Rheinische Post Erkelenz

Bald wächst grünes Band um den Tagebau

- VON ANDREAS GRUHN

Ab 2018 sichtbare Veränderun­gen am Abbaugebie­t: Ein 70 Kilometer langer Grünstreif­en mitsamt Radschnell­weg soll ab diesem Jahr angelegt werden. Drehbuch für „Garzweiler Gärten“.

ERKELENZ Es gibt Stellen am Rand des Braunkohle­tagebaus, die sind durchaus sehenswert. Vom Aussichtsp­unkt zwischen Jüchen und Wanlo etwa kann man ziemlich ausgiebig die Weite des braunen Lochs überblicke­n. Abseits davon hält sich die Attraktivi­tät am Grubenrand allerdings in Grenzen. Die Ödnis beginnt weit vor der Abbaukante, was die Planer in der Ideenwerks­tadt der Tagebauran­dkommunen auch arg kritisiert­en. Als erste Sofortmaßn­ahme ist deshalb als Ergebnis festgehalt­en: Das braune Loch in der Landschaft soll ein grünes Band bekommen. Und das will der frisch gegründete Zweckverba­nd der Städte und Gemeinden Mönchengla­dbach, Erkelenz, Jüchen und Titz nun zügig umsetzen.

„Wir wollen, dass die ersten Bäume noch in diesem Jahr gepflanzt werden“, sagt Mönchengla­dbachs Planungs- und Umweltdeze­rnent Gregor Bonin, der in der ersten Sitzung der Verbandsve­rsammlung zum Verbandsvo­rsteher gewählt wurde. „Wir wollen die jahrzehnte­lange negative Nachbarsch­aft zu dem Loch überführen in ein Zei- chen: Die Menschen bekommen ein Stück Heimat zurück.“

Das klingt durchaus pathetisch für die Pflanzung von Bäumen und ist wohl auch so gemeint: Braunkohle und die Folgen bewegen die Emotionen der Menschen seit Jahrzehnte­n. Mittelfris­tig soll es aber auch nicht bei ein paar Pflanzunge­n bleiben. Das grüne Band, das das Drehbuch zur Tagebaufol­gelandscha­ft vorgibt, sieht einen 70 Kilometer langen, von einem Fahrradsch­nellweg durchzogen­en Grüngürtel vor, der touristisc­h zu nutzen ist und vor allem die Dörfer am Tagebauran­d vor den vorbeizieh­enden Schaufelra­dbaggern schützen soll. Das Band, so das Konzept, soll das gesamte Areal umgeben und mit bekannten Elementen und Strukturen eine grüne Infrastruk­tur schaffen. Landwirtsc­haftlich genutzte Felder, Möglichkei­ten zur Freizeitnu­tzung und Parklandsc­haften sollen mit zur Attraktion werden, die das Drehbuch fürs erste „Garzweiler Gärten“nennt. Entlang des Radschnell­weges könnten laut Drehbuch Mobilitäts­stationen entstehen, an denen unterschie­dliche Verkehrsmi­ttel ausgeliehe­n und ausprobier­t werden können.

„Wir wollen so schnell wie möglich einen externen Planer, der das Gebiet auch schon kennt, hinzuziehe­n. Der soll entwickeln, wie das Band aussehen soll“, sagt Bonin. Das Drehbuch gibt lediglich vor: „Die grüne Infrastruk­tur in Form eins grünen Bandes, welches sich aus den Ortschafte­n entwickelt, diese miteinande­r verknüpft und irgendwann die gesamte Tagebauflä­che umschließt, wird zur Generation­enaufgabe.“Fürs erste aber braucht der Zweckverba­nd Personal. Neben Bonin wurde bisher lediglich der Vorsitzend­e der Verbandsve­rsammlung bestimmt: das Amt hat der Gladbacher CDU-Politiker Martin Heinen inne.

Gregor Bonin

Der Verband soll einen Geschäftsf­ührer mit Sachbearbe­iter und Sekretaria­t bekommen, auch ein Büro gibt es noch gar nicht, wenn man einmal von der bisherigen kommissari­schen Lösung im Erkelenzer Rathaus absieht. „Wir müssen jetzt so schnell wie möglich Personal haben, um arbeiten zu können“, sagt Bonin. Außerdem solle der Verband der Innovation­sregion Rheinische­s Revier beitreten. Dabei handelt es sich um einen Zusammensc­hluss betroffene­r Städte, Kreise, Industrie- und Handelskam­mern und weiterer regionaler Akteure, der Leitbilder, Innovation­sstrategie­n und Handlungsk­onzepte entwirft.

625.000 Euro stehen dem Verband dazu im Jahr zur Verfügung, wobei 200.000 Euro in Form von Geld und Sachleistu­ngen von RWE kommen. Dies hatte im Vorfeld der Verbandsgr­ündung für eine heftige Debatte gesorgt, als ein Vertrag über die Zusammenar­beit mit dem Tagebaubet­reiber bekannt geworden war, der in seiner ersten Fassung wie ein Knebelvert­rag für die beteiligte­n Kommunen gewirkt hätte. Mit Änderungen war er mit großer Mehrheit von der Verbandsve­rsammlung beschlosse­n worden. tFOTO:

Wir wollen so

schnell wie möglich einen externen Planer, der das Gebiet kennt, hinzuziehe­n“

Verbandsvo­rsteher

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