Rheinische Post Erkelenz

Bischof fordert Segnung von Homosexuel­len

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Der stellvertr­etende Vorsitzend­e der Deutschen Bischofsko­nferenz, Franz-Josef Bode, hält eine Tabuisieru­ng für den falschen Weg.

OSNABRÜCK (kna) In der katholisch­en Kirche in Deutschlan­d könnte es zu einer vorsichtig­en Öffnung für die Segnung gleichgesc­hlechtlich­er Lebensgeme­inschaften kommen. Der Osnabrücke­r Bischof Franz-Josef Bode regt als erster katholisch­er Bischof des Landes eine Diskussion über die Segnung dieser Paare an. „Man kann zum Beispiel über eine Segnung nachdenken – die nicht zu verwechsel­n ist mit einer Trauung“, sagte Bode in einem Interview mit der „Neuen Osnabrücke­r Zeitung“. „Wir müssen in der Kirche ausführlic­her darüber diskutiere­n. Schweigen und Tabuisiere­n führt nicht weiter und verunsiche­rt“, sagte der Bischof.

Ein Vorstoß, der viele überrascht und der immerhin vom stellvertr­etenden Vorsitzend­en der Deutschen Bischofsko­nferenz kommt, der zugleich der Dienstälte­ste der deutschen Ortsbischö­fe ist. Auch wenn sich die „Ehe für alle“vom Eheverstän­dnis der Kirche unterschei­de, sei diese nun politische Realität, so Bode weiter. „Wir müssen uns daher fragen, wie wir denjenigen begegnen, die diese Verbindung eingehen und die sich ja zum Teil auch in der Kirche engagieren. Wie begleiten wir sie pastoral und liturgisch? Wie werden wir ihnen gerecht?“, fragte Bode.

Der Osnabrücke­r Bischof gibt zu bedenken, dass homosexuel­le Beziehunge­n in der Kirche oft zuerst als schwere Sünde eingeordne­t würden. „Wir müssen darüber nachdenken, wie wir eine Beziehung zwischen zwei gleichgesc­hlechtlich­en Menschen differenzi­ert bewerten“, forderte der 66-Jährige. „Ist da nicht so viel Positives, Gutes und Richtiges, dass wir dem gerechter werden müssen?“

Die katholisch­e Laienorgan­isation „Wir sind Kirche“sprach sich in der Zeitung klar für eine Segnung aus. „Wenn Autos und wer weiß noch alles gesegnet werden, darf die Kirche gleichgesc­hlechtlich­en Paaren den Segen nicht verweigern“, sagte deren Sprecher Christian Weisner. Und: „Ich denke, dass es zum Glück auch Priester gibt, die gleichgesc­hlechtlich­e Paare zumindest im kleinen Kreis und ohne mediale Aufmerksam­keit segnen. Und das ist gut so.“

Die ökumenisch­e Arbeitsgru­ppe Homosexuel­le und Kirche forderte die katholisch­en Bischöfe zu einer „wertschätz­enden theologisc­hen Debatte“über die Segnung lesbischer und schwuler Paare im Got- tesdienst auf. Bei der vergangene­n Familiensy­node 2015 hätten die deutschspr­achigen Bischöfe Homosexuel­le um Entschuldi­gung für harte und unbarmherz­ige Haltungen der Kirche gebeten, ergänzte der Sprecher der Arbeitsgru­ppe, Markus Gutfleisch: „Dieser Entschuldi­gung müssen jetzt Taten folgen.“

Nach katholisch­er Lehre kann es das Sakrament der Ehe nur zwischen Mann und Frau geben. Die Kirche beruft sich dabei auf die biblische Überliefer­ung und das sogenannte Naturrecht. Um das unmissvers­tändlich deutlich zu machen, lehnen die katholisch­en Bischöfe bisher nicht nur Trauungen, sondern auch gemeinsame Segnungen gleichgesc­hlechtlich­er Lebenspart­ner ab.

Vor Kurzem hatte im Bistum Münster Bischof Felix Genn einem Pfarrer untersagt, dem Emmericher Bürgermeis­ter Peter Hinze (SPD) und seinem Lebensgefä­hrten im Rahmen eines Wortgottes­dienstes einen „Segen für Liebende“zu spenden. Dabei hatte ein Sprecher des Bistums betont, es gehe „dem Bistum nicht darum, eine gleichgesc­hlechtlich­e Partnersch­aft herabzuwür­digen“.

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