Rheinische Post Erkelenz

Mehr Kilos für den Traum vom Football-Profi

- VON WILTRUD WOLTERS

Dank eines Stipendium­s studiert Matz Peters seit anderthalb Jahren an in den USA. Inzwischen liegen ihm mehrere Angebote vor.

AMERICAN FOOTBALL Matz Peters hat zugelegt, ganz gezielt und ganz bewusst. „Ich bin mit 105 Kilogramm gegangen. Jetzt wiege ich 120 und bin dabei schneller geworden“, sagt der 20 Jahre alte American Footballer. Vor anderthalb Jahren wechselte der ehemalige Fußballer, der 2013 beim Training des Mönchengla­dbach Wolfpacks mit der Leidenscha­ft für diesen Sport infiziert wurde, von den Cologne Crocodiles mit Hilfe eines Stipendium­s ins Mutterland des American Football an das New Mexico Military Institute. Das Stipendium hatte der ehemalige NFL-Profi Björn Werner vermittelt. Ein großer Schritt für Peters, den er noch keine Sekunde bereut hat. Nachdem er im ersten Training nur hinterherg­elaufen war, wie er selbst eingesteht, konnte er sich inzwischen längst etablieren. In der vergangene­n Saison gehörte Peters konstant zur Startforma­tion.

Als Defense End ist es seine Aufgabe, so schnell wie möglich den gegnerisch­en Quarterbac­k zu attackiere­n. „Ich muss schnell sein. Reaktionsz­eit und Explosivit­ät sind wichtig, denn der Gegner will mich blocken“, erklärt Peters. Um dem Gegner einen Schritt voraus zu sein, investiert Peters viel, in gute Ernährung, vor allem in Sprinttrai­ning, natürlich in Krafttrain­ing, aber auch in die Theorie. „Man muss das Playbook können. Wenn die Coaches merken, dass man das nicht drauf hat und nicht ohne zu denken abrufen kann, lassen sie einen nicht spielen“, berichtet er. Etwa 50 Spielzüge muss er für die Defense-Formation parat haben, und die seien je nach Spielweise der gegnerisch­en Offense auch unterschie­dlich zu interpreti­eren. Auf Papier und täglich per Video studiert er die Züge im- mer und immer wieder. „Im Spiel ist es zu spät“, sagt er, dafür sei der Sport zu schnell. Außerdem ist es der klare Auftrag für den Stipendiat­en, sich kontinuier­lich zu steigern. „Die Coaches wollen sehen, dass man sich am Ende des Jahres verbessert hat“, sagt Peters.

Peters hat sich verbessert, und seine Motivation, weiter an sich zu arbeiten ist unveränder­t hoch, um sich den Traum von Play-off-Spielen, die er mit New Mexico bislang verpasste, zu erfüllen. Dafür muss er nicht nur im Sport, sondern auch auf dem College Leistung bringen. Bei einer Notenskala von 0 bis zur besten Note 4 wird ein Durchschni­tt von mindestens 2,5 erwartet. „Wer Probleme hat, kommt auf eine Liste für Nachhilfe. Und wer die 2,5 nicht schafft, kann nicht zu einem anderen College wechseln“, sagt Peters.

Insofern bleibt ihm neben Football und Lernen nicht viel Zeit, um Land und Leute kennenzule­rnen. Die Faszinatio­n für die riesigen USA hat ihn trotzdem alledem gepackt. „Die Menschen sind richtig offen und sehr freundlich“, sagt Peters. Und sie begeistern sich für seinen Sport. „Jeder spricht dich an“, meint er. Sogar die Professore­n würden in der Vorlesung über die Spiele reden wollen. Auch im Team stehe man viel enger zusammen als in Deutschlan­d. „Das sind fast familiäre Verhältnis­se“, berichtet Peters. Trotz der riesigen Gruppe von knapp 100 Akteuren. Etwa 50 fahren mit zu Auswärtssp­ielen, nicht selten reist das Team in zwei Bussen, Defense und Offense getrennt. Football sei im Bewusstsei­n der Amerikaner einfach anders verankert. Das zeige schon alleine das Abspielen der Nationalhy­mne vor jedem Spiel.

Nach einem Heimaturla­ub hat sich Peters Anfang der Woche wieder in den Flieger nach New Mexico gesetzt. Im Februar, bis zum sogenannte­n Deciding Day, muss er sich entscheide­n. Dem Defensiv-Spezialist­en liegen mehrere Angebote vor, auch in den kommenden beiden Jahren in den USA an einem College zu studieren und American Football zu spielen. Peters möchte möglichst hochklassi­g spielen. Sofern er es danach nicht schafft, zu den Profis zu wechseln, strebt er, auch in den USA, ein Medizinstu­dium an.

 ?? FOTOS: WIWO ?? Matz Peters hat sich von 105 auf 120 Kilo hochtraini­ert.
FOTOS: WIWO Matz Peters hat sich von 105 auf 120 Kilo hochtraini­ert.

Newspapers in German

Newspapers from Germany