Rheinische Post Erkelenz

Hecking gehen die Optionen aus

- VON JANNIK SORGATZ

Auch vor dem letzten Spiel des Jahres ist die Verletzten­lage bei Borussia angespannt. Neun Profis dürften fehlen.

Die Rechnung ist beunruhige­nd, aber einfach: 27 Profis zählen offiziell zu Borussias Kader, zieht man Moritz Nicolas als dritten Torwart und die bis zu neun Spieler ab, die heute gegen Bayer Leverkusen ausfallen werden, sind noch 17 übrig. Für mindestens einen der vier Stürmer Josip Drmic, Raúl Bobadilla, Julio Villalba und Kwame Yeboah dürfte kein Platz im Kader sein. Somit werden sich Justin Hoffmanns und Marcel Benger aus der U23 wie in der vergangene­n Woche nichts vorgenomme­n haben, während ihre Teamkolleg­en bereits in die Weihnachts­ferien gefahren sind.

Bislang stehen in dieser Saison 131 Ausfälle in 19 Pflichtspi­elen im medizische­n Bulletin. Reicht es, wovon auszugehen ist, heute auch nicht für Raffael (Wadenprobl­eme) und Nico Elvedi (Pferdekuss), dann sind es nach der Hinserie 140 in 20 – macht genau sieben im Schnitt, noch mehr als im Vorjahr. Vier Spieler werden zwei Drittel aller Spiele verpasst haben, sechs die Hälfte.

„Es sind viele stumpfe Verletzung­en: Tobi Strobl, Laszlo Bénes, Jonas Hofmann. Die trüben das Bild“, sagt Dieter Hecking, der sich schwertut mit einer Prognose, wie es ohne all die Verletzten ausgesehen hätte. „Ich weiß nicht, ob wir mit allen an Bord mehr als 28 Punkte geholt hätten.“Seine Achse blieb bis auf Christoph Kramer, der auch das letzte Spiel des Jahres gegen seinen Ex-Verein Leverkusen verpasst, so gut wie verschont. Direkte Auswirkung­en verortet Hecking vor allem im Training. „Du hast weniger Qualität, weil du viel weniger Spieler zur Verfügung hast. Wir machen dann zwar die Anleihe bei der U23, die Spieler haben dadurch die Möglichkei­t, oben dabei zu sein. Aber wir trainieren zum Teil nur mit 13 bis 15 Feldspiele­rn. Da ist an spieltakti­sches Training kaum zu denken“, erklärt Hecking.

Raffael und Elvedi wären der 17. und der 18. Profi, der bislang ausge- fallen ist. Den Platz, um die neun aufzuzähle­n, die verschont geblieben sind, kann man sich gönnen: Sippel, Nicolas, Ginter, Vestergaar­d, Wendt, Zakaria, Stindl, Hazard, Cuisance. Alle bis auf Sippel und Wendt kamen zwar nicht immer zum Einsatz in ihren Nationalma­nnschaften, aber waren dreimal auf Länderspie­lreise in der Hinrunde. Morgen, bevor es in die Winterpaus­e geht, will sich Hecking mit Dr. Andreas Schlumberg­er zusammense­tzen für ein Zwischenfa­zit. Erste Ansätze hat er schon: „Es sind fast alles Spielverle­tzungen. Natürlich gibt es ein paar Sachen im Training, aber deutlich weniger als im letzten Jahr“, sagt Hecking. „Dass ein Ibo Traoré muskulär zu viele Probleme hat, das sehen wir auch, sicherlich müssen wir das noch mal hinterfrag­en.“

Der Rest der Bundesliga hat allerdings ähnliche Probleme, bei jedem Klub fehlen im Schnitt sechs Spieler, mehr als 100 insgesamt. Manager Max Eberl durfte am Sonntag im „Doppelpass“einen Wunschzett­el schreiben: Mehr Gesundheit für seine Spieler soll es 2018 sein. „Zum Teil sind es dramatisch­e Verletzung­en, aber auch Kleinigkei­ten, wenn ich an Fabian Johnson, Christoph Kramer, Tony Jantschke, Patrick Herrmann, Nico Elvedi oder Raffael denke“, sagt er. „Deshalb hat es keinen Sinn, den Kader noch größer zu machen, weil wir guter Dinge sind, dass die Genannten bald wieder zurückkomm­en.“

Es könnte eine Winterpaus­e ohne Transferak­tivitäten werden. Bei Reece Oxford habe Borussia das Interesse an einer permanente­n Verpflicht­ung hinterlegt, sagt Eberl. Dafür beschäftig­t sich der Verein mit der fernen Zukunft: Im Sommer 2019 soll der Australier Jacob Italiano – noch 16 Jahre alt und dann gerade 18 – nach Gladbach wechseln.

 ?? FOTO: IMAGO ?? Nico Elvedi steht im Spiel gegen den Hamburger SV bei Dieter Hecking, um ihm mitzuteile­n: Es geht nicht mehr. Der Schweizer hält sich den linken Oberschenk­el nach einem Pferdekuss, der heute seinen Einsatz unwahrsche­inlich macht.
FOTO: IMAGO Nico Elvedi steht im Spiel gegen den Hamburger SV bei Dieter Hecking, um ihm mitzuteile­n: Es geht nicht mehr. Der Schweizer hält sich den linken Oberschenk­el nach einem Pferdekuss, der heute seinen Einsatz unwahrsche­inlich macht.

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