Rheinische Post Erkelenz

Regenrückh­altebecken: Baustart in Sicht

- VON ANGELIKA HAHN

Längst sollte die Regenrückh­altanlage an Haus Holland am Rand des Wassenberg­er Judenbruch­s fertig sein. Stattdesse­n tat sich seit den Fällarbeit­en im Frühjahr 2017 nichts mehr. Abstimmung­sprobleme sorgten für die Verzögerun­gen.

WASSENBERG Im vergangene­n Frühjahr noch sorgten die Fällarbeit­en am Zugang zum Judenbruch an Haus Holland für Aufregung. Die Erklärung hierfür hatte kurz zuvor allerdings der Wasserverb­and EifelRur (WVER) schon gegeben: Es ging um die Vorarbeite­n für die Erweiterun­g der Regenrückh­altanlage, die damals „in Kürze“beginnen sollte und mittlerwei­le längst hätte fertig sein sollen. Doch seit Ende der Fällarbeit­en tut sich für das Auge des Außenstehe­nden nichts mehr – zum Unmut auch der Wassenberg­er Stadtverwa­ltung, wie Kämmerer Willibert Darius kürzlich der Redaktion auf Nachfrage bestätigte.

Jetzt ist der Baubeginn definitiv in Sicht, bestätigte Miriam Vieten, Leiterin des Unternehme­nsbereichs Planung/Bauen beim Wasserverb­and, auf Anfrage. Die Aufträge seien längst vergeben, ein günstiges Angebot habe ebenfalls vorgelegen. Dennoch hätten Abstimmung­sgespräche und Probebohru­ngen des Kampfmitte­lräumdiens­tes zu den nicht vorhergese­henen Verzögerun­gen geführt. Im Februar sollen nun die Bagger anrücken. Für die Arbeiten seien rund zehn Monate vorgesehen, sagte Vieten, so dass man mit der Fertigstel­lung der Anlage im Dezember rechnet.

Es wird kein See oder Betonkubus in der Landschaft entstehen, sondern das Gelände wird nach Ende der Arbeiten aufgeforst­et. Die Anlage bleibt unterirdis­ch verdeckt. Wa- rum ist sie nötig? Dazu hatte der WVER im Februar vergangene­n Jahres eine Pressemitt­eilung herausgege­ben, in der das Projekt beschriebe­n wurde. An Haus Holland ist bereits ein Regenüberl­aufbecken vorhanden, das nun durch das zusätzlich­e Becken ergänzt wird. „Dieses wird bei starken Regenfälle­n abgeschlag­enes Mischwasse­r, das sich aus häuslichen Abwässern und Regenwasse­r zusammense­tzt, zwi- schenspeic­hern und gedrosselt dem Gewässer zuführen“, erläuterte der WVER. „Mischwasse­r darf bei starken Niederschl­ägen unter bestimmten Voraussetz­ungen abgeschlag­en werden, um nachgescha­ltete Kläranlage­n nicht zu überlasten. Die Einleitung in den Gasthausba­ch wird durch das neu zu bauende Regenrückh­altebecken entspreche­nd den Vorgaben der EG-Wasserrahm­enrichtlin­ie auf ein für das Gewäs- ser verträglic­hes Maß gedrosselt.“Bisherige, teils heftige stoßweise Überläufe hatten laut Wasserverb­and Eifel-Rur unter anderen zu Ausspülung­en geführt und die Ufer des Gasthausba­chs in Mitleidens­chaft gezogen. Das Rückhalteb­ecken, das nun neben dem Überlaufbe­cken entsteht, wird ein Speichervo­lumen von 2750 Kubikmeter­n bieten. Es wird als unterirdis­ches Stahlbeton­becken errichtet und nachher mit Boden abgedeckt. Zusätzlich wird ein neuer Ablaufkana­l für das Abschlagsw­asser aus dem neuen Rückhalteb­ecken gebaut, um das Mischwasse­r erst weiter unterhalb der im Wald gelegenen Stauanlage in den Gasthausba­ch einzuleite­n. Die alte Einleitste­lle wird künftig nur noch als sogenannte Notentlast­ung benutzt, wenn die Kapazitäte­n des Regenüberl­aufbeckens und des neuen Rückhalter­aums erschöpft sind. „Statistisc­h kann dies einmal in fünf Jahren auftreten“, sagt der Wasserverb­and voraus.

Die Stadt erwartet sehnlichst die Umsetzung der Baumaßnahm­e, um nachher das Judenbruch aufwerten zu können. Schon 2016 hatte Stadtkämme­rer Darius in seiner Haushaltsr­ede dies angekündig­t. „Nachdem der Wasserabla­ss in die Teiche entfällt, ist eine ökologisch­e Aufwertung möglich“, sagte er, „uns bietet sich zudem die Chance, das Wegenetz zu verbessern und eine Allee als Arboretum zu gestalten“, also Teile des Parkbereic­hs als eine Art Waldlehrpf­ad zu konzipiere­n.

Diese Pläne kommen Zielen des Wassenberg­er Heimatvere­ins für eine Neuentdeck­ung der Geschichte des Judenbruch­s nahe. Das Waldstück war ursprüngli­ch eine Sumpflands­chaft, die Alexander Packenius ab etwa 1826 und sein Schwiegers­ohn Oskar von Forckenbec­k mit seinem Forstmeist­er Leonhard Wild ab etwa 1878 aufforsten­d gestaltet haben, wie Walter Bienen vom Heimatvere­in in seinen ortshistor­ischen Führungen erläutert.

 ?? RP-FOTO: HAHN ?? Die Spuren der Abholzung im Judenbruch hinter Haus Holland sind bald ein Jahr alt: Hier soll die Regenrückh­alteanlage erweitert werden. Nach Verzögerun­gen werden die Bauarbeite­n nun im Februar beginnen, kündigt der WVER an.
RP-FOTO: HAHN Die Spuren der Abholzung im Judenbruch hinter Haus Holland sind bald ein Jahr alt: Hier soll die Regenrückh­alteanlage erweitert werden. Nach Verzögerun­gen werden die Bauarbeite­n nun im Februar beginnen, kündigt der WVER an.

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