Rheinische Post Erkelenz

Borussia zeigt sich wenig beflügelt

- VON JANNIK SORGATZ

Vier Akteure versuchen sich im Derby auf den Außenposit­ionen, sie können das 1:2 in Köln aber nicht verhindern.

KÖLN Über weite Strecken der Hinrunde muss sich Dieter Hecking gefühlt haben wie ein Koch, der seine Gerichte nur mit Salz und Pfeffer würzen kann. Sechs Flügelspie­ler hat Borussias Trainer im Kader, zwischenze­itlich waren vier verletzt. Als Hecking über seiner Derby-Aufstellun­g brütete, war er weit davon entfernt, die Qual der Wahl zu haben, doch es war schon ein Fortschrit­t, dass er überhaupt eine Wahl hatte. Die Gewinner des Flügel-Brainstorm­ings hießen Vincenzo Grifo und Patrick Herrmann, auch weil Thorgan Hazard im Angriff die Schonzeit für Raffael um 45 Minuten verlängern musste und Jonas Hofmann seit dem 28. Oktober kein Pflichtspi­el mehr absolviert hatte.

Jener 28. Oktober war der große Tag des Vincenzo Grifo, sein erster Startelf-Einsatz beim 3:1 gegen 1899 Hoffenheim, die wohl beste Einzelleis­tung eines Borussen in der Hinrunde. Rangekomme­n an dieses Niveau ist der Italiener seitdem nicht wieder. Nach dem verletzung­sbedingt schwierige­n Start in Gladbach sollte es im neuen Jahr für Grifo in gewisser Weise von vorne losgehen. Beim 3:0-Testspiels­ieg in Mainz glänzte er. „Die kurze Vorbereitu­ng hat mir sehr gut getan. Ich fühle mich gut“, sagte er gestern, was ihm aufgrund des Mainz-Spiels geglaubt werden darf, nicht aber aufgrund seines Auftritts beim 1:2 gegen den 1. FC Köln. 45 Minuten durfte er sich zeigen, die Ereignisse der zweiten Halbzeit sah er von der Ersatzbank, weil er Raffael weichen musste. „Dass wir in der 96. Minute noch das Tor bekommen, ist nicht zu fassen. Leider müssen wir das jetzt akzeptiere­n, es tut im Derby natürlich umso mehr weh“, sagte Grifo.

Patrick Herrmann erlebte den Treffer durch Simon Terodde ebenfalls von der Bank, nach zuvor ambi- valenten 80 Minuten für den 26-Jährigen. Bis kurz vor der Pause sah es aus, als würde Hecking eine Münze werfen müssen, um zu entscheide­n, wer für Raffael Platz machen muss. Doch Herrmann machte noch zweimal auf sich aufmerksam, sein Kullerball aus spitzem Winkel war in der Nachspielz­eit Gladbachs gefährlich­ste Chance bis dahin. Nur zwei Tore haben die Flügelspie­ler bislang erzielt – Fabian Johnson gegen Leverkusen und Hazard gegen Hamburg. Dem dritten kam Herrmann in der 69. Minute ganz nah, nun läuft er aber Gefahr, ein Jahr ohne Treffer zu vollenden. Raffael erzielte den Ausgleich im zweiten Nachschuss. Herrmanns letzte Aktion in der 80. Minute rundete das unglücklic­he Gesamtbild ab: Er zielte vorbei und machte dann, sichtlich mit sich hadernd, Hofmann Platz.

Flügelspie­ler Nummer vier im Derby brachte eine weitere Zutat ins Spiel: Pech. Nach Stindls und Hazards Vorarbeit zog Hofmann ab, sah aber im Augenwinke­l schon Jorge Meré heranrausc­hen. „In dem Moment, in dem ich schieße, haut mich der Gegenspiel­er ganz klar um. Frei zum Schuss zu kommen, sieht anders aus“, sagte Hofmann. Schiedsric­hter Felix Zwayer malte nach wütenden Protesten der Gladbacher einen Bildschirm in die Luft und schaute sich die Szene selbst an. „Warum er dann nicht auf Elfmeter entscheide­t, weiß ich auch nicht“, sagte Hofmann, der in zwei Jahren immer noch kein Bundesliga­tor für Gladbach erzielt hat. Für die letzte Komponente an einem auch für die Flügelspie­ler misslungen­en Nachmittag sorgte Hazard in der Nachspielz­eit: Sein Hackentric­k im gegnerisch­en Strafraum bescherte Köln den letzten Ballgewinn, den es zum 2:1 nutzte.

Raffaels starker Auftritt dürfte dafür sorgen, dass der Trainer am Samstag gegen den FC Augsburg von vier fitten Flügelspie­lern nur zwei aufstellt. Grifo, Herrmann, Hofmann, Hazard – wieder ist Grübelei angesagt.

 ?? FOTO: DIRK PÄFFGEN ?? Patrick Herrmann (am Ball) erlebte ambivalent­e 80 Minuten für Borussia im Derby. Zunächst galt er als Auswechsel-Kandidat zur Halbzeit, dann machte er auf sich aufmerksam, vergab aber Chancen und ging hadernd vom Feld.
FOTO: DIRK PÄFFGEN Patrick Herrmann (am Ball) erlebte ambivalent­e 80 Minuten für Borussia im Derby. Zunächst galt er als Auswechsel-Kandidat zur Halbzeit, dann machte er auf sich aufmerksam, vergab aber Chancen und ging hadernd vom Feld.

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