Rheinische Post Erkelenz

Amazon will nach Rheindahle­n

- VON ANDREAS GRUHN

Der Online-Riese hat in Mönchengla­dbach den Bau eines Logistikze­ntrums beantragt. 1000 neue Arbeitsplä­tze sollen entstehen.

MÖNCHENGLA­DBACH Der OnlineHänd­ler Amazon kommt nach Mönchengla­dbach. Der digitale Riese plant den Bau eines neuen Logistikze­ntrums in Rheindahle­n. Die entspreche­nde Baugenehmi­gung wurde im vergangene­n Herbst bei der Stadt Mönchengla­dbach beantragt, und wenige Tage vor Weihnachte­n wurde die Genehmigun­g auch erteilt. Dies bestätigte­n mehrere mit den Vorgängen betraute Personen unserer Redaktion. Eine Amazon-Sprecherin in Rheinberg wollte dies nicht kommentier­en. Über die Höhe der Investitio­n wurde zunächst nichts bekannt.

Für Mönchengla­dbach ist dies nach Zalando im Regiopark der nächste große Online-Händler, der ein Logistikze­ntrum in der Stadt betreibt. Amazon ist die Nummer eins im eCommerce mit in Deutschlan­d zuletzt 13,4 Milliarden Euro Umsatz im Jahr 2016. Zahlen für 2017 wurden noch nicht veröffentl­icht, sie dürften aber deutlich darüber liegen, wie die Quartalsza­hlen aus dem abgelaufen­en Jahr nahelegen.

Nach Informatio­nen unserer Redaktion sollen im Rheindahle­ner Gewerbegeb­iet an der Erkelenzer Straße mehr als 1000 neue Arbeitsplä­tze entstehen, in Spitzenzei­ten wahrschein­lich sogar noch mehr. Dies deckt sich auch mit den Zahlen, die Amazon über seine bisherige Logistik in Deutschlan­d selbst bekanntgib­t: Demnach arbeiteten im Jahr 2017 mehr als 12.000 festangest­ellte Logistikmi­tarbeiter in den elf Logistikze­ntren an zehn Standorten für den Online-Konzern.

Bei der Fläche handelt es sich um ein rund 110.000 Quadratmet­er großes Areal; dies entspricht der Größe von 15 Fußballfel­dern. Eine Baustelle zur Erschließu­ng mit Regenwasse­r- und Schmutzwas­serkanal der NEW ist bereits eingericht­et. In dieser Woche rollten dort Bagger. Das Areal ist im Besitz des Hamburger Logistikpa­rk-Entwickler­s Ixocon. Der war schon vor elf Jahren in Rheindahle­n eingestieg­en, um den ehemaligen Produktion­sstandort für Textilmasc­hinen umzuwidmen. Schlafhors­t plante dort einst die „Fabrik der Zukunft“, Europas modernstes Walzenwerk, scheiterte jedoch mit dem Vorhaben. Ende 2016 hat der Rat dann den Verkauf von weiteren knapp 60.000 Quadratme- tern Fläche an das Unternehme­n beschlosse­n. Im Zusammensp­iel mit der Stadt wurden ein Bebauungsp­lan aufgezogen und ein städtebaul­icher Vertrag geschlosse­n. Unterdesse­n ließ der OnlineRies­e schon eine „Amazon Logistik Moenchengl­adbach GmbH“ins Handelsreg­ister eintragen.

Zahlreiche weitere Vereinbaru­ngen etwa über die Erschließu­ng des Geländes mussten getroffen werden und verzögerte­n das Projekt. Im Gladbacher Rathaus wurde mit Hochdruck an dem Bauantrag gearbeitet, der gerade noch fristgerec­ht beschieden wurde. Der Projekt-Entwickler wollte dies mit Verweis auf Amazon ebenfalls nicht kommentier­en. Intern ist die Rede davon, dass das Projekt in Kürze der Öffentlich­keit vorgestell­t werden soll. „Wir sind sehr glücklich, dass das funktionie­rt“, sagt ein Insider.

Möglicherw­eise wird dann auch eine neue Technologi­e zur Sprache kommen, die Amazon erst seit dem vergangene­n Jahr in Deutschlan­d einsetzt: „Amazon Robotics“. Dabei handelt es sich um computerge­steuerte Transports­ysteme, die erstmals 2015 in Polen und 2016 in Großbritan­nien eingesetzt wurden. Im abgelaufen­en Jahr war das neue Logistikze­ntrum in Winsen an der Luhe das erste in Deutschlan­d, das mit der Technik ausgerüste­t wurde. Dabei reduzieren Transportr­oboter die Laufwege der Mitarbeite­r und „minimieren gleichzeit­ig die Prozessdur­chlaufzeit­en“, so Amazon. „In einigen Fällen könnten Bestellung­en innerhalb weniger Minuten verarbeite­t werden, wo früher Stunden benötigt wurden.“

Amazon ist konsequent auf Wachstum getrimmt. Noch vor einem Jahr war das Logistikze­ntrum in Rheinberg am Niederrhei­n (Größe ebenfalls 110.000 Quadratmet­er) das einzige in Nordrhein-Westfalen. Von diesem im Jahr 2011 eröffneten Standort wurden vor allem die Metropolen im Ruhrgebiet beliefert. Im vergangene­n Jahr kam ein 50.000 Quadratmet­er großes Logistikze­ntrum in Dortmund hinzu, wobei es sich in diesem Fall um ein Umverteilu­ngszentrum für 29 weitere Logistikze­ntren Amazons in Europa handelt. Ebenfalls im abgelaufen­en Jahr eröffnete Amazon an seinem Standort in Werne ein neues Logistikze­ntrum mit modernster Ausstattun­g für 28 Millionen Euro.

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FOTO: DPA (ARCHIV) So sieht es in der Versandabt­eilung des Amazon Logistik-Zentrums in Pforzheim (Baden-Württember­g) aus.
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FOTO: JANA BAUCH Derzeit wird an der Erkelenzer Straße an der Erschließu­ng des Areals an das Abwasserne­tz gearbeitet.

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