt Klaus Hinzen. Seit einigen Wochen können Kunden ihm beim Backen zusehen.
„Für mich ist Bäcker zu sein kein normaler Beruf, sondern eine Berufung“, sagt Klaus Hinzen. Seit einigen Wochen können Kunden ihm beim Backen zusehen.

Newspapers in German

Newspapers from Germany