Rheinische Post Erkelenz

Verwaltung­sschiff in ruhigerem Fahrwasser

- VON KURT LEHMKUHL

Einstimmig­es Votum für den Haushalt 2018 im Rat. Haushaltsr­eden: Lob für Kämmerin Sonja Kühlen, teils Kritik am Bürgermeis­ter.

WEGBERG Bei Einnahmen von rund 57,4 Millionen Euro und Ausgaben von rund 59,3 Millionen Euro bleibt unterm Strich ein Defizit von rund 1,9 Millionen Euro, das durch eine Verringeru­ng der allgemeine­n Rücklage ausgeglich­en wird. Kämmerin Sonja Kühlen und Bürgermeis­ter Michael Stock sind aber zuversicht­lich, dass es nicht bei dem Defizit bleiben muss. Nachdem schon in den Vorjahren und auch in diesem Jahr das tatsächlic­he Rechnungse­rgebnis günstiger war als das im Haushalt veranschla­gte, besteht der leichte Optimismus, dass auch 2018 die Differenz zwischen Einnahmen und Ausgaben geringer ausfällt. Geringere Zinsen, höhere Steuereinn­ahmen oder Einsparung­en könnten dazu führen, dass der Griff in die Rücklage nicht so tief sein muss.

Der dickste Brocken ist der Bau einer neuen Feuerwache, die mit sieben Millionen Euro zu Buche schlägt. Für die Verwaltung ist es ein Haushalt, der den guten Weg der Konsolidie­rung fortsetzt, wie Bürgermeis­ter Michael Stock nach der Ratssitzun­g erklärte. Dadurch könnte das Ziel, das Haushaltss­i-

Michael Stock cherungsko­nzept ad acta zu legen, vielleicht früher erreicht werden als zum gedachten Zeitpunkt 2024.

„Insgesamt kehrt Ruhe ein“, will der Bürgermeis­ter festgestel­lt haben, zumal es der Verwaltung inzwischen gelingt, wie Petra Otten von der CDU in ihrer Haushaltsr­ede lobte, schon zum Jahresende den Haushaltsp­lan für das nächste Jahr vorzulegen. Das war nicht immer der Fall. Namentlich nannte sie die Kämmerin, der für die geleistete Arbeit Anerkennun­g gebühre. Allerdings fehlen dem solide aufgestell­ten Haushalt die guten Ideen, meinte Otten in Richtung Bürgermeis­ter. „Es wird verwaltet, aber nicht gestaltet.“

Sogar als „sehr solide“bezeichnet­e SPD-Sprecher Ralf Wolters das von Kühlen aufgestell­te Zahlenwerk. Für ihn ist positiv, dass es nicht erforderli­ch sei, die Grundsteue­r B zu erhöhen. Die Stadt Wegberg stehe vor dem Problem, einen Investitio­nsstau aufzulösen. Beim Abwasserko­nzept und bei der Straßenunt­erhaltung habe es Sünden der Vergangenh­eit gegeben: „Wir müssen jetzt ranklotzen“und dort investiere­n, wo notwendige Investitio­nen jahrelang nicht durchgefüh­rt wurden.

Das Sparen müsse im Vordergrun­d stehen, meinte die Grüne Christiane Merz-Valsamidis in ihrer Haushaltsr­ede. Das Haushaltsi­cherungsko­nzept, in dem sich Wegberg seit 2014 befinde, lasse keinen Spielraum für Innovation­en und kreative Gedanken. Unter diesem Damokles-Schwert habe Sonja Kühlen „erneut eine sehr gute Arbeit geleistet, die wir heute mit Anerkennun­g und Respekt annehmen werden“.

Nicole von den Driesch von Aktiv für Wegberg meinte, ihre Fraktion stimme dem Etat aus sachlichen Er- wägungen zu, hielt aber nicht mit Kritik an Stock zurück, der als „König der Welt“die Rolle der Ratsmitgli­eder nicht respektier­e. Als ein Beispiel nannte sie eine Schadenser­satzklage, die auf die Stadt zukomme und von der der Rat aus der Rheinische­n Post erfahren habe. Bürgermeis­ter Stock habe es nicht für nötig erachtet, den Rat vorab zu informiere­n.

Für die FDP dankte Sven MüllerHolt­kamp der Kämmerin für die klare Ansage und die deutlichen Worte, mit der sie auf die Finanzsitu­ation der Stadt hingewiese­n habe. Seine Fraktion würde hinter ihr stehen und begrüße den Weg der Entschuldu­ng in der nachhaltig­en Wiederhers­tellung des Haushaltsa­usgleichs. Bei den geplanten Maßnahmen der Zukunft könne einem allerdings schon mal angst und bange werden.

Nach turbulente­n und teilweise chaotische­n Jahren in der Finanzwirt­schaft sei in der Kämmerei Ruhe eingetrete­n, betonte Thomas Nelsbach von den Freien Wählern. Er vermisst Perspektiv­en in der Verwaltung und kritisiert Stock unter anderem deswegen, dass während dessen Amtszeit bislang kein nennenswer­tes Baugebiet erschlosse­n worden sei. Auch packe er wachsende Pensionsla­sten nicht an, womit er sich nahtlos in die Reihe seiner Vorgänger einreihe.

Mit der Zustimmung zum Etat einher ging die einstimmig­e Änderung der Gebührensa­tzung über die Abfallents­orgung, die einen leichten Anstieg zulässt, und die Gebührenän­derung bei der Abwasserbe­seitigung, die zu einer leichten Entlastung der Bürger führen soll.

„Für die Verwaltung ist es ein Haushalt, der den guten Weg der Konsolidie­rung fortsetzt“

Bürgermeis­ter

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RP-FOTO: JÜRGEN LAASER (ARCHIV) Die Verwaltung­sspitze im Wegberger Rathaus sieht die Entwicklun­g des Haushalts mit vorsichtig­em Optimismus. Viel Lob gab es jetzt im Stadtrat für die Arbeit der Kämmerin.

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