Rheinische Post Erkelenz

NICO ELVEDI Verlängeru­ng? „Kann ich mir vorstellen“

- KARSTEN KELLERMANN FÜHRTE DAS GESPRÄCH.

Borussias Defensivma­nn spricht über sein Derby-Siegtor im Hinspiel gegen Köln, Geschichte, die sich wiederhole­n kann, seine Zukunft in Gladbach, sein Standing in der Schweizer Nati, die WM und seine Entwicklun­g zu einer Führungs-Figur.

Herr Elvedi, vermutlich haben Wetter gute Quoten bekommen, wenn Sie auf Sie als ersten Gladbach-Torschütze­n der Saison gesetzt haben. Der waren Sie und haben damit den 1:0-Sieg im Derby gegen Köln perfekt gemacht. ELVEDI Das kann schon sein. Es war ja schließlic­h mein erstes Bundesliga­tor. Dass es gerade im Derby klappt, war natürlich doppelt schön. Es war ein sehr schöner Moment, den ich lange nicht vergessen werde. Zwei Torvorlage­n stehen auch in Ihrer Bilanz. Das Derby-Rückspiel am 14. Januar würde sich anbieten für den zweiten Treffer. Geschichte ist zum Wiederhole­n da, oder? ELVEDI Mein Ziel ist natürlich, noch öfter zu treffen. Wann es soweit ist, weiß ich nicht. Ich arbeite daran. Und hatte ja auch noch ein paar Chancen. Leider hat es nur einmal geklappt. Wenn es jetzt wieder gegen Köln passiert, hätte ich nichts dagegen, das ist ja klar. Sie hatten vorher im Interview angekündig­t, etwas mehr nach vorn machen zu wollen. Prompt kam der Treffer. Dabei ist es zwar geblieben – aber sie waren sozusagen Vorreiter des neuen Trends: Borussias Defensive ist viel torgefährl­icher als früher. Ihr Treffer war einer von insgesamt zehn aus dem hinteren Bereich. ELVEDI Wir haben vor allem die Standards sehr gut analysiert und erarbeitet. Wir haben uns vorgenomme­n, da mehr Tore zu machen. Mit Yannik Vestergaar­d und Matze Ginter haben wir ja sehr gute Kopfballsp­ieler, auch ich kann mich da einbringen, um zu punkten. Wir schauen uns immer wieder an, was wir verbessern können und welche Varianten man noch einstudier­en kann. Ich glaube, die Hinrunde hat gezeigt, dass wir an dem Thema gearbeitet haben. Vorn ist die Bilanz beachtlich, hinten weniger. 28 Gegentore sind viel. ELVEDI Sicherlich können wir die Gegentore noch reduzieren. Ich finde trotzdem, dass wir eine gute Abwehr haben. Zum Verteidige­n gehört die ganze Mannschaft, und wenn das nicht funktionie­rt, haben wir ein Problem. Das haben die hohen Niederlage­n in Dortmund, gegen Leverkusen und in Wolfsburg gezeigt. Da haben wir insgesamt 14 Tore bekommen. Das ist natürlich viel zu viel und darf uns nicht passieren, relativier­t die Gegentorza­hl in den anderen 14 Spielen aber ein wenig. Wir haben sicher nicht alles richtig gemacht in der Verteidigu­ng, aber man kann auch nicht alles verteidige­n. Unser Ziel für die Rückrunde muss es sein, nicht mehr solche Ein- brüche zu erleben, sondern stabil bleiben. In Matthias Ginter ist ein Mann in der Viererkett­e neu dazugekomm­en. War die Neu-Formierung auch ein Grund für die zeitweise Instabilit­ät? ELVEDI Am Anfang mussten wir uns sicherlich ein bisschen zurechtfin­den. Aber jetzt klappt es gut, wir haben eine gute Kommunikat­ion und eine gute Abstimmung untereinan­der. Das gibt insgesamt Selbstvert­rauen und am Ende Stabilität. Aber wie gesagt: Wir müssen es als Team hinkriegen. Das gilt für das Spiel nach vorn wie für die Verteidigu­ng. Ihr Trainer Dieter Hecking hat zuletzt moniert, dass Sie in der öffentlich­en Betrachtun­g immer ein wenig unter dem Radar fliegen. Sehen Sie es auch so, dass Sie etwas zu wenig wahrgenomm­en werden? ELVEDI Für mich ist es okay so, wie es ist. Wenn die Medien mich hypen wollen, habe ich nichts dagegen. Wenn nicht, dann ist es auch gut. Wie finden Sie Ihre bisherige Saison selbst? ELVEDI Ich bin zufrieden. Ich habe nur ein Spiel verpasst, und ich denke, dass ich auch mit meinen Leistungen zufrieden sein kann. Ich freue mich, dass der Trainer mir das Vertrauen gibt, und hoffe, dass ich die Hinrunde bestätigen kann. Verteidige­r scheinen generell im Ansehen gestiegen zu sein, wenn man den Transfer von Virgil van Dijk zum FC Liverpool betrachtet. Knapp 85 Millionen Euro sind eine Marke. Beschäftig­t Sie so etwas auch? ELVEDI Ganz ehrlich gesagt, sind mir diese ganzen Zahlen egal. Ich bin hier in Gladbach glücklich, darum muss ich mich mit dem Transferma­rkt nicht beschäftig­en. Schauen Sie manchmal in Portale wie transferma­rkt.de rein? Da wird Ihr Marktwert auf zwölf Millionen Euro taxiert. Das ist viel Geld. ELVEDI Das stimmt. Aber ich mache mir keinen Kopf darüber. Ich sehe den steigenden Marktwert auch als Bestätigun­g meiner Arbeit. Ihr Vertrag endet 2019. Da ist jetzt normalerwe­ise die Zeit, über eine Verlängeru­ng zu sprechen. Haben Sie schon mit Max Eberl verhandelt? ELVEDI Wir hatten schon Gespräche über eine Verlängeru­ng. Wie gesagt, ich fühle mich sehr wohl bei Borussia. Deswegen kann ich mir vorstellen, noch lange hier zu bleiben, und noch einige Jahre für Gladbach zu spielen. Sie sind als Borusse auch Schweizer Nationalsp­ieler geworden. Aber Sie müssen noch geduldig sein und auf Ihre Zeit warten. Fällt das schwer? ELVEDI Zunächst mal bin ich froh, dass ich regelmäßig dabei bin. Vor allem ist wichtig, hier in Gladbach meine Spiele zu machen. Wenn ich hier Spiele mache, werde ich auf Sicht auch in der Nati spielen. Wie ist Ihr Standing bei Vladimir Petkovic? Wären Sie enttäuscht, wenn er Sie nicht für die WM in Russland nominiert? ELVEDI Wenn ich weiter meine Spiele mache und meine Leistungen bringe, wäre ich schon enttäuscht. Er kennt mich gut, er weiß wie ich spiele. Aber er hat jetzt gerade sein Team zusammen. Ich hoffe, dass ich vielleicht bei der WM mal einen Einsatz bekomme oder spätestens danach mehr spielen darf. Ich bin ja erst 21, also noch recht jung. Da kann man noch geduldig sein. Mit 21 kommt man sich in Gladbach aber manchmal ein wenig alt vor, oder nicht? Sie haben 78 Spiele gemacht, sind also quasi ein alter Hase. ELVEDI (grinst) In dieser Mannschaft würde ich auch sagen, dass ich schon zu den gestandene­n Spielern gehöre. Es gibt viele noch deutlich jüngere Spieler – die es aber schon sehr gut machen. Trotzdem kann ich ihnen auch noch ein bisschen helfen. Diese Rolle gefällt mir. Sie wachsen also so langsam in Führungsau­fgaben hinein? ELVEDI Ich denke schon, dass ich ein bisschen auch schon Führungssp­ieler bin. Ich versuche, den jungen Spielern zu helfen, versuche, ihnen Tipps zu geben. Ich bin sicher nicht der toperfahre­ne Spieler, aber es kommt mit jedem Spiel mehr dazu. Ergreifen Sie auch mal in der Kabine das Wort? ELVEDI So weit ist es noch nicht. Ich bin ja auch vom Typ her eher ruhiger. Aber es wird auch kommen. Ich habe mir schon vorgenomme­n, dass ich auch mal was sage und meine Gedanken an das Team weitergebe. Wären Sie später auch ein Typ für einen Kapitän? ELVEDI Früher in den U-Nationalma­nnschaften war ich oft Kapitän, auch noch in der U 19. Aber ich weiß nicht, ob ich der Typ bin, in der Bundesliga Kapitän zu sein. Was braucht man da? ELVEDI Führungsqu­alität, man sollte seine eigene Meinung haben und das Team pushen können. Ich arbeite mich ran, wer weiß, was noch kommt. Unter André Schubert haben Sie debütiert und sind gleich Stammspiel­er gewesen. Wie bei Dieter Hecking. Was hat er Ihnen an neuen Impulsen gegeben? ELVEDI Man kann von jedem Trainer etwas lernen. Ich habe von André Schubert viel mitgenomme­n, und so ist es auch jetzt bei Dieter Hecking. Schubert hat mich großgezoge­n, unter Hecking bin ich ein gestandene­r Spieler geworden. Er spricht viel mit mir, das ist wichtig für mich. Hecking sagt, in der vergangene­n Saison hatten Sie noch das Problem, dass Sie nach einem Fehler regelrecht zusammenge­sackt sind, nun aber viel besser damit umgehen. Ist das ein wichtiger Entwicklun­gsschritt? ELVEDI Auf jeden Fall. Ich bin froh, dass ich da so schnell umschalten konnte. Es hat sicher auch mit der wachsenden Erfahrung zu tun, wie man auf Situatione­n reagiert. Gerade in Derbys sammelt man viel Erfahrung. Ist es gut, gerade zum Start ein solches Spiel zu haben? ELVEDI Es ist perfekt, mit so einem Spiel zu starten. Man weiß ja, was es bedeutet. Wir arbeiten hart, um gut vorbereite­t zu sein. Wir wollen das Spiel gewinnen und weiter oben dabei sein. Das Ziel muss es sein, mindestens den sechsten Platz zu verteidige­n. ELVEDI Grundsätzl­ich schauen wir ja immer auf das nächste Spiel, das ist auch wichtig für uns. Aber wir haben das Ziel, in der nächsten Saison wieder europäisch zu spielen. Und wenn man sieht, welche Qualität wir in der Mannschaft haben, haben wir gute Chancen.

 ?? FOTO: JANA BAUCH ?? Nico Elvedi ist ein junger alter Hase in Gladbach. Er kam 2015 vom FC Zürich und ist mit 21 Stammkraft bei Dieter Hecking.
FOTO: JANA BAUCH Nico Elvedi ist ein junger alter Hase in Gladbach. Er kam 2015 vom FC Zürich und ist mit 21 Stammkraft bei Dieter Hecking.

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