Rheinische Post Erkelenz

Der ewige Buffo: Peter Lüthke wird 80

- VON PETRA DIEDERICHS

In 56 Bühnenjahr­en hat der Tenor alle Operetten gesungen. 40 Jahre war er am Gemeinscha­ftstheater. Den „Frosch“würde er nochmal geben.

Eigentlich hat er gar keine Zeit. Fünf Enkel und ein Golden Retriever halten Peter Lüthke ganz schon auf Trab. Neue Rollen erarbeiten – das ist gar nicht drin.

Eine Ausnahme würde der Tenor allerdings machen: „Wenn man mir den Frosch anböte, würde ich nicht ablehnen“. Den Gerichtsdi­ener in Johann Strauss’ „Fledermaus“könnte er mit links geben. Das hat er so oft getan, dass er das Zählen aufgegeben hat. In 56 Jahren hat Lüthke alle großen Operetten rauf und runter gesungen. „Der Frosch ist eine Altersroll­e. Den könnte ich heute besser machen denn je“, sagt er.

Jetzt wird Lüthke 80 Jahre – und traut dem Datum im Ausweis nicht. „Vielleicht haben die sich damals mit dem Geburtsjah­r vertan.“Wer ihn kennt, möchte zustimmen. Lüthke ist fit, gut trainiert. Dreimal die Woche läuft er im Sportstudi­o seine 5000 Meter. „Und ich kann auch noch singen“, sagt er. Das ist ihm mit das Wichtigste. Schon immer. Er erinnert sich an den Pastor damals im mecklenbur­gischen Städtchen Parchim, der meinte: „Der Peter muss Pastor werden. Er hat eine so schöne laute Stimme.“Doch mit sieben Jahren war Lüthke bereits anderer Meinungs. Er hatte Johannes Heesters in den alten Ufa- Filmen gesehen. Da wusste er: Er muss singen und auf die Bühne. „Ich schwärmte wahnsinnig für Jopi“, erzählt Lüthke. Und dass er in den 1960er Jahren mit Heesters gemeinsam in der „Lustige Witwe“in Münster auf der Bühne stand, war einer von vielen Glücksmome­nten in seinem Leben, für die der Sänger noch heute dankbar ist. „Wie Jopi mir die Hand auf die Schulter legte – das Gefühl vergesse ich nicht.“Auch mit dem italienisc­hen Startenor Giuseppe di Stefano ist Lüthke gemeinsam aufgetrete­n, hat den Sigismund auf Hamburgisc­h und Sächsisch gegeben, als Charlies Tante brilliert, hat ungezählte Gastspiele gegeben, gerne an der Rijksopera in Enschede – und gehörte 40 Jahre zum Musikensem­ble des Gemeinscha­ftstheater­s.

1971 kam er nach Krefeld, bezog eine kleine Wohnung am Nordwall („Ich habe imme nur wenige Meter vom Theater gewohnt“) und musste sich in sechs laufende Operetten einarbeite­n. „Ich hatte nur eine Woche für den Zigeunerba­ron, kaum länger für die Lustige Witwe und 14 Tage später kam Die Blume von Hawai raus.“

Sechs Wochen Proben für „Annie get your Gun“kamen ihm damals wie Luxus vor. In „My Fair Lady“hat er alle Stationen durchlaufe­n: Jahrelang war er der junge Freddie, später der olle Doolittle. Aber am liebsten war ihm immer der Boni aus der „Csardasfür­stin“.

„Ich habe 1956 begonnen und bin 56 Jahre dabeigebli­eben“, sagt er. Und immer mit Freude und Humor. „Ich habe nie der jugendlich­e Held sein wollen, der Buffo ist meine Sache.“Das hat einen Grund: Der Sänger, der für den Witz zuständig ist, darf extemporie­ren. „Da muss man gar nicht viel machen: Wenn man die Wälder und Felder besingt und dann auf die Kre-Felder kommt, oder den aktuellen Stand eines Borussia-Spiels einflechte­n kann, dann gefällt das dem Publikum.“Und als Frosch hätte er manche Idee.

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FOTOS: STUTTE (3), THEATER Stationen aus der Zeit am Theater Krefeld Mönchengla­dbach: In der Anfangszei­t „Vetter aus Dingsda“1974 (rechts). In „Kiss me Kate“(mitte) mit Kerstin Brix und Christoph Erpenbeck 2008. Als Sir Jasper (links) gab er 2011 den Gebrechlic­hen in „Me and my...
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