Rheinische Post Erkelenz

MEIN AUSLANDSJA­HR Tag 128 von 365 – der sambische Alltag

- VON CHARLEEN KOVAC

Charleen Kovac aus Lövenich hat sich im Monze Mission Hospital gut eingelebt und ist jetzt Mitglied einer kirchliche­n Jugendgrup­pe, die sich sonntags trifft. Ihr neuer Tonga-Name lautet Lumuno, das bedeutet „Frieden“.

MONZE Man sagt, wenn man die Zeit genießt, vergeht sie schneller. Das kann ich definitiv bestätigen, denn die letzten vier Monate sind rasend schnell vergangen. Ich habe mich gut hier eingelebt und langsam routiniert sich mein Alltag. Welche Erfahrunge­n ich in den letzten Wochen gesammelt habe, schildere ich nun im folgenden.

Ich arbeite seit gut zwei Monaten im Monze Mission Hospital und finde es bisher so klasse, dass ich jetzt schon überzeugt bin, während meines ganzen Aufenthalt­es dort zu arbeiten. Im Rahmen eines Praktikums habe ich die Erlaubnis bekommen, in jeder der 25 Abteilunge­n arbeiten zu dürfen. Wie lange ich auf welcher Station arbeite, steht mir vollkommen frei. Zuerst gab es eine kleine Führung, bei der mir alle Stationen gezeigt worden sind. Allein bei der Führung habe ich viele neue Eindrücke sammeln können.

Das Mission Hospital umfasst ein Personal von etwa 230 Personen, inklusive 40 Ärzten und hat Kapazitäte­n für rund 330 Patienten. Das Krankenhau­s besteht aus mehreren einstöckig­en gelben Gebäuden, die ein bisschen wie ein Labyrinth ineinander übergehen. Von innen sehen die meisten Gebäude aus, als würden sie aus den 50er Jahren stammen.

Die Männer-, Frauen- und Kinder-Station erinnert mich ein wenig an die Krankensta­tion von Hogwards. Große Säle mit bis zu 50 Metallbett­en. Manchmal sind die Patienten aufgrund des Platzmange­ls gezwungen, auf dem Boden zu schlafen. Privatsphä­re wird meist nur durch Stofffetze­n geschaffen, die vereinzelt von der Decke herunterhä­ngen. Viele Patienten haben keine Kleidung und kommen aus weit entfernten Villages.

Meine Tätigkeite­n dort sind ähnlich wie die der Krankensch­western. Nach der Visite reinige ich die Station, gebe Medikament­e aus, begleite den Arzt, bestelle neues Equipment, reinige Wunden, führe Prozeduren durch und so weiter. Viele Patienten haben mich für eine Ärztin gehalten, so dass ich erstmal erklären muss, das ich gerade mal mein Abi- tur gemacht habe. Nicht nur in den privaten Haushalten, sondern auch im Krankenhau­s habe ich bisher schon Erfahrunge­n mit traditione­llen, afrikanisc­hen Heilmittel­n gemacht. Brandwunde­n werden zum Beispiel mit Honig behandelt, Schlangenb­isse (die hier keine Seltenheit sind) mit Blättern von Mangobäume­n.

In meiner Freizeit treffe ich mich öfters mit den Studenten aus dem Krankenhau­s. Am Wochenende gehe ich zum Chor und treffe mich mit den Youths, einer kirchliche­n Jugendgrup­pe, der ich beigetrete­n bin. Die Youths bestehen aus etwa 40 jungen Erwachsene­n, die sich jeden Sonntag treffen, um sich auszutausc­hen, Veranstalt­ungen oder Projekte zu planen.

Man kann sich gut und leicht in die Gruppe einbringen, so dass ich mich jeden Sonntag auf das Treffen freue. Dort wurde mir zum Beispiel erzählt, dass aufgrund des guten Rufes, die deutsche Maschinen in Afrika haben, starke und fleißige Menschen hier „German Machines“genannt werden.

Nach wie vor fühle ich mich super wohl in meiner Familie und bin überaus glücklich darüber, dass meine Gasteltern mich wirklich wie eines ihrer eigenen Kinder behandeln. Da meine Familie dem TongaStamm angehört, habe ich sogar einen Tonga-Namen erhalten und werde von nun an nicht mehr irrtümlich­erweise Chareen, Charleeni oder Charity sondern Lumuno genannt. Es ist schön, dass Namen hier eine Bedeutung haben und die Bedeutung meines Namens ist „Frieden“.

 ?? FOTOS: KOVAC ?? Charleen Kovac arbeitet mit Begeisteru­ng im Mission Hospital. – „Lumuno“lacht mit ihren Schwestern aus der Gastfamili­e, Sandra und Sylvia.
FOTOS: KOVAC Charleen Kovac arbeitet mit Begeisteru­ng im Mission Hospital. – „Lumuno“lacht mit ihren Schwestern aus der Gastfamili­e, Sandra und Sylvia.
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