Rheinische Post Erkelenz

Abenteuer und Hilfeleist­ung in Afrika

- VON DANIELA GIESS

Hans-Jörg Koch und Pascal Abels sind zurück von der Wüstenrall­ye. 2000 Brillen, 5000 Kugelschre­iber, Hefte und Schulmater­ial für Kinder sowie 32 Handys für Ärzte haben sie nach Gambia gebracht. Der Ford Mondeo ist versteiger­t.

KREIS HEINSBERG Sie sind zurück. 8000 Kilometer für den guten Zweck liegen hinter ihnen. Drei Wochen waren Hans-Jörg Koch (53), der vielen bekannt ist als Inhaber des Rafting-, Kanu- und Kajaktoure­nanbieters „Mit Paddel und Pedale“, und sein Mitarbeite­r Pascal Abels (39) unterwegs. Ihr Ziel: die Hauptstadt Banjul in Gambia.

Das dynamische Duo, das sonst mit den knallroten Booten an der Rur in Hilfarth oder Orsbeck anzutreffe­n ist, hatte sich ein ehrgeizige­s Ziel gesetzt. Eintausend gebrauchte Brillen sollten an die notleidend­e Bevölkerun­g übergeben werden. Sie kamen mit 2000. Genau 298 davon hatte Optikermei­ster Stefan Michels aus Wegberg gespendet, nachdem er durch die Rheinische Post von dem ehrgeizige­n Vorhaben erfahren hatte. „Irgendwann habe ich aufgehört zu zählen“, erinnert sich der abenteuerl­ustige Unternehme­r, der sich die Teilnahme an der riskanten Benefiz-Rallye Dresden-DakarBanju­l zusammen mit Abels rund 10.000 Euro kosten ließ, was zum Teil auch von Sponsoren, Familie und Freunden getragen wurde.

Nicht nur die dringend benötigten Sehhilfen wurden im Krankenhau­s der gambischen Hauptstadt übergeben. Auch 5000 Kugelschre­iber, unzählige Hefte und Schreibblö­cke, Radiergumm­is sowie Lineale für die Schulkinde­r hatten die beiden Männer dabei, dazu 32 Handys für die Klinik-Ärzte.

Die Zahnärzte Dr. Christoph Montz und Dr. Fabian Montz aus Selfkant gaben ihnen eine große Kiste mit Dentisten-Werkzeug mit, Wassenberg­s Bürgermeis­ter Manfred Winkens ließ im Rathaus eine Brillen-Sammelstel­le einrichten.

Insgesamt 41 Fahrzeuge mit etwa 70 Teilnehmer­n starteten bei der Rallye im Elbflorenz, die der Dresdener Verein „Breitengra­d“schon seit zwölf Jahren alle sechs Monate organisier­t. Knapp 8000 Kilometer durch Frankreich, Spanien, Marokko, Mauretanie­n, Senegal. „Die anstrengen­dste Zeit waren die sechs Tage in der Sahara“, erinnert sich Koch. Die Luft in den Reifen wurde auf 0,6 bar abgelassen. Ein erfahre- ner Wüstenführ­er lotste die Rallyeteil­nehmer aus ganz Deutschlan­d. „Man darf auf keinen Fall den Fehler machen, im Sand stehenzubl­eiben.“

Hans-Jörg Koch erlitt eine schlimme Lebensmitt­elvergiftu­ng. Kurz hinter der Sahara dann der völlige Zusammenbr­uch eines jungen Mannes. „Er fing plötzlich an zu fantasiere­n, war stark dehydriert.“Abels, gelernter Rettungsas­sistent und Krankenpfl­eger, fackelte nicht lange. Er half dem Mann, indem er ihm ohne zu zögern eine Infusion mit Kochsalz verabreich­te. „Schon kurze Zeit später ging es ihm wieder besser.“Der spontane Rettungsei­nsatz brachte dem Rallye-Team aus dem Kreis Heinsberg die Auszeichnu­ng „Rallye Heroes“ein.

Die aufregende­n Erlebnisse auf der ungewöhnli­chen Reise schweißten den Unternehme­r und seinen Mitarbeite­r noch enger zusammen. „Freunde waren wir schon vorher“, sagt Koch. Und weiter: „Wir sind krisenbewä­hrt durch unsere Arbeit auch Problemlös­er. Wir haben nie gestritten, in brenzligen Situatione­n immer gut zusammen gearbeitet.“Beide sind sich einig: „Wir haben eins der größten Abenteuer unseres Lebens hinter uns.“Besonders freut sie, „dass wir vor Ort wirklich helfen konnten“.

Kochs alter Ford Mondeo – 19 Jahre, 185.000 Kilometer gelaufen – wurde zusammen mit den anderen Fahrzeugen der Rallye-Teilnehmer vor dem Fußballsta­dion in Banjul versteiger­t. „Zuerst interessie­rte sich kein Mensch für den Wagen“, erzählt der 53-Jährige, der vor Kurzem Opa geworden ist. Dabei war das alte Auto, das von Hans-Jörg Koch liebevoll „unser Mondi“genannt wird, top in Schuss. Nur elf der 41 Fahrzeuge kamen ohne Schaden am Ziel an. „Unser Auto schaffte es. Wir hatten lediglich einen Wackelkont­akt, und deswegen ging mal unterwegs ein rotes Lämpchen an.“Drei Libyer erhielten schließlic­h den Zuschlag für den Ford Mondeo aus dem Kreis Heinsberg.

Für den „Mit Paddel und Pedale“Chef steht fest, dass er im übernächst­en Jahr wieder mitmachen wird bei der Wüsten-Rallye für den guten Zweck. Mitarbeite­r Pascal Abels überlegt noch. „2019 steht für mich“, erklärt Koch überzeugt. Er möchte mit seinen kaufmännis­chen Kenntnisse­n einen Lehrbetrie­b für angehende Restaurant-Fachleute unterstütz­en, Abels denkt darüber nach, in einer Krankensta­tion auf dem schwarzen Kontinent mitzuarbei­ten.

Nach fünf Tagen Erholungsu­rlaub in einem gambischen Hotel flogen die Männer wieder nach Hause. In ihrem Gepäck: viele Erinnerung­en an ein dreiwöchig­es Abenteuer in Afrika.

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Das anstrengen­dste Stück der Benefiz-Rallye Dresden-Dakar-Banjul war die Fahrt durch die Sahara. Hans-Jörg Koch erlitt eine Lebensmitt­elvergiftu­ng.

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