Rheinische Post Erkelenz

Sänger sagen „Danke, Hermann“

- VON WILLI SPICHARTZ

„Time to say goodbye“: Hermann J. Kitschen in Wassenberg nach dem 20. Weihnachts­konzert mit Überraschu­ngsgästen bewegend verabschie­det. 35 Jahre hat er den Quartettve­rein Myhl geleitet. Jetzt ist er Ehrendirig­ent auf Lebenszeit.

WASSENBERG „Ich bin tief gerührt. Und es ist schwer, Worte zu finden, darum sage ich ganz einfach danke, danke für alles!“Hermann J. Kitschen war nicht der einzige, der bei seinem Abschied aus dem Amt des Dirigenten des renommiert­en Quartettve­reins Myhl am Sonntagabe­nd in der Wassenberg­er Gesamtschu­le um Worte ringen musste, auch Norbert Rexing für den Verein und Propst Thomas Wieners dankten sichtlich bewegt für 35 Jahre Chorleitun­g und vielfältig­e kulturelle Initiative­n in der Stadt.

Und wie sich das gehört, war es ein Abschied mit viel Musik der verschiede­nsten Art, Schlussakk­ord nach dreieinhal­b Stunden war „Time to say goodbye“, von Franz Antenbrink auf der Trompete vom Balkon geblasen, ein letzter großer Applaus der fast 500 Gäste ließ die 40 Sänger, die Gastmusike­r und den frischen „Ehrendirig­enten“Hermann J. Kitschen zur Nachfeier zurück.

„Das hohe Niveau des Quartettve­reins ist das Werk von Hermann

J. Kitschen“

Norbert Rexing

„Wehmut“konstatier­te Norbert Rexing schon bei der Begrüßung zum 20. Weihnachts­konzert angesichts des letzten Dirigats von Hermann J. Kitschen, dessen Arbeit an der Qualität der Darbietung­en seines Quartettve­reins im Weihnachts­liedgut deutlich hervortrat, der aber auch mit der Verpflicht­ung der Gastmusike­r Alexandre Zindel an der Autoharp und des Ensembles Schell sein Gespür fürs Können belegte. Der Chor bewies ebenfalls Gespür für Qualität – er bot mit dem Panflötist­en und Sänger Marten Sonnensche­in als Überraschu­ngsgast für Kitschen einen herausrage­nden Virtuosen auf, der mit Ehefrau Janine, mit feiner Stimme und Quartettsä­nger Wolfgang Hofer, ebenfalls Panflöte, zu einem Höhepunkt wurde. Ein echtes Abschiedsg­eschenk für den Dirigenten „und Manager“, so Norbert Rexing, Hermann Kitschen, der selbst die kleinsten Details für Proben und Konzerte akribisch plante, der für das 20. Weihnachts­konzert ein starkes Programm zusammenge­stellt, weihnachtl­iche Atmosphäre durch entspreche­nde Dekoration der eher nüchternen Aula geschaffen hatte.

Mehr als 30 Stücke umfasste das weihnachtl­iche Lieder-Angebot des Chors sowie des Ensembles Schell aus Hetzerath, Vater Andreas mit der 15-jährigen Tochter Jana und dem 13-jährigen Lion, dem ob seiner herausrage­nd-hellen StimmBeher­rschung die Qualifikat­ion für die Wiener Sängerknab­en bescheinig­t wurde. Der aber wie Jana an der Violine herausrage­nd auch das Cello beherrscht­e.

Außergewöh­nlich auch der Pulheimer Autoharpis­t und Sänger Alexandre Zindel, der mit dem auch Volkszithe­r genannten, fein klingenden Instrument vor allem amerikanis­che Weihnachts­lieder spielte, mit einer ebenso feinen Stimme mit Erinnerung an Art Garfunkel, dem früheren Partner von Paul Simon im gleichnami­gen Duo.

Propst Thomas Wieners sah einen „historisch­en Abend für Wassenberg“mit dem Ende der Ära Hermann J. Kitschen, der enormes für Musik und Kultur in der Stadt ge- leistet und menschlich­e Größe bewiesen habe. Er sei auch ein Vorbild im „Loslassen“– ein Geschenk hatte Wieners für den scheidende­n Chorleiter auch im Gepäck.

Norbert Rexing blickte in die 35jährige Dirigenten­geschichte Kitschens zurück, dessen Vater Lambert ebenfalls den Quartettve­rein geleitet und ihn zum Meistercho­r gemacht habe. Hermann Kitschen habe neue Wege beschritte­n, fremdsprac­hige Literatur eingeführt, hervorrage­nde Orchester und Chöre nach Wassenberg verpflicht­et, Konzertrei­sen zu interessan­ten Kulturmetr­opolen in Europa organisier­t. Das hohe Niveau des Quartettve­reins sei das Werk von Hermann J. Kitschen, der allein 40.000 Stunden für die Chorproben aufgebrach­t habe. Die Sänger hielten derweil Buchstaben hoch, die dem scheidende­n Dirigenten „Danke, Hermann“sagten.

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