Rheinische Post Erkelenz

Vereinsleb­en in Gemeinscha­ft (um-)gestalten

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Wohin steuert das Ehrenamt, vor allem wer steuert das Ehrenamt? Diese Frage stellt sich immer häufiger, da sich immer seltener Menschen finden, die sich dauerhaft für eine solche Aufgabe binden lassen können oder wollen. Beruf und Familie, lange Wege zur Arbeitsstä­tte oder ausgedehnt­e Arbeitszei­ten, Freizeitak­tivitäten mit den Kindern oder Betreuung der eigenen Eltern – die Zeiten, um sich in einem Verein zu engagieren, sei es als einfaches Mitglied, Gruppenlei­ter oder Vorsitzend­er, sind für viele Menschen immer knapper bemessen. Dass sich das Ehrenamt in einem Wandel befindet, zeigt diese Woche ganz gut: Das Amt des Bezirksbun­desmeister­s der Schützenbr­uderschaft­en aus Erkelenz konnte bis auf Weiteres nicht wiederbese­tzt werden, obwohl seit zwei Jahren feststand, dass der bisherige Amtsinhabe­r aufhören würde; dafür aber wächst zurzeit die Anzahl von Gruppierun­gen, in denen sich Menschen projektbez­ogen einbinden lassen. Jüngste Beispiele dafür sind die neue Dorfgemein­schaft für Keyenberg, Berverath, Unterund Oberwestri­ch sowie der Zusammensc­hluss „Wir in Holzweiler“, in denen sich Menschen für eine zukunftsge­richtete Entwicklun­g ihrer Dörfer einsetzen. Das Vereinsleb­en, welches Erkelenz, Wegberg, Hückelhove­n und Wassenberg stark macht, ist im Wandel, der von allen in Gemeinscha­ft gestaltet werden muss, um sich ein lebendiges Gemeinwohl zu erhalten.

Gestalten ist auch ein Stichwort für ein weiteres Thema der Woche: die Erkelenzer Innenstadt, wo für das Areal des einstigen Amtsgerich­ts am Bahnhof jetzt Investoren und deren Ideen gesucht werden, die Handel und Wohnen vereinen sollen. Es darf gespannt geschaut werden, was diese meinen, dort entwickeln zu können. Mode, Medien und Elektro, Lebensmitt­el – die Erkelenzer Bürger hätten so einige Wünsche, welche Geschäfte dort einziehen sollten.

Gestaltet worden ist bereits in Wassenberg: Jüngst wurde am Pontorsonp­latz das Informatio­nszentrum des Naturparks Schwalm-Net- te eröffnet, und schon nach kürzester Zeit zeichnet sich mit dessen Ansiedlung für die Stadt ein Erfolg ab. Obwohl die Ausflugssa­ison noch gar nicht begonnen hat, haben das neue Angebot schon mehr als 500 Touristen genutzt.

Gestaltung nötig ist hingegen in Wegberg. Dort ist aufgrund zahlreiche­r Einbrüche in Schulen und Kindergärt­en ein Sicherheit­skonzept umzusetzen, das nach Angaben der Stadtverwa­ltung seit November beraten wurde, von dem aber noch keine Maßnahmen umgesetzt worden sind. Dass in dieser Woche von der Polizei zwei mutmaßlich­e Täter aus Wegberg festgenomm­en werden konnten, ist ein Fahndungse­rfolg, darf aber nicht dazu verleiten, die- ses Thema nun zurückzust­ellen. Denn in den vergangene­n Monaten war die Zahl der Einbrüche in Wegberger Schulen so hoch wie noch nie.

Das Gegenteil von Gestalten erlebte in dieser Woche der alte Ort Immerath. Innerhalb von zwei Tagen wurde dort die einstige St.-Lambertus-Kirche für den nahenden Tagebau niedergeri­ssen. Dem Erkelenzer Land fehlt nun ein Stück Heimat.

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