„Unser Kader ist für die nächsten Jahre angelegt“
Vertrag inzwischen bis 2020 verlängert. Trotzdem habe ich ihm signalisiert und auch schon mit seinem Berater darüber gesprochen, den Vertrag zu verlängern. Ich hoffe, dass das relativ zeitnah passiert. Patrick Herrmann ist auch ein Thema. Sein Vertrag endet 2019. EBERL Er war ja eineinhalb Jahre fast ständig verletzt, dann war die Hinrunde nicht so, wie er sich das vorgestellt hat. Er hatte zwar seine Einsätze, aber viele Ein- und Auswechslungen. Ich kann Spieler verstehen, wenn sie unzufrieden sind, anders herum haben wir einen Kader mit einer großen Konkurrenzsituation, der man sich stellen muss. Bei Patrick sind wir so verblieben, dass im Winter nichts passiert, wir uns aber im Laufe der Rückrunde zusammensetzen und besprechen, wie es weitergeht. Er ist bei uns groß geworden, geht in sein zehntes Jahr – auch das ist ein Zeichen von Qualität. Wir sind froh, dass Patrick da ist. Er hat gegen Ende der Hinrunde sein Niveau wieder erreicht und wird in der Rückrunde eine wichtige Rolle spielen, auch im Derby. Es gibt noch immer viele Verletzte. Das sollte eigentlich besser werden. EBERL Zunächst mal hoffe ich, dass wir im neuen Jahr von Verletzungen mehr verschont bleiben als in den vergangenen Jahren. Wenn wir alle beisammen haben im Laufe der nächsten Wochen, haben wir eine Chance aus einer sehr guten Ausgangslage heraus, unsere Ziele zu erreichen. Natürlich fehlen immer noch einige wichtige Spieler mit Stammplatz-Potenzial. Aber es hat sich schon etwas getan bei den Verletzungen: Wir haben weniger Muskelverletzungen, aber dafür leider mehr, ich sage es mal so, Spielschäden wie einen Innenbandriss, einen Mittelfußbruch, Kopfverletzungen, einen Kreuzbandriss. Die Verletzungen machen ein Gefüge natürlich immer instabil. Als wir einige Spiele lang den gleichen Kader hatten, gab es dann auch eine Serie. Für die Rückrunde wünsche ich mir öfter eine solche Situation. Trotz der Verletzungen kann aber noch Qualität eingewechselt werden, wie in Mainz Thorgan Hazard, Michael Cuisance und Jonas Hofmann. EBERL Wir haben uns diesbezüglich in den letzten Jahren stark verbessert. Deswegen haben wir auch Luft nach oben. Wir haben 28 Punkte in der Hinrunde geholt und trotzdem sage ich: Wenn der Kader komplett ist, geht vielleicht noch mehr, weil wir stabiler sind. Wir haben einen Kader, der um das internationale Geschäft mitspielen kann. Und am Sonntag als Favorit nach Köln fährt. EBERL Das ergibt sich aus der Tabellenkonstellation. Der Sechste reist zum Letzten. Man kann es aber auch umdrehen und sagen: Ein Europapokal-Teilnehmer empfängt ein Team, das das Ziel Europa in der vergangenen Saison verpasst hat. Aber ja: Wir sind in der Favoritenrolle – und trotzdem sind Derbys immer speziell. Wir müssen unserer Rolle mit Moral und Einsatz gerecht werden. Köln wird genau das in die Waagschale werfen. Was ist in dieser Saison noch drin für Borussia? EBERL Bayern, Dortmund und Leipzig werden oben stehen, vermute ich. Sie haben die größte Qualität. Es folgen fünf, sechs, sieben Teams, die um die Plätze dahinter spielen. Dazu gehören wir. Wir würden natürlich gerne Vierter werden, aber es ist alles sehr eng. Diese Enge ist Chance und Risiko zugleich. Man muss es hochprofessionell und konzentriert angehen, sonst wird man seine Ziele nicht erreichen. Selbst, wenn wir in Köln gewinnen, wäre es nur eine Etappe. Danach geht es weiter und bleibt eng. Wir müssen uns oben festbeißen, um dabei zu sein, wenn die Entscheidungen fallen. Wie wichtig ist die Tabellenkonstellation für die Kaderplanung? EBERL Die Champions League und die Europa League sind natürlich ein Argument mehr, wenn ich mit Spielern verhandele. Aber wir können nicht per se mit Europa argumentieren, so weit sind wir noch nicht. Trotzdem fällt es mir heute leichter, Gespräche zu führen als noch vor einigen Jahren. Ich kann auf Erfolge verweisen und nicht nur auf das, was wir vorhaben, wie damals, als wir mit Marco Reus gesprochen haben, um ihn zu uns zu holen. Sind Spieler wie Cuisance ein Argument, eben weil sie so schnell in der Liga angekommen sind? EBERL Das ist ja die Kehrseite der Verletzungen. Wenn Tobias Strobl und Laszlo Bénes gesund geblieben wären, hätte Mika vielleicht nicht schon neun Einsätze, sondern nur zwei oder drei. Er hat die Qualität sich durchzusetzen, aber er hätte nicht die Rolle gespielt wie jetzt. So sind Verletzungen immer auch eine Chance. Und es ist ja unser Ansatz, dass dann, wenn es nötig wird, die Jungen spielen müssen und ins kalte Wasser geworfen werden. Wir vertrauen ihnen in der Situation. Wir sagen den Jungs: Du hast den Kaderplatz. Und wenn du besser bist, spielst du. Oder, wenn sich der andere verletzt und du deine Qualität gezeigt hast im Training, spielst du. Das sind Argumente, die bei Gesprächen mit jungen Spielern eine Rolle spielen. Die Spieler setzen sich mit unserem Klub auseinander und wissen, was sie bekommen. Wir müssen diese Argumente bieten, es ist und bleibt der einzige Weg, erfolgreich zu sein. Bei den Transfersummen können wir nicht mithalten, darum müssen wir den Mut haben, auf die jungen Spieler zu setzen. Wirkliche Eigengewächse haben es aber schwerer als früher. EBERL Die erste Frage, die wir uns immer stellen, ist: Wer kommt aus dem Nachwuchsleistungszentrum? Wenn da keiner ist, dann denken wir über Spieler wie Mika oder vielleicht auch einen Andreas Poulsen oder Reece Oxford nach. Klar ist, dass die Spieler aus unserer Akademie auch Geduld haben müssen. Da ist Julian Korb ein gutes Beispiel. Er hat lange warten müssen und kam dann bei Lucien Favre rein. Jetzt war aber Nico Elvedi stärker und Julian ist einen neuen Weg gegangen. Derzeit gibt es aber nur wenig Einsatzzeit für Eigengewächse. EBERL Das ist ja gerade ein Thema um uns herum, ich weiß. Aber es gibt eben Aaron Herzog oder Marcel Benger, die ihre Rolle in der U23 gut gespielt haben und daher von Dieter Hecking dazu genommen werden. Auch in Louis Beyer haben wir ein Talent, bei dem ich sage: Er hat großes Potenzial. Und auch, wenn wir mit unserer U19 im Moment bescheiden dastehen, gibt es dort Spieler, bei denen es sich lohnt, hinzuschauen. Im Moment haben wir eben nicht so viele Jungs, weswegen wir extern geschaut haben. Trotzdem spielt der eigene Nachwuchs eine elementare Rolle bei der Kaderplanung.